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12.06.2018 09:07

Zur Quelle des Wissens

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Frei zugängliche wissenschaftliche Veröffentlichungen fördern und deren Informationen miteinander verknüpfen: Dieses Ziel verfolgen Wissenschaftler der Universität Würzburg.

    Es gibt Wissen, das weiß man eben. Auch in der Forschung. Doch es kann passieren, dass Wissenschaftler zwar ein Forschungsergebnis kennen, nicht aber dessen Herkunft. Doch genau diese Erklärung wäre wichtig. Dann beginnt die Quellensuche, die sich endlos hinziehen kann. Diese Suche wollen die Bioinformatiker Dr. Konrad Förstner und Muhammad Elhossary von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) nun enorm vereinfachen.

    Sie entwickeln eine Webplattform, mithilfe der direkt auf die entscheidende Stelle in frei zugänglicher wissenschaftlicher Fachliteratur, sogenannten Open-Access-Publikationen, verwiesen werden kann. „Unsere Software ist sozusagen ein Wegweiser für wissenschaftliche Arbeiten, um Primärquellen zu finden“, erklärt Förstner, der Leiter des Projekts. Die Plattform „InterOA“ bauen die Wissenschaftler zunächst für Mikrobiologen.

    „InterOA” steht für „from Interactions to Open-Access-Articles“. Ziel des Projekts ist es, biologische Datensätze mit ihren zugrunde liegenden wissenschaftlichen Publikationen zu verbinden. „In der Mikrobiologie weiß man, dass Moleküle andere Moleküle regulieren. Diese Ergebnisse stehen häufig in wissenschaftlichen Artikeln, doch oft wissen die Leser nicht, woher der Autor diese Information hat.“ Manchmal müsse man das genauer wissen. „Gerade in der heutigen Zeit – mit der Gefahr von ͵Fake News’ – möchte man ja Fakten haben und umso leichter man diese bekommt, desto besser ist es“, erklärt der Bioinformatiker. „Unsere Software liefert hochaufgelöste Referenzen. Mit einem Klick landet man genau auf der Stelle der Publikation, die diese Fakten liefert“, sagt er.

    Alle können sich beteiligen

    Grundlage für die Plattform ist Wikidata – eine semantische Datenbank, die von der WikiMedia-Foundation entwickelt wird. „Wikidata ist der Versuch, die Welt auch in ihren Beziehungen abzubilden“, sagt Förstner und fügt hinzu: „Sie dient dazu, das Wissen der Menschen strukturiert zusammenzutragen.“ Wie alle Projekte der WikiMedia-Foundation, ist auch Wikidata eine offene, kollaborative Ressource. Das bedeutet: Jeder kann mitschreiben, lesen und Fehler ausbessern. „Alle, die gerne Fachartikel lesen, können sich an unserer Plattform beteiligen und Verweise in die Datenbank einpflegen“, sagt der Wissenschaftler.

    Angst vor einem Qualitätseinbruch hat Förstner nicht. „Es funktioniert wie Wikipedia. Und das ist dank der Arbeit der Gemeinschaft – wie vielfach belegt wurde – ein sehr exaktes Lexikon“, erklärt er. Jeder, der auf einen Fehler stieße, könne diesen letztlich bereinigen und vorgenommene Änderungen, wie bei Wikipedia, in der Historie nachvollziehen. „Unsere Plattform ist dadurch natürlich sehr niederschwellig und könnte damit auch interessant für Citizen Scientists – also Hobbyforscher – sein“, sagt der Bioinformatiker von der JMU.

    Open Access nicht Standard

    Der Haken an der Sache: „Unser System funktioniert nur bei Open-Access-Artikeln“, sagt Förstner. Das sei in der Praxis mitunter eine Herausforderung, denn noch sind Open-Access-Fachzeitschriften, untervertreten. Der Großteil ist nur nach Zahlen von Gebühren lesbar. „Für uns an der Uni ist das kaum ein Problem, wir können auf die meisten Zeitschriften zugreifen, da unsere Bibliothek viel Geld dafür bezahlt“, erklärt der Leiter von InterOA. „Doch wenn zum Beispiel ein erkrankter Mensch aktuelle Informationen über seine Krankheit beziehen möchte, und anfängt, Fachzeitschriften zu lesen, dann landet er sehr schnell an der Bezahlschranke. Deshalb brauchen wir einen Wandel hin zu Open Access, denn nur dann ist Wissen für alle zugänglich – schließlich ist unsere Forschung von Steuerzahlern finanziert.“

    Die Plattform solle unter anderem zeigen, dass Open Access auch noch viele andere Stärken habe. „Ein weiterer Vorteil ist, dass automatisiertes Text-Mining, also das softwarebasierte Erkennen von Kerninformationen der verarbeiteten Texte, ohne juristische Hürden durchgeführt werden kann. Das ist bei herkömmlichen Publikationsmodellen durch die Copyright-Restriktionen meistens nicht möglich“, erklärt Förstner.

    Zwar entwickeln die Wissenschaftler die Plattform derzeit speziell für die Mikrobiologie, jedoch „könnte dieses Prinzip auf ganz andere Fragestellungen und die zugehörigen Open-Access-Publikationen angewendet werden“, sagt Förstner. „Wir hoffen, andere kommen auf uns zu, weil sie diesen Ansatz nutzen wollen.“

    Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das BMBF hat im Rahmen seiner „Open-Access-Strategie“ das Ziel gefasst, freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen zum Standard zu machen. Ihre Ergebnisse werden Konrad Förstner und Muhammad Elhossary auch veröffentlichen: Open Access, versteht sich.

    Kontakt

    Dr. Konrad Förstner, Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie I, T.: +49 931 31-84279, konrad.foerstner@uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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