idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.05.2018 11:19

Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom erstmals in Deutschland mit Laserfasern behandelt

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Ein Operationsteam um Prof. Manfred Wirth, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, wendete erstmals in Deutschland das sogenannte „Tookad“-Verfahren außerhalb von klinischen Studien an. Diese fokale Therapie, bei der lediglich die vom Krebs betroffene Seite der Prostata therapiert wird, nutzt den fotosensitiven Wirkstoff Padeliporfin („Tookad“). Im Rahmen einer Operation werden Laserfasern in die Seite der Prostata eingebracht, die vom Tumor befallen ist. Der Laser regt das „Tookad“-Medikament an, wodurch es zur Gefäßzerstörung sowie einer verminderten Blutzufuhr kommt, was das betroffene Gewebe absterben lässt.

    Bisher hatten Patienten mit einem Prostatakarzinom geringen Risikos in Deutschland lediglich drei Therapieoptionen: Eine Bestrahlung des Tumors, eine Entfernung der Prostata oder aber eine aktive Überwachung ohne therapeutische Eingriffe. Am gestrigen Donnerstag (3. Mai 2018) ist nun eine vierte, minimalinvasive Möglichkeit hinzugekommen. „Das ‚Tookad‘-Verfahren ist ein Meilenstein der Urologie: Erstmals können Patienten in Deutschland mit einem Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom auch risikoarm behandelt werden“, betont Prof. Manfred Wirth die Bedeutung der neuen Operationstechnik.

    „Gravierende Eingriffe wie die Bestrahlung des Tumors oder eine radikale Prostatektomie, also die Entfernung der Prostata, sind für Prostatakarzinome mit geringem Risiko nur im Ausnahmefall zu empfehlen, da sie erhebliche Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Impotenz hervorrufen können. Das bisherige Standardverfahren der aktiven Überwachung des Tumors durch regelmäßige ärztliche Kontrollen ohne therapeutischen Eingriff stellt für viele Patienten jedoch eine fortwährende psychische Belastung dar“, erklärt der erfahrene Tumorexperte.

    Minimalinvasive Prostatakarzinom-Behandlung

    Im Rahmen einer multizentrischen Studie, an der sich auch das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus beteiligte, wurde die Wirksamkeit des 2016 am renommierten israelischen Weizmann-Institut für Wissenschaften entwickelten „Tookad-Verfahrens“ bestätigt. Die Klinik für Urologie des Dresdner Universitätsklinikums ist deutschlandweit die erste Klinik, die dieses Verfahren jetzt in der Regelversorgung anwendet. Im Rahmen des „Tookad-Verfahrens“ setzen die Ärzte auf den fotosensitiven Wirkstoff Padeliporfin, der im „Tookad“-Medikament enthalten ist. Weil Lichtquellen mit einer bestimmten Wellenlänge den Wirkstoff anregen, muss der Patient während der rund eineinhalbstündigen Operation komplett verhüllt werden. Durch Laserfasern, die die Chirurgen minimalinvasiv über den Dammbereich in die Prostata einbringen und so das Medikament aktivieren, kommt es zur Zerstörung von Gefäßen und zum Absterben des mit dem Tumor befallenen Gewebes. Aufgrund der schonenden Therapie ist es den Patienten bereits am dritten Tag nach der Operation möglich, das Krankenhaus zu verlassen. Um auszuschließen, dass auch die nicht behandelte Hälfte der Prostata betroffen ist, ermitteln die Mediziner neun bis zwölf Monate nach der Operation im Rahmen einer Biopsie den Gesundheitszustand des verbliebenen Prostatagewebes.

    Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes und dessen zweithäufigste durch Krebs hervorgerufene Todesursache. Jährlich erkranken deutschlandweit rund 57.000 Männer neu an Prostatakrebs. „Anders als Patienten, bei denen die gesamte Prostata entfernt werden musste, tritt beim ‚Tookad‘-Verfahren keine Inkontinenz auf. Auch Einschränkungen bei der Potenz sind sehr selten“, erklärt Prof. Manfred Wirth. „Doch bisher kann nur ein geringer Anteil aller Prostatakarzinom-Patienten – nämlich solche mit einem geringen Risiko – von der neuen Therapie profitieren. Deshalb gilt es nun, im Rahmen weiterer Studien die Anwendungsfelder der neuen Operationstechnik gegebenenfalls auszuweiten, damit perspektivisch auch Patienten, die an Prostatakarzinomen mit höherem Risiko erkrankt sind, von der neuen Methode profitieren können.“

    Kontakt für Journalisten
    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Klinik und Poliklinik für Urologie
    Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Manfred Wirth
    Telefon: 0351 / 458 24 47
    E-Mail: manfred.wirth@uniklinikum-dresden.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uniklinikum-dresden.de/uro


    Bilder

    Beim „Tookad“-Verfahren werden Laserfasern zur Aktvierung des fotosensitiven Wirkstoffs Padeliporfin genutzt.
    Beim „Tookad“-Verfahren werden Laserfasern zur Aktvierung des fotosensitiven Wirkstoffs Padeliporfin ...
    Foto: Uniklinikum Dresden / Thomas Albrecht
    None

    Eingriff mit dem „Tookad“-Verfahren in einem der OP-Säle der  Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums.
    Eingriff mit dem „Tookad“-Verfahren in einem der OP-Säle der Klinik für Urologie des Dresdner Unikl ...
    Foto: Uniklinikum Dresden / Thomas Albrecht
    None


    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Beim „Tookad“-Verfahren werden Laserfasern zur Aktvierung des fotosensitiven Wirkstoffs Padeliporfin genutzt.


    Zum Download

    x

    Eingriff mit dem „Tookad“-Verfahren in einem der OP-Säle der Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).