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19.10.2018 08:36

Abrupt aus dem Alltag gerissen - vor allem junge Hodgkin-Patienten hoffen auf neue Therapieansätze

Silke Hellmich KML | Information & Kommunikation
Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.

    Hodgkin-Experten aus aller Welt treffen sich in Köln

    Zum 11. Mal bringt das Internationale Hodgkin-Symposium (ISHL11) rund 1.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der ganzen Welt in Köln zusammen – in diesem Jahr vom 27.-29. Oktober. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Therapie von Hodgkin Lymphom-Patienten weiter optimieren lässt, um die Intensität der Therapie und die damit einhergehenden Spätfolgen für die häufig sehr jungen Patienten reduzieren zu können. Die Deutsche Hodgkin Studiengruppe (GHSG) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Andreas Engert (Uniklinik Köln) ist auf diesem Gebiet seit Jahrzenten wegweisend tätig und Gastgeber dieser Veranstaltung.

    40 Jahre Deutsche Hodgkin Studiengruppe

    Das Hodgkin Lymphom ist eine Krebserkrankung, die neben dem lymphatischen System auch andere Organe befallen kann. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, von der im Jahr etwa 3 von 100.000 Menschen betroffen sind. Viele der Patienten sind jung und die Diagnose Hodgkin Lymphom stellt einen gravierenden Einschnitt in ihre Lebens- und Zukunftsplanung dar. Nichtsdestotrotz konnte die Behandlung des Hodgkin Lymphoms in den letzten Jahrzehnten stetig verbessert werden, sodass inzwischen etwa 90 Prozent der Patienten langfristig geheilt werden können. Die Deutsche Hodgkin Studiengruppe (GHSG) in Köln hat an dieser Entwicklung einen maßgeblichen Anteil: In nunmehr 40 Jahren intensiver Forschungsarbeit etablierte die GHSG zahlreiche innovative Behandlungsstandards.

    Forschungsziel: Verringerung der Therapieintensität bei gleichbleibender Wirksamkeit

    Verbesserungen bei der Behandlung von Hodgkin Patienten wurden vor allem durch große internationale Therapiestudien erreicht, in denen das Zusammenwirken verschiedener Chemotherapeutika und einer Strahlentherapie untersucht wurde. Zuletzt konnte so die Intensität sowohl der Chemo- als auch Strahlentherapie für die meisten Patienten reduziert werden, trotzdem ist diese Therapie nebenwirkungsreich. Einige der Patienten entwickeln auch Jahrzehnte nach Therapieende noch Spätfolgen wie beispielsweise eine zweite Krebserkrankung, Organschäden an z.B. Herz- und Lunge, chronische Erschöpfung (Fatigue) oder reduzierte Fertilität. Vor allem in der Erstlinientherapie fokussiert sich die Forschung in den letzten Jahren daher darauf, die Intensität der Behandlung zu verringern.

    Die PET zeigt verbleibende Tumoraktivität an

    Durch die kürzlich veröffentliche GHSG HD 18 Studie ist es der Deutschen Hodgkin Studiengruppe gelungen, die Behandlung für einen großen Teil der Patienten mit einem Hodgkin Lymphom im fortgeschrittenen Stadium weniger intensiv zu gestalten – und zwar, ohne dass das Langzeitüberleben oder die Rückfallraten beeinträchtigt sind. Hierzu wurde eine bildgebende Untersuchung, die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt, welche den Stoffwechsel (Metabolismus) im aktiven Tumorgewebe darstellen kann. Die PET ermöglicht es, das Ansprechen auf die Therapie frühzeitig zu erkennen und so das weitere Vorgehen individuell zu steuern.

    „Diese jüngsten Forschungsergebnisse stellen einen entscheidenden Fortschritt für Patienten dar, die von einem Hodgkin Lymphom betroffen sind“, erklärt Andreas Engert, Leiter der GHSG. „Denn wenn sich nach zwei Zyklen Chemotherapie in der PET-Untersuchung kein metabolisch aktiver Tumor mehr nachweisen lässt, kann die Therapie mit zwei anstatt vier weiteren Zyklen Chemotherapie beendet werden.“ Die Patienten haben trotz der verkürzten Therapiedauer und entsprechend deutlich verringerten kurz- und langfristigen Nebenwirkungen ein ebenso geringes Risiko, dass das Hodgkin Lymphom zurückkehrt.

    Neue Medikamente: Worauf können Patienten hoffen?

    Neben optimierten Kombination von zum Teil bereits lange existierenden Wirkstoffen wurden zuletzt auch neue beim Hodgkin Lymphom wirksame Medikamente entwickelt und zur Rezidivbehandlung zugelassen. Hervorzuheben sind vor allem zwei Präparate bzw. Wirkstoffklassen: Das Antikörper-Wirkstoffkonjugat Brentuximab Vedotin erkennt die Krebszellen des Hodgkin Lymphoms und bindet an deren Zelloberfläche. Mit diesem zielgerichteten Ansatz wird die Chemotherapie in hoher Dosis erst innerhalb der Krebszelle freigesetzt und somit das Verhältnis von Wirkung zu Nebenwirkung verbessert. Kürzlich wurden zudem neue immun-therapeutische Medikamente aus der Gruppe der Immuncheckpoint-Inhibitoren (Anti-PD-1-Inhibitoren) zugelassen. Mit diesen Medikamenten, zu denen die Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab gehören, wird das Immunsystem des Patienten in der Umgebung der Krebszellen so modifiziert, dass es die Hodgkin Zellen attackiert und beseitigt.

    „Bei den wenigen Patienten, die mehrere Rückfälle ihrer Erkrankung erlebt haben, werden diese Therapien schon heute mit großem Erfolg eingesetzt“, fasst Andreas Engert den gegenwärtigen Stand der Forschung zusammen: „Die aktuelle Herausforderung für uns als Hodgkin Studiengruppe besteht nun darin, diese neuen Einzelsubstanzen so mit bewährten Therapiekonzepten zu kombinieren, dass auch die Erstlinienbehandlung in einer Weise verbessert werden kann, dass die Patienten ein möglichst unbelastetes Leben ohne Angst vor möglichen Spätfolgen führen können.“

    ISHL11: Themen – Registrierung – Programm

    Zum Internationalen Hodgkin Symposium (ISHL11), welches nun im 2-jährlichen Rhythmus abgehalten wird, werden mehr als 1.000 nationale und internationale Teilnehmer erwartet. Ein zentrales Thema des Kongresses werden neben der optimalen Versorgung von Langzeitüberlebenden sowie Reduzierung von Spätfolgen auch präklinische und klinische Aspekte der Immuntherapie sein. Das umfangreiche Programm mit Workshops, Scientific Sessions und Symposien des Internationalen Hodgkin Symposiums steht auf der ISHL11-Website online zur Verfügung. Interessierte Kolleginnen und Kollegen können sich dort für dieses Meeting anmelden: https://www.hodgkinsymposium.org

    Pressekontakt:
    Silke Hellmich
    KML | Information & Kommunikation
    Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.
    D-50924 Köln
    silke.hellmich@uk-koeln.de
    http://www.lymphome.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    German Hodgkin Study Group (GHSG)
    University Hospital of Cologne
    Kerpener Str. 62
    D-50924 Köln
    info@hodgkinsymposium.org
    https://www.hodgkinsymposium.org


    Originalpublikation:

    Lancet. 2018 Dec 23;390(10114):2790-2802. doi: 10.1016/S0140-6736(17)32134-7. Epub 2017 Oct 20.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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