idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.10.2018 12:22

Hirnwellen ermöglichen Einblicke ins Navigationssystem des Gehirns

Benjamin Waschow Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

    Mittels Tiefenelektroden messbare Hirnwellen erlauben Einblicke in das menschliche Navigationssystem, wie Forscher des Universitätsklinikums Freiburg nachweisen / Das Verfahren eröffnet neue Ansätze für die frühe Alzheimer-Diagnostik

    Das Gehirn legt eine Art Landkarte unserer Umgebung an, was eine zuverlässige räumliche Navigation erlaubt. Für die Erforschung, wie dieses Navigationssystem auf Zell-Ebene funktioniert, wurde 2014 der Nobelpreis vergeben. Nun haben Forscher des Universitätsklinikums Freiburg, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Peking nachgewiesen, dass Charakteristika dieses Navigationssystems auch in Hirnwellen vorhanden sind, die mittels Tiefenelektroden im menschlichen Gehirn messbar sind. Die Möglichkeit, auf diese Weise das neuronale Navigationssystem zu prüfen, eröffnet neue Ansätze für die frühe Alzheimer-Diagnostik. Denn ein schlechter werdender Orientierungssinn ist eines der ersten Anzeichen der Krankheit. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher am 11. Oktober 2018 im Fachmagazin Current Biology.

    Einblicke in die neuronale Aktivität

    Bereits früh im Krankheitsverlauf führt die Alzheimer-Erkrankung zum Symptom der räumlichen Desorientiertheit. „Der Verlust der räumlichen Orientierung stellt für Betroffene eine große Einschränkung im Alltag dar“, sagt Ko-Erstautor Dr. Lukas Kunz, Wissenschaftler am Epilepsiezentrum der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Die Ursache der Desorientierung dürfte im entorhinalen Kortex liegen. Diese Hirnstruktur ist bei der Alzheimer-Erkrankung mit als erstes betroffen – und vor allem dort befinden sich die sogenannten Gitterzellen. Diese Zellen bilden gemeinsam mit sogenannten Ortszellen fundamentale Komponenten das Navigationssystem des Gehirns.

    Nun konnten die Wissenschaftler aus Freiburg, der Ruhr-Universität Bochum und aus Peking zeigen, dass sich über Hirnwellen Rückschlüsse auf die Aktivität der Gitterzellen ziehen lassen. Hierzu zeichneten sie bei Epilepsiepatienten Hirnaktivität mittels Tiefenelektroden aus dem entorhinalen Kortex auf, während diese sich in einer virtuellen Umgebung bewegten. Möglich war das, weil die Elektroden in Vorbereitung eines epilepsiechirurgischen Eingriffs ohnehin im Gehirn platziert werden mussten.

    Fernziel: eine frühere Alzheimer-Diagnose

    In der Hirnaktivität fanden sie eindeutige Hinweise auf wichtige Charakteristika der Gitterzellen. „Wir haben einen Weg gefunden, die Aktivität von Gitterzellen mittels Hirnwellen zu messen. Dies kann langfristig zu spezifischen Tests einer eingeschränkten Funktionsfähigkeit des neuronalen Navigationssystems führen, etwa im Rahmen einer beginnenden Alzheimer-Krankheit“, sagt Dr. Kunz. Eine sehr frühe Alzheimer-Diagnose könnte dann die zeitgerechte Therapie mit andernfalls wirkungslosen Medikamenten ermöglichen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Lukas Kunz
    Spatial Memory Lab, Epilepsiezentrum
    Klinik für Neurochirurgie
    Universitätsklinikum Freiburg
    Telefon: 0761 270-52870
    lukas.kunz@uniklinik-freiburg.de

    Prof. Dr. Nikolai Axmacher
    Abteilung Neuropsychologie
    Institut für Kognitive Neurowissenschaft
    Fakultät für Psychologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Telefon: 0234 32 22674
    nikolai.axmacher@rub.de


    Originalpublikation:

    Hexadirectional modulation of theta power in human entorhinal cortex during spatial navigation
    Doi: 10.1016/j.cub.2018.08.029


    Weitere Informationen:

    http://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(18)31113-8 Link zur Studie


    Bilder

    Im Experiment mussten sich die Patienten im virtuellen Raum zurechtfinden. Gleichzeitig konnte die Aktivität der Navigationszellen gemessen werden.
    Im Experiment mussten sich die Patienten im virtuellen Raum zurechtfinden. Gleichzeitig konnte die A ...
    Universitätsklinikum Freiburg
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Im Experiment mussten sich die Patienten im virtuellen Raum zurechtfinden. Gleichzeitig konnte die Aktivität der Navigationszellen gemessen werden.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).