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20.03.2018 09:54

Frühjahrsmüdigkeit: Licht ist die beste Therapie

Christine Bode Pressestelle
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH

    Aufwachen aus dem Winterschlaf und fit sein für den Frühling, das klappt am besten mit einer Lichttherapie, sagt Schlafmedizinier und Diplompsychologe Werner Cassel vom Universitätsklinikum Marburg. Die richtige Dosis Licht zur passenden Zeit kann nämlich wirken wie ein Medikament.

    Endlich ist der Frühling da. Die Sonne scheint und man bekommt sofort Lust, sich draußen wieder mehr zu bewegen: Spazieren gehen, Fahrrad fahren, die Sonne genießen. Doch bei so manchem zieht der Körper einfach nicht richtig mit. Besonders das Aufstehen fällt schwer, der Körper fühlt sich an wie Blei, kaum mühsam im Bad angekommen, möchte man sich am liebsten einfach wieder ins Bett legen.

    Rund ein Viertel der Bevölkerung spürt sie, die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit, sagt der Marburger Schlafmediziner und Diplom-Psychologe Werner Cassel. Doch woher kommt sie? Dafür gibt es mehrere Gründe: Seit Millionen von Jahren hat die Evolution Mensch und Tier darauf programmiert, sich für die kalten Monate eine dickere und somit wärmende Fettschicht zuzulegen und das tun wir auch noch heute: Die leckere Gans zu Weihnachten, Schokolade und Plätzchen erfüllen diesen Zweck. Zudem bewegen wir uns in der dunklen Jahreszeit deutlich weniger an der frischen Luft, weil es draußen einfach oft ungemütlich ist und auch viel früher dunkel wird.
    „Wir ernähren uns fetter und bekommen so auch weniger Vitamine und Spurenelemente“, so Cassel, „das führt dazu, dass unser Speicher für Aktivitäten einfach leerer ist. Gleichzeitig fordert uns der Frühling zu mehr Bewegung auf und da fehlt dann einfach die Power.“

    Die schlafmedizinische Forschung kennt einen zweiten Grund: Den „Winterschlaf“. Im Schnitt schlafen wir im Winter 20 bis 45 Minuten länger. Wenn wir morgens vor dem Wecker wach werden, können wir wieder besser einschlafen - ganz einfach, weil es noch dunkel ist. Aus diesem Grund gehen wir abends meist auch früher zu Bett. Ist es dagegen abends noch hell, sind wir länger aktiv und morgens weckt uns das Licht auch schon mal vor dem Wecker.

    Die Zeitumstellung auf Sommerzeit macht es den Frühjahrsmüden zudem noch einmal schwerer, denn nun müssen wir uns zunächst einmal darauf einstellen, eine Stunde früher aufzustehen, als es unserem bisherigen Rhythmus entspricht. Studien aus Kanada haben gezeigt: Am ersten Montag nach der Zeitumstellung gab es auf den Straßen acht Prozent mehr Unfälle, weil die Autofahrer müder und damit unkonzentrierter hinter dem Steuer sitzen. „Diese Umstellung auf den kürzeren Schlaf im Frühling ist ein zweiter Grund für die Frühjahrsmüdigkeit, die aber bei den meisten nach etwa zwei Wochen überwunden ist“, erklärt der Schlafmediziner.

    Wer aktiv werden möchte gegen Frühjahrsmüdigkeit und den „Jet Lag“ durch die Zeitumstellung, der sollte sich am besten eine Lichttherapie verordnen, rät Cassel: „Licht kann wirken wie ein Medikament. Denn Licht fördert die Produktion von Serotonin und Vitamin D und mit der richtigen Dosis Licht zur richtigen Zeit können wir uns sowohl fit für einen aktiven Tag wie auch für eine erholsame Nacht machen.“ Grund dafür ist das Schlafhormon Melatonin, das maßgeblich unseren Tag-Nacht-Rhythmus regelt. Etwa gegen 21 Uhr wird die Produktion des Schlafhormons im Körper richtig angekurbelt und fällt dann morgens nach drei Uhr wieder langsam ab. Je weniger Licht wir abends und in der Nacht abbekommen, desto höher ist die Konzentration des Hormons, das für erholsamen Schlaf sorgt. Kerzenschein und indirekte Beleuchtung am Abend sind deshalb nicht nur gemütlich, sondern sorgen auch für einen guten Schlaf, weil sie im Gegensatz zu hellem Licht die Melatoninproduktion fördern. „Schon das Licht der hellen Neonröhre beim Zähneputzen am Abend kann insofern hinderlich sein“, erklärt der Schlafmediziner.

    Umgekehrtes gilt für den Tag: Licht stoppt die Produktion des Schlafhormons und macht fit für den Tag. Besonders am Vormittag sollte man viel Licht tanken. Also wenn es irgend geht, lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit oder wenigstens das Auto nicht vor der Tür parken, sondern ein Stück zu Fuß laufen. Frühstücks- und Mittagspause nach Möglichkeit nach draußen verlagern. Laut Cassel haben zahlreiche Studien belegt: „Licht und körperliche Bewegung besonders am Vormittag fördern den Tiefschlaf in der Nacht. Dazu gehört auch, dass man den Übergang von Tageslicht zu Dunkelheit für den Körper möglichst kontrastreich gestalten sollte: Also morgens am besten gleich die Rollos hoch und die Fenster auf. Abends wenig und nur gedämpftes Licht einsetzen. Allein durch den richtigen Einsatz von Licht lassen sich zudem manche Schlafstörungen bekämpfen.“

    Kontakte:
    Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH (UKGM)
    Baldingerstraße
    35042 Marburg

    UKGM- Schlafmedizinisches Zentrum Marburg
    Leiter: Prof. Dr. Ulrich Koehler
    Dipl.-Psych. Werner Cassel
    Verhaltensmedizinische Therapie und Studienkoordination im Schlafmedizinischen Zentrum
    Tel.: 06421/58-65397
    E-Mail: cassel@med.uni-marburg.de

    UKGM-Pressestelle:
    Christine Bode
    Bereich Kommunikation / Pressesprecherin
    Telefon: (0641) 985-40013
    E-Mail: christine.bode@uk-gm.de
    Web: www.ukgm.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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