idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.03.2018 02:00

Was ein "Haa" über eine Futterstelle verrät

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Futterrufe von Kolkraben geben Aufschluss über Alter und Geschlecht

    Wenn Kolkraben (Corvus corax) an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, äußern sie spezielle Futter-assoziierte Laute, um Angehörige derselben Art zu Hilfe zu rufen. Laut einer Studie von WissenschafterInnen der Universität Wien und der Universität Cambridge beinhalten diese Rufe Hinweise über das Alter und Geschlecht des rufenden Raben. Das fanden die VerhaltensbiologInnen mit Hilfe der Analyse von Frequenz, Rufdauer und Lautstärke der Laute heraus. Die Ergebnisse dazu erscheinen aktuell im Fachjournal "Frontiers in Zoology".

    Kolkraben, die an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, verwenden eigene Rufe, um weitere Raben herbeizurufen und damit potenzielle Räuber in Schach zu halten oder dominante Raben überwältigen zu können. Wie WissenschafterInnen der Universität Wien und der Universität Cambridge herausfanden, unterscheiden sich die Hilferufe nach Alter und Geschlecht der Tiere. Diese Information könnte Raben bei der Entscheidung helfen, ob sie zur Futterstelle fliegen oder nicht. Markus Böckle erklärt: "Die meisten vorherigen Studien über die Eigenschaften von Rabenrufen konzentrieren sich auf das Erkennen von bekannten Individuen. Bis jetzt ist jedoch noch wenig darüber bekannt, welche Informationen zusätzlich auch für unbekannte Individuen übermittelt werden."

    Im Rahmen der aktuellen Studie hat das internationale Forschungsteam eine freilebende Population von Raben beobachtet, die regelmäßig bei der Wildschweinfütterung im Cumberland Wildpark Grünau im Almtal (Österreich) anwesend ist. Die WissenschafterInnen filmten die Fütterungen, um anschließend die Frequenz, Rufdauer sowie die Lautstärke der speziellen Laute der Raben identifizieren und analysieren zu können. Dabei stellte sich heraus, dass vorbeifliegende Raben potenzielle Futterrufe aufgrund der Information zu Alter und Geschlecht unterscheiden. Dadurch können sie den Grad an Konkurrenz um Futter bzw. etwaige Gefahren an der Futterstelle besser einschätzen. "Raben verwenden diese Rufe hauptsächlich dafür, um auf Futterstellen hinzuweisen. Gleichzeitig werden jedoch noch zusätzliche Informationen an die hörenden Raben weitergegeben. Spannend dabei ist, dass Rufe, die sich auf Objekte in der Außenwelt beziehen, oft als Vorläufer von Sprache betrachtet werden können. Unsere Ergebnisse vertiefen somit den Einblick in die Intelligenz von Raben und ihr komplexes Futterverhalten", so Böckle.

    Die ForscherInnen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren für die alters- und geschlechtsspezifischen Variationen der Rufe verantwortlich sind. Unter anderem sind Größenunterschiede zwischen Raben verschiedenen Alters und Geschlechts sowie hormonelle und neuronale Differenzen zwischen Männchen und Weibchen wahrscheinliche Gründe. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Raben die nötige Variation der Rufe produzieren und auch wahrnehmen können. Das ermöglicht den Tieren, ihre Entscheidungsprozesse abhängig von dieser Information zu gestalten, um dann entweder die Futterstelle und die fressenden Raben aufzusuchen oder dieser fernzubleiben", so Böckle abschließend.

    Publikation in "Frontiers in Zoology"
    Raven food calls indicate sender’s age and sex. Boeckle et al. in: Frontiers in Zoology (2018) 15:5
    https://doi.org/10.1186/s12983-018-0255-z

    Wissenschaftliche Kontakte
    Univ.-Prof. Dr. Thomas Bugnyar
    Mag. med. vet. Philipp Maier
    Department für Kognitionsbiologie
    Universität Wien
    1090 Wien, Althanstraße 14
    T +43-1-4277-761 06
    thomas.bugnyar@univie.ac.at

    Markus Böckle
    M +43-680-324-63 79
    markus.boeckle@gmail.com

    Georgine Szipl
    M +43 699 19196294
    georgine.szipl@gmail.com

    Rückfragehinweis
    Stephan Brodicky
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 41
    stephan.brodicky@univie.ac.at

    Offen für Neues.
    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.500 MitarbeiterInnen, davon 6.600 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit 174 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://medienportal.univie.ac.at/uploads/media/MGA_boars_and_ravens_landing.mp4 Video I (Copyright: Georgine Szipl)
    http://medienportal.univie.ac.at/uploads/media/MGA_MVI_0027.MP4 Video II (Copyright: Georgine Szipl)


    Bilder

    Kolkraben, die an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, verwenden eigene Rufe, um weitere Raben herbeizurufen.
    Kolkraben, die an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, verwenden eigene Rufe, um weitere Raben he ...
    Copyright: Georgine Szipl
    None

    Die ForscherInnen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren für die alters- und geschlechtsspezifischen Variationen der Rufe verantwortlich sind.
    Die ForscherInnen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren für die alters- und geschlechtsspezifischen ...
    Copyright: Georgine Szipl
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Kolkraben, die an einer Futterstelle auf Probleme stoßen, verwenden eigene Rufe, um weitere Raben herbeizurufen.


    Zum Download

    x

    Die ForscherInnen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren für die alters- und geschlechtsspezifischen Variationen der Rufe verantwortlich sind.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).