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05.03.2018 10:17

Weltmarktführer des für Stahlindustrie wichtigen Niob-Metalls fördert Materialforschung an Saar-Uni

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Niob ist ein weltweit stark nachgefragter Rohstoff, vor allem in der Stahlindustrie. Bei Pipelines etwa sorgt das Metall selbst bei Minustemperaturen dafür, dass der Stahl nicht spröde wird. Im Auto macht es das Stahlskelett steif und gleichzeitig verformbar, um mögliche Crashs abzufedern. Das Metallerz wird vor allem in Brasilien und Kanada aus Vulkangestein gewonnen. Der Weltmarktführer für diesen Rohstoff, die brasilianische Firma CBMM, wird jetzt in einer ersten Phase einen Forscher in der Materialwissenschaft an der Universität des Saarlandes und dem Steinbeis-Forschungszentrum für Werkstofftechnik (MECS) finanzieren.

    Mit Hilfe der Atomsonden-Tomographie wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie sich die Niobatome in die Nanostruktur des Stahls einfügen und seine Materialeigenschaften verändern. Niob wird bei der Stahlproduktion in vergleichsweise kleinen Mengen hinzugefügt. „Nur etwa jedes 10.000ste Atom im Stahl besteht aus Niob. Umso erstaunlicher ist die große Wirkung dieser geringen Konzentrationen. Sie machen den Stahl vor allem zäher, so dass er dehnbarer wird, ohne seine Festigkeit zu verlieren. Niob verhindert aber auch, dass Stahl bei Minusgraden spröde wird und plötzlich zerbricht wie Porzellan“, erklärt Frank Mücklich, Professor für Funktionswerkstoffe der Universität des Saarlandes. Dies spielt vor allem bei Öl- und Gas-Pipelines eine Rolle, die bei arktischen Temperaturen verlegt werden. In der Automobilindustrie setzt man auf Niobzugaben im Stahl, da nur so die Stahlkonstruktion in der Karosserie ausreichend Energie absorbieren kann und bei einem Unfall die Fahrgastzelle schützt. „Niob wird aber unter anderem auch in Supraleitern eingesetzt, weil Verbindungen aus Niob bei tiefen Temperaturen den Strom verlustfrei leiten können“, erläutert Frank Mücklich, der in Saarbrücken auch das Steinbeis-Forschungszentrum für Werkstofftechnik (MECS) leitet.

    Sein Forschungsteam hat sich auf die räumliche Analyse der inneren Struktur von Materialien auf verschiedenen Skalen spezialisiert und setzt dafür verschiedene dreidimensionale Verfahren ein. Diese konnten die Wissenschaftler in den vergangenen Jahren verfeinern und eng aufeinander abstimmen. „Wir setzen dafür hochauflösende Elektronenmikroskope sowie die Nano-Tomographie und Atomsonden-Tomographie ein. Die dabei erfassten einzelnen 3D-Informationen und 2D-Bildserien werden anschließend im Computer wieder zum exakten räumlichen Abbild zusammengefügt – auch bis hin zum einzelnen Atom“, erläutert Professor Mücklich.

    Mit den 3D-Analysetechniken können die Forscher nun alle Veränderungen der inneren Struktur von Stahl auch quantitativ darstellen und darüber herausfinden, welcher Mechanismus eine gewünschte Eigenschaft steuert. „Wir wollen die innere Struktur des Stahls genau verstehen und wissen, wie sich die Niob-Atome im Laufe des Produktionsprozesses in das innere Gefüge einpassen. Erst dadurch können wir die innere Struktur des Stahls für eine bestimmte Anwendung passend designen. Dann wüssten wir zum Beispiel, wie wir Niob am effektivsten einsetzen können, um überlegene Materialeigenschaften zu erzielen und wie wir durch den gezielten Einsatz von Niob andere teure Legierungselemente oder kostspielige Prozessschritte reduzieren können“, erläutert der Professor für Funktionswerkstoffe.

    Die präzisen 3D-Analysetechniken präsentierten Frank Mücklich und sein Team der kleinen Gruppe der weltweit renommierten Niob-Forscher, als sie im vergangenen Jahr einer Einladung zu einem gemeinsamen Workshop auf den Universitätscampus in Saarbrücken folgten. Das Unternehmen CBMM will jetzt die Niob-Forschung weiter vorantreiben und fördert die Saarbrücker Materialforscher im Projekt „Niob im Stahl“ in einer ersten Phase mit einem Wissenschaftler für drei Jahre. Die Forschungsarbeiten sollen nicht nur dazu dienen, die Mechanismen im Stahl genauer zu verstehen, sondern sollen auch dabei helfen, die Produktionsprozesse noch besser zu steuern.

    Fragen beantwortet:

    Prof. Dr. Frank Mücklich
    Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Universität des Saarlandes
    Steinbeis-Forschungszentrum Material Engineering Center Saarland (MECS)
    Tel. 0681/302-70500
    Mail: muecke@matsci.uni-sb.de

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610).


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-saarland.de/fuwe - Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe
    http://www.mec-s.de - Steinbeis-Forschungszentrum für Werkstofftechnik
    http://www.cbmm.com.br/en - Niob-Weltmarktführer CBMM
    http://www.uni-saarland.de/pressefotos


    Bilder

    Prof. Frank Mücklich
    Prof. Frank Mücklich
    Maximilian Schlosser
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    Die Atomsonden-Tomographie an der Universität des Saarlandes
    Die Atomsonden-Tomographie an der Universität des Saarlandes
    Oliver Dietze
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Energie, Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Prof. Frank Mücklich


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    Die Atomsonden-Tomographie an der Universität des Saarlandes


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