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15.01.2018 09:14

RTL-Dschungelcamp: Je mehr Streit, desto besser

Dr. Romy Müller UNI Services
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

    Am kommenden Samstag startet RTL die 12. Staffel der Sendung „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“. Der Publikumserfolg scheint dem Format selbst nach so langer Zeit sicher zu sein, liegt das Dschungelcamp deutschland- und österreichweit doch auf Platz 5 der meistgetätigten Google-Suchen im Jahr 2017. Die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Sarah Kohler fragt danach, warum das Publikum so gerne zusieht, wenn sich B- bis Z-Promis im Dschungel streiten und Kakerlaken essen.

    Da kann es schon mal passieren, dass Spiegel-Online täglich in bitterbösen Kommentaren das Geschehen auf den Bildschirmen kommentiert und Kommunen-Guru Rainer Langhans im Videoformat der Süddeutschen Zeitung seine Analysen zum Geschehen zum Besten gibt: Ab kommendem Samstag startet wieder das zweiwöchige Fernsehereignis „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“. Sarah Kohler, Forscherin am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der AAU, hat schon an ihrer vorherigen Arbeitsstelle an der Universität Münster damit begonnen, sich aus kommunikationswissenschaftlichen Gesichtspunkten mit dem Dschungelcamp zu beschäftigen. Insbesondere soziologische Aspekte seien hierfür interessant, sei für sie doch der Konflikt der entscheidende Moment für das Zuseherinteresse: „Der Sender muss stets danach trachten, möglichst viele Konflikte zu ermöglichen oder zu schüren. Das Instrument dabei sind die Dschungelprüfungen, deren Bestehen oder Nicht-Bestehen unmittelbare Auswirkungen auf die Gruppe und deren Dynamik haben. Wenn es beispielsweise nichts zu essen gibt, weil sich jemand geweigert hat, in Krokodilhoden zu beißen, entsteht eine gewisse Brisanz.“ Deshalb sei die Auswahl der mehr oder weniger prominenten Dschungelbewohnerinnen und –bewohner auch wesentlich.

    „Verhandelt wird im Dschungelcamp Kapital, von der Zigarette bis zur Empathie“, nimmt Sarah Kohler Bezug auf den Soziologen Pierre Bourdieu. Letztlich ginge es aber um die Voting-Stimmen des Publikums, mit Hilfe derer man zur Dschungelkönigin oder zum –könig gewählt werden könne. Authentizität sei dabei nicht immer erfolgsversprechend: „Authentizität kann sehr langweilig sein. Wir wünschen uns wohl, dass die BewohnerInnen Wahrhaftigkeit vortäuschen, wir ihnen aber weiterhin das Spielen einer Rolle unterstellen können.“

    Sarah Kohler ortet in den sozialen Konflikten die wichtigsten Entwicklungschancen für das Format: „Es geht wohl gar nicht mehr darum, die Grenzen des Ekels und der Überwindung bei den Dschungelprüfungen noch weiter zu verschieben, sondern an Konzepten zu feilen, die für den Zuseher bzw. die Zuseherin interessante Gruppendynamik-Prozesse auslösen.“ Für ihr Fach sei das Dschungelcamp nicht zuletzt daher interessant, weil es mittlerweile zu einem medien- und milieuübergreifenden Ereignis wurde, das selbst von renommierten Formaten kommentiert wird: „Das ist nicht das böse Unterschichtsfernsehen, sondern intelligent gestaltete Unterhaltung. Andere Medien müssen mittlerweile darauf referenzieren, weil ihnen sonst ein Thema des Tagesgeschehens fehlen würde.“


    Weitere Informationen:

    http://Ein ausführliches Interview mit Sarah Kohler finden Sie unter https://www.aau.at/blog/das-ekel-tv-das-auszog-zum-grenzuebergreifenden-mediener....


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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