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07.09.2018 09:10

Tiefseebergbau hinterlässt tiefe Narben -Massiver Artenverlust 26 Jahre nach Abbau nachgewiesen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt, 07.09.2018. Gemeinsam mit einem internationalen Team haben Senckenberg-Wissenschaftlerinnen die Auswirkungen von Tiefseebergbau – wie den Abbau von Manganknollen – auf die Artenvielfalt am Meeresboden untersucht. Sie zeigen, dass auch 26 Jahre nach dem Abbau ein erheblicher Verlust bodenlebender Organismen zu verzeichnen ist. Insbesondere filtrierende Tiere sind betroffen – über zwei Jahrzehnte nach dem Abbau bleiben knapp 80 Prozent dieser Arten verschwunden. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Biogeosciences“.

    Das Bergbau Spuren hinterlässt ist selbstverständlich – das gilt auch für den Abbau von Rohstoffen am Meeresboden. „Es gibt belastbare Studien, die zeigen, dass sich beispielsweise der Abbau von Manganknollen negativ auf das Tiefsee-Leben auswirkt“, erläutert Dr. Lidia Lins vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und fährt fort: „Ob und wann sich die Tiere wieder von dem Eingriff erholen, ist aber noch weitestgehend unerforscht.“

    Die Zweitautorin der kürzlich erschienenen Studie hat daher mit einem internationalen Team die Auswirkungen des "DISturbance and reCOLonization (DISCOL)“-Experiments auf bodenlebende Tiefsee-Organismen untersucht. Während der 1989 beginnenden wissenschaftlichen Versuchsreihe wurden 22 Prozent eines insgesamt 10,8 Quadratkilometer großen manganknollenreichen Gebietes im südöstlichen Pazifik mit schwerem Gerät umgepflügt.
    Das Areal wurde einen Monat, sechs Monate, drei, sieben und 26 Jahre nach der Störung erneut untersucht, um die Vielfalt der Makro- und Megafauna und die Fischhäufigkeit zu beurteilen.

    „Wir haben diese einzigartige Zeitreihe aus der Tiefsee genutzt, um Nahrungskreisläufe für karbonatproduzierende und -fressende Organismen zu entwickeln. Aus diesen können wir dann ableiten, welche Auswirkungen das Umgraben des Meeresbodens innerhalb und außerhalb des gepflügten Bereiches hat“, erklärt Lins.

    Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Sogar noch 26 Jahre nach dem Experiment lag die Gesamtmasse von kalkbildenden Organismen innerhalb des gestörten Bereiches 54 Prozent unterhalb der Masse außerhalb des Gebietes. Am wenigsten betroffen waren dabei die auf dem Meeresboden fressenden Organismen – sie verzeichneten einen Verlust von 2,6 Prozent.
    „Die filtrierende und suspensionsfressende Fauna hat es umso härter getroffen. Hier gibt es knapp 80 Prozent weniger Aktivität“, ergänzt Lins und fügt hinzu: „Wir konnten zeigen, dass sich die Ökosysteme in der Tiefsee nur sehr langsam von Eingriffen erholen – fast 30 Jahre nach einer vergleichsweisen kleinen Störung ist gerade mal die Hälfte an Leben in das Gebiet zurückgekehrt. Wir plädieren daher für Schutzzonen in den Ozeanen!“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Lidia Lins Pereira
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
    Tel. 069- 7542 1303
    Lidia.Lins@Senckenberg.de


    Originalpublikation:

    Stratmann, T., Lins, L., Purser, A., Marcon, Y., Rodrigues, C. F., Ravara, A., Cunha, M. R., Simon-Lledó, E., Jones, D. O. B., Sweetman, A. K., Köser, K., and van Oevelen, D.: Abyssal plain faunal carbon flows remain depressed 26 years after a simulated deep-sea mining disturbance, Biogeosciences, 15, 4131-4145, https://doi.org/10.5194/bg-15-4131-2018, 2018.


    Bilder

    Manganknolle aus dem Untersuchungsgebiet im Pazifik.
    Manganknolle aus dem Untersuchungsgebiet im Pazifik.
    Senckenberg/Lins
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    Senckenberg-Wissenschaftlerin Lidia Lins bei der Untersuchung auf dem Forschungsschiff.
    Senckenberg-Wissenschaftlerin Lidia Lins bei der Untersuchung auf dem Forschungsschiff.
    Ivan Voltski
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Manganknolle aus dem Untersuchungsgebiet im Pazifik.


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    Senckenberg-Wissenschaftlerin Lidia Lins bei der Untersuchung auf dem Forschungsschiff.


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