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21.02.2018 19:00

Als Jäger und Sammler auf Migranten trafen

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Untersuchung uralter DNA enthüllt Urgeschichte Südosteuropas

    ForscherInnen von über 80 verschiedenen Institutionen unter der Federführung von Ian Mathieson (University of Pennsylvania), David Reich (Harvard Medical School) und Ron Pinhasi von der Universität Wien haben in einer neuen Studie die Genomgeschichte in Südosteuropa untersucht. Diese Region ist bisher kaum erforscht, was die Erbinformation von menschlichen Skeletten betrifft. Sie fanden heraus, wie es um die gegenseitige Beeinflussung und Vermischung der ansässigen Bevölkerung mit den neu eintreffenden Völkern aus Anatolien bestellt ist. Die Untersuchung erscheint aktuell in Nature.

    Vor ungefähr 8.500 Jahren breitete sich die Landwirtschaft begleitet von einer Völkerbewegung aus Anatolien vom Südosten ausgehend nach Europa aus. Ein internationales Forschungsteam analysierte nun 225 Genomdaten von historischen Völkern, die vor oder nach diesem Wandel gelebt hatten.

    Die Einflüsse und Vermischung dieser beiden Bevölkerungsgruppen gestalteten sich komplex. "An einigen Orten vermischten sich die Jäger und Sammler sehr rasch mit den einwandernden Bauern", erklärt Erstautor Iain Mathieson, Genetiker an der University of Pennsylvania, "dennoch blieben die beiden Bevölkerungsgruppen größtenteils isoliert, zumindest für die ersten paar hundert Jahre. Die Jäger und Sammler hatten dort seit tausenden Jahren gelebt und die Ankunft all dieser neuen Menschen, mit ihrer gänzlich anderen Lebensweise und anderem Aussehen, musste für sie ziemlich schockierend gewesen sein".

    "Zweitausend Jahre später waren sie bereits gut durchmischt“, ergänzt David Reich von der Harvard Medical School, der für die Leitung der Studie mitverantwortlich war: "Einige Populationen sind bis zu einem Viertel ihrer Abstammung Jäger und Sammler". In anderen Gegenden Europas war die Vermischung durch ein Geschlecht geprägt, denn der Großteil der Jäger- und Sammlervorfahren waren Männer. Allerdings entspricht das nicht den Ergebnissen im Südosten. "So ist ersichtlich, dass sich die Beeinflussung der beiden Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Gegenden unterschiedlich gestaltete, etwas, das wir im Zusammenhang mit archäologischen Zeugnissen zu verstehen versuchen", ergänzt Mathieson.

    "Durch die neuen Genomdaten können wir uns ein deutlicheres Bild vom Anfang des Übergangs zur Landwirtschaft in Südosteuropa machen. Anscheinend kam es gleich bei der Ankunft der Bauern zum Kontakt zwischen den landwirtschaftlich tätigen Gruppen und den Jägern und Sammlern in der Region. Da es keine Hinweise auf Gewalt oder Kriegsführung gibt, nehmen wir an, dass der Kontakt zwischen Individuen dieser beiden Gesellschaftsformen friedlich verlaufen ist", meint Ron Pinhasi, Anthropologe an der Universität Wien.

    "Diese Ergebnisse beleuchten die Beziehung zwischen Migrationswellen, genetischer Vermischung sowie Subsistenzwirtschaft in dieser Schlüsselregion und zeigen, dass sich Individuen selbst bei den frühen europäischen Bauern in ihrer Abstammung unterschieden und damit das dynamische Mosaik der Kreuzungen von Jägern und Sammlern widerspiegeln", so Ron Pinhasi, der für die Leitung der Studie mitverantwortlich war. So ergibt sich ein umfassendes Bild von Schlüsselperioden der Vergangenheit.

    Publikation in "Nature":
    The genomic history of southeastern Europe: Iain Mathieson, Ron Pinhasi, David Reich et.al.
    In: Nature
    Doi: 10.1038/nature25778

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Ass.-Prof. Ron Pinhasi, PhD
    Department für Anthropologie
    Universität Wien,
    1090 Wien, Althanstraße 14
    T +43-1-4277-54721
    M +43-664-60277-54721
    ron.pinhasi@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-60277-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Offen für Neues.
    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.500 MitarbeiterInnen, davon 6.600 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit 174 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at


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    Vor rund 8.500 Jahren breitete sich die Landwirtschaft begleitet von einer Völkerbewegung aus Anatolien vom Südosten nach Europa aus.
    Vor rund 8.500 Jahren breitete sich die Landwirtschaft begleitet von einer Völkerbewegung aus Anatol ...
    Copyright: Elenski/Leshtakov
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    Die beiden Bevölkerungsgruppen blieben - zumindest für die ersten paar hundert Jahre - größtenteils voneinander isoliert.
    Die beiden Bevölkerungsgruppen blieben - zumindest für die ersten paar hundert Jahre - größtenteils ...
    Copyright: Elenski/Leshtakov
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Vor rund 8.500 Jahren breitete sich die Landwirtschaft begleitet von einer Völkerbewegung aus Anatolien vom Südosten nach Europa aus.


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    Die beiden Bevölkerungsgruppen blieben - zumindest für die ersten paar hundert Jahre - größtenteils voneinander isoliert.


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