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26.04.2018 11:09

Fluoridlack im Milchgebiss kann Karies verhindern

Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

    Mit Lack weniger Karies als ohne Fluoridierung / Bezüglich Zahnerhalt, Zahnschmerzen oder dentalen Abszessen bleibt Nutzen unklar

    Während Karies bei Erwachsenen und Jugendlichen rückläufig ist, zeigen Untersuchungen bei den unter 3-Jährigen fast keinen Rückgang solcher Zahnschäden: Im Durchschnitt lässt sich bei rund 14 % der 3-Jährigen in Deutschland Karies an den Milchzähnen feststellen. Fluoridlack trägt wirksam zur Remineralisierung der Zahnoberfläche bei und verhindert die Entstehung und das Fortschreiten von Karies. Speziell bei kleinen Kindern bietet der Einsatz von Fluoridlack Vorteile, weil er schnell aushärtet. Ob die Fluoridierung auch bezüglich weiterer patientenrelevanter Endpunkte wie Zahnerhalt, Zahnschmerzen oder dentalen Abszessen Vorteile bietet, ist mangels aussagekräftiger Daten allerdings unklar.

    Dies ist das Ergebnis eines Rapid Reports, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) am 26. April 2018 publiziert hat.

    Milchzähne besonders anfällig für Karies

    Karies entsteht durch Bakterien im Zahnbelag, zuckerhaltige Lebensmittel und mangelnde Mundhygiene. Kinder sind besonders anfällig für Karies, denn bei den ersten Zähnen ist der Zahnschmelz empfindlicher als bei bleibenden Zähnen. Aber auch die bleibenden Zähne sind anfangs empfindlich: Wenn sie durchbrechen, ist ihr Zahnschmelz noch nicht ganz ausgehärtet und deshalb kariesanfällig. Sind bereits Milchzähne mit Karies befallen, werden oft auch die nachfolgenden bleibenden Zähne früh mit Karies „infiziert“. Insbesondere bei Kleinkindern kann die Mundhygiene und damit die Vorbeugung vor Karies aber eine Herausforderung sein.

    So wurden in die Fragestellung des vorliegenden Rapid Reports alle Kinder bis zu einem Alter von einschließlich 6 Jahren eingeschlossen – ob mit oder ohne Karies an den Milchzähnen: Bietet das Aufbringen von Fluoridlack im Milchgebiss Vorteile im Vergleich zur üblichen Versorgung ohne spezifische Fluoridierungsmaßnahmen?

    Karies im Fokus der Studien

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IQWiG extrahierten Ergebnisse aus 15 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), in denen insgesamt 5002 Kinder mit Fluoridlack behandelt wurden, während 4705 Kinder keine Fluoridierung erhielten. In vielen Studien wurden zusätzlich zum Aufbringen von Fluoridlack weitere Maßnahmen zur Kariesprävention angeboten, zum Beispiel Schulungen zur Mundhygiene, Vorführen von richtigem Zähneputzen oder das Bereitstellen von Zahnbürsten und fluoridierter Zahnpasta. Die Nachbeobachtungszeit betrug meist zwei Jahre, vereinzelt bis zu drei Jahre.

    Karies wurde als Endpunkt in jeder Studie untersucht, Nebenwirkungen in fast allen Studien. Weitere Endpunkte wie Zahnverlust, Zahnschmerzen, dentale Abszesse oder Zahnfleischentzündung (Gingivitis) waren nur selten Untersuchungsgegenstand. Daten hierzu zeigten keinen Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe, sodass sich keine Aussagen über Vor- oder Nachteile der Fluoridlackapplikation ableiten ließen. Daten zur mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität fehlten ganz.

    Fluoridlack fördert Remineralisation

    Trotz der sehr heterogenen Studienergebnisse ließ sich ein deutlicher Vorteil von Fluoridlack feststellen: Nach dem Aufbringen des Lacks trat Karies an Milchzähnen seltener auf als bei der Versorgung ohne Fluoridierung. Bei etwa jedem 10. Kind könnte damit Karies gänzlich verhindert werden. Und bei weiteren Kindern würde zumindest das Fortschreiten der Karies vermindert. Für den Nutzen des Fluoridlacks war es offensichtlich egal, ob die Kleinkinder bereits Karies oder noch ganz gesunde Zähne hatten.

    Zum Ablauf der Berichtserstellung

    Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte das IQWiG beauftragt, den Bericht in einem beschleunigten Verfahren als sogenannten Rapid Report zu erarbeiten. Zwischenprodukte werden daher nicht veröffentlicht und nicht zur Anhörung gestellt. Der vorliegende Rapid Report wurde im April 2018 an den Auftraggeber versandt.


    Weitere Informationen:

    http://www.iqwig.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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