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08.06.2018 12:00

Jahresbericht Gleichstellung Jeder zweite Ruf auf eine Professur geht inzwischen an eine Frau

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

    Jahresbericht 2017 der Gleichstellungsbeauftragten Prof. Dr. Ute Mackenstedt belegt Bedeutung der Gleichstellungsarbeit für Erfolge der Universität Hohenheim

    Jeder zweite Ruf auf eine Professur der Universität Hohenheim in Stuttgart geht inzwischen an eine Wissenschaftlerin. Dieser bewussten Berufungspolitik verdankt die Universität einen Professorinnen-Anteil, der mit aktuell 24 % deutlich über dem Landesdurchschnitt von 21 % liegt, berichtete die Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Ute Mackenstedt bei ihrer heutigen Präsentation ihres Jahresberichtes. Die wegweisende Gleichstellungsarbeit war auch mit ein Kriterium für Bund und Land, die Universität 2017 mit drei neuen Tenure-Track-Professuren zu fördern und 54 Mio. Euro für das Forschungszentrum HoLMiR in den Tierwissenschaften zu bewilligen. Im Jahr 2017 entwickelte das Gleichstellungsbüro außerdem neue Angebote wie z.B. ein Programm für existenzgründende Wissenschaftlerinnen. Im laufenden Jahr will die Gleichstellungsbeauftragte auch die Entwicklung eines Diversity-Konzepts zu einem ersten Abschluss bringen.

    Die Tatsache, dass die Universität Hohenheim im Jahr 2017 erneut jeden zweiten Ruf auf eine ihrer Professuren an eine Frau erteilte, verbucht Prof. Dr. Mackenstedt als ganz besonderen Erfolg. „Unter den jungen Kolleginnen und Kollegen haben wir damit bereits die angestrebte Parität erreicht.“

    Voraussetzung für diese Politik sei die aktive Rekrutierung vielversprechender Wissenschaftlerinnen. „Das Argument, es gäbe nicht genug Spitzenfrauen, kann ich nun auch mit diesen Erfahrungen widerlegen. Es gibt sie. Sie müssen aber für die Personalgewinnung meist anders betreut und oft auch aufgefordert werden.“

    Der Universität Hohenheim beschere die aktive Berufungspolitik inzwischen den höchsten Professorinnen-Anteil des Landes. „Als ich 2008 das Amt der Gleichstellungsbeauftragten an der Universität Hohenheim übernahm, hatten wir einen Professorinnen-Anteil von 7 %. In den vergangenen zwei Jahren schwankte der Frauen-Anteil unter den Professuren immer zwischen 24 und 25 %. Damit lag er auch konstant über dem Landesdurchschnitt von 21 %.“

    Universität ergänzt Karriereförderung für Wissenschaftlerinnen

    Ein weiterer exemplarischer Erfolg für das vergangene Jahr: Seit 2017 biete das Projekt „Entrepreneurin“ spezielle Unterstützung für existenzgründende Wissenschaftlerinnen. Entwickelt wurde es auch auf der Basis von Forschungsergebnissen des Hohenheimer Fachgebietes Unternehmensgründung und Unternehmertum (Prof. Dr. Andreas Kuckertz) auf. Das Projekt werde im Rahmen des Landesprogrammes CoMenT (Coaching, Mentoring und Training) gefördert. Auf diese Weise ergänze das Projekt „Entrepreneurin“ in idealer Weise das bestehende Mentoring-Projekt „MentHo“.

    Vom Land Baden-Württemberg sei das Projekt als förderungswürdig eingestuft worden und werde mit 450.000 Euro unterstützt. „Möglich wurde dies, weil die Universität das Gleichstellungsbüro im Rahmen des Hochschulfinanzierungspaktes personell aufstockte, was uns erst in die Lage versetzte, Gelder vom Land für neue Projekte einzuwerben.“

    Mit der Teilnahme an dem Professorinnenprogramm II habe das Gleichstellungsbüro begonnen, öffentliche Gelder für Maßnahmen einzuwerben, die letztlich auch der Wissenschaft und der ganzen Universität zu Gute kämen.

    Gleichstellung bescherte auch forschungspolitische Erfolge

    Mit seiner Arbeit habe das Gleichstellungsbüro auch einen Beitrag zu den großen forschungspolitischen Erfolgen der Universität Hohenheim in den vergangenen Monaten beigetragen: Die Bewilligung von 3 neuen Tenure-Track-Professuren im Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuches. Und die Bewilligung eines Forschungsneubaus samt Laborausstattung für das „Hohenheim Center for Livestock Microbiom Research“ (HoLMiR) mit einer Fördersumme von 54 Mio. Euro.

    In beiden Fällen habe die Universität ihre fachliche Exzellenz auch durch strukturelle Maßnahmen ergänzt, die v.a. darauf abzielten, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und die Gleichstellung in der Wissenschaft auszubauen. In der Begründung, mit der die Gutachter die Projekte zur Förderung empfahlen, wiesen sie beides Mal explizit auf diese Maßnahmen als vorbildliche Vorgehensweise hin.

    Universität schöpft ihr Potential bei weiblichen Mitgliedern noch nicht voll aus

    Die Beispiele belegten, dass das Thema Gleichstellung inzwischen in der Universitätskultur verankert sei und zunehmend auch universitäre Strukturen verändere.

    Dennoch sei es verfrüht, in den Bemühungen nachzulassen. „Wir haben durch einen langen Prozess einige Erfolge errungen, sind aber noch nicht an dem Punkt, wo wir das Potential der Universität und ihrer weiblichen Universitätsangehörigen voll ausschöpfen“, so Prof. Dr. Mackenstedt.

    Ein Anliegen sei ihr, den Anteil von Frauen in den entscheidungsfällenden Gremien zu erhöhen. „Im Senat als dem Herzen der akademischen Selbstverwaltung ist aktuell nicht eine einzige gewählte Professorin.“

    Zu den konkreten Plänen für das laufende Jahr gehöre deshalb auch die Vorbereitung auf das Professorinnenprogramm III, mit dem Bund und Land ebenfalls das Ziel verfolge, den Anteil von Frauen in den universitären Gremien und im wissenschaftlichen Nachwuchs zu steigern.

    Außerdem habe sich das Gleichstellungsbüro verstärkt dem Thema Diversity geöffnet. „Grund dafür ist, das schon die Gleichstellungsarbeit in sehr vielen Facetten denkt und deshalb auch viele Kompetenzen in Richtung Diversity mitbringt“.

    Ein erster Workshop habe gezeigt, dass es zu diesem Thema bereits sehr viele Initiativen an der Universität gäbe. „Das gilt vor allem für die Studierendenschaft.“ Weitere Workshops sollen dazu beitragen, voraussichtlich bis Ende des Jahres ein eigenes Diversity-Konzept zu entwickeln.

    Langer Weg von der Frauenförderung zum Diversity-Management

    In einem kurzen Exkurs zeichnete Prof. Dr. Mackenstedt auch den langen Weg von der frühen Frauenförderung vor 30 Jahren zur heutigen Gleichstellungsarbeit und dem künftigen Diversity-Management nach.

    „Auch hier gab es bereits vor über 30 Jahren autonome Gruppen, die sich des Themas angenommen hatten. Erst 1986 begann die Universität offiziell, sich damit zu beschäftigen, nachdem das Wissenschaftsministerium mit den damaligen Frauenförderplänen auf Reformen drängte.“

    In der Anfangsphase habe sich die Universität Hohenheim vor allem auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konzentriert. „Damals entstanden z.B. unsere KiTas, aber auch Pilotprojekte wie die Campusferien oder die Kinderfeuerwehr, die dann von vielen kopiert wurden“.

    Als erste Hochschule sei die Universität Hohenheim dann 2004 als familiengerechte Hochschule zertifiziert worden – um sich auch in der Folgezeit alle drei Jahre einer Überprüfung zu stellen. Die jüngste sogenannte Reauditierung sei 2017 erfolgreich abgeschlossen worden. Das Zertifikat dazu werde am 20. Juni 2018 in Berlin verliehen.

    Später im neuen Jahrtausend sei der Wechsel von Familiengerechtigkeit zur Gleichstellungspolitik erfolgt, die das Ziel hatte, die Universitätskultur und ihre Strukturen zu ändern. Auch dieser Wechsel sei durchaus politisch gewollt und gefördert worden – zum Beispiel durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die auf konkrete Reformen drängte, um den Anteil von Frauen in der Wissenschaft erhöhen.

    Kontakt für Medien
    Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hohenheim
    T 0711 459 22275, E mackenstedt@uni-hohenheim.de

    Text: Klebs


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-hohenheim.de/gleichstellung "Gleichstellung an der Universität Hohenheim"
    http://www.uni-hohenheim.de/zahlen "Jahresberichte, Zahlen und Fakten zur Universität Hohenheim"


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    regional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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