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22.03.2018 08:15

Nord-Süd-Kooperation im Kampf gegen Tuberkulose

Beat Müller Kommunikation
Universität Zürich

    Tuberkulose ist heilbar und könnte ausgerottet werden. Dazu müssen Patienten jedoch korrekt therapiert werden. Forschende der Universitäten Makerere und Zürich konnten nachweisen, dass die Medikamentenspiegel oft zu tief sind. In der Folge bleiben die Patienten länger mit der gefährlichen Krankheit ansteckend.

    Täglich sterben weltweit über 4'000 Menschen an Tuberkulose. Tuberkulose ist damit die häufigste Todesursache, die durch einen einzelnen Erreger verursacht wird. Am stärksten betroffen sind Menschen, die gleichzeitig an einer Immunschwäche wie z.B. einer HIV-Infektion leiden. Die hohe Sterblichkeit müsste jedoch nicht sein: Tuberkulose ist heilbar, wenn die Medikamente korrekt eingesetzt werden.

    Doch genau hier liegt das Problem. Die noch heute wichtigsten Medikamente gegen Tuberkulose – auch in der Schweiz – stammen aus den 60er Jahren: Die Therapie dauert lange, besteht aus vielen Pillen und hat zahlreiche Nebenwirkungen. Dies führt zu Therapieabbrüchen, womit die Patientinnen und Patienten weiterhin an der Krankheit leiden und zudem weitere Menschen anstecken. Bis anhin ist auch nicht klar, welches die optimale Dosierung der Tuberkulose-Medikamente ist.

    Konzentration der Medikamente im Blut gemessen

    Forschende der UZH und des Universitätsspitals unter der Leitung von Prof. Jan Fehr haben sich gemeinsam mit einem Forscherteam der Partneruniversität in Kampala, Uganda, dieser Frage angenommen. Während zweieinhalb Jahren massen sie bei 268 Studienpatienten, die an einer Lungentuberkulose und gleichzeitig an einer HIV-Infektion litten, wiederholt die Konzentration der Tuberkulose-Medikamente im Blut. Gleichzeitig wurden weitere Untersuchungen bis hin zum Erregernachweis im Auswurf gemacht. Die Patienten nahmen die Medikamente entsprechend der bis heute gültigen Dosierungsvorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein.

    Länger mit Tuberkulose ansteckend

    «Wir konnten zeigen, dass die Konzentration der beiden wichtigsten Tuberkulose-Medikamente, nämlich Isoniazid und Rifampicin, im Blut ganz deutlich tiefer sind als die international angestrebten Blutspiegel», erklärt Prof. Jan Fehr. Die tieferen Blutkonzentrationen haben zur Folge, dass die Tuberkulose-Patienten länger Tuberkelbakterien aushusten, als diejenigen mit höheren Medikamenten-Konzentrationen im Blut. «Diese Patienten mit tieferen Isoniazid- und Rifampicin-Spiegeln bleiben denn auch länger ansteckend».

    Blutspiegel müssen regelmässig gemessen werden

    Das hat global wiederum weitreichende Auswirkungen. Denn die WHO verfolgt die Strategie, bis 2030 die Tuberkulose-Todesfälle um 90 Prozent zu reduzieren. Dies gelingt aber nur, wenn die Epidemie kontrolliert werden kann, und es nicht zu weiteren Ansteckungen kommt. Um dies zu erreichen muss darüber nachgedacht werden, wie die Medikamenten-Konzentrationen der wichtigsten Tuberkulose-Medikamenten routinemässig kontrolliert und im Falle zu tiefer Blutspiegel höher dosiert werden können. Entsprechende Studien müssen durchgeführt werden, basierend auf der «SOUTH»-Studie, die weltweit als erste Studie dieser Fragestellung so rigoros nachgegangen ist.

    Literatur:

    Christine Sekaggya-Wiltshire et al. Delayed Sputum Conversion in TB-HIV Co-Infected Patients with Low Isoniazid and Rifampicin Concentrations, Clinical Infectious Diseases. 3 March 2018. Doi: 10.1093/cid/ciy179

    Kooperation der UZH/USZ mit Makerere Universität erforscht globale Gesundheitsprobleme

    Seit 2012 besteht eine enge Partnerschaft zwischen der Universität Zürich, dem Universitätsspital Zürich, der Makerere Universität und dem Infectious Diseasese Institute in Kampala, Uganda. Aufgrund der wachsenden, globalen Herausforderung durch Infektionskrankheiten haben sich die beiden Partner darauf verständigt, in den Bereichen Forschung, Klinik und Lehre langfristig zusammenzuarbeiten. Dabei steht aktuell die weltweite Optimierung der Versorgung insbesondere von an HIV und/oder Tuberkulose erkrankter Patientinnen und Patienten im Zentrum. Seit 2012 ist aus Zürich permanent eine Ärztin/ein Arzt der Klinik für Infektionskrankheiten des Universitätsspitals Zürich (USZ) vor Ort in Kampala.

    Ausbildung von Pflegenden bis zu Ärzten

    Die Kooperation beinhaltet auch Ausbildung von Medizinstudenten, Ärzten, Pflegenden und wissenschaftlichen Nachwuchskräften aus Uganda und der Schweiz. Bis dato haben über zehn Schweizer Medizinstudenten ein klinisches Praktikum, eine Masterarbeit oder eine Doktorarbeit an der Makerere Universität unter Supervision der UZH durchgeführt. Ugandische Medizinstudenten werden auf den Visiten am Infectious Diseases Institute und am Mulago National Teaching and Referral Hospital am Patientenbett unterrichtet.

    Messung des Blutspiegels erst jetzt möglich

    Im Rahmen der erwähnten Studie konnte eine ugandische Ärztin ein PhD absolvieren. Ferner wurde ein junger ugandischer Laborant ausgebildet, TB und HIV-Medikamentenspiegel im Blut zu messen. Zurzeit schult der ausgebildete Laborant seinen Mitarbeiter weiter und studiert parallel dazu im Masterstudiengang Pharmakologie. Die Messung des Spiegels der Tuberkulose- wie auch der neueren HIV-Medikamente im Blut war zuvor in Uganda nicht möglich und kann nun auch langfristig Patienten der gesamten Region zugutekommen.

    Weitere Informationen sind unter www.r4gh.org zu finden.

    Kontakt:
    Prof. Jan Fehr
    Departementsleiter Public Health
    Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
    Universität Zürich
    Tel: +41 44 634 46 79
    E-Mail: jan.fehr@usz.ch


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    Forschende der Universität Zürich erforschen zusammen mit der Makerere Universität globale Gesundheitsprobleme.
    Forschende der Universität Zürich erforschen zusammen mit der Makerere Universität globale Gesundhei ...
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Forschende der Universität Zürich erforschen zusammen mit der Makerere Universität globale Gesundheitsprobleme.


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