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16.11.2018 11:01

Die Klassik gegen den Strich gebürstet

Stephan Laudien Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Wissenschaftler der Universität Jena veröffentlichen Buch über die politische Klassik

    Wie politisch waren die deutschen Klassiker? Waren sie überhaupt politisch? Wie vertrug sich beispielsweise Goethes Wirken als unpolitischer Dichter und Denker mit seiner Tätigkeit als Staatsmann im Dienste des Weimarer Herzogs Carl August? Fragen wie diese kommen in dem Band „Politisch-soziale Ordnungsvorstellungen in der Deutschen Klassik“ auf den Prüfstand. Herausgegeben von Prof. Dr. Klaus Ries und Prof. Dr. Walter Pauly von der Universität Jena ist das Buch jetzt in der Reihe „Staatsverständnisse“ der Nomos-Verlagsgesellschaft erschienen.

    Partielle Neubewertung der Deutschen Klassik

    Versammelt sind elf Aufsätze, mit denen die Autorinnen und Autoren nichts weniger unternehmen als eine partielle Neubewertung der Deutschen Klassik. Das beginnt schon beim Begriff der Klassik: „Die sogenannten Klassiker sind erst von der Nachwelt ernannt worden“, sagt Walter Pauly. Goethe oder Schiller selbst hätten eine solche Zuschreibung abgelehnt. Der Rechtswissenschaftler verweist darauf, dass die beiden Geistesheroen in ihren Auffassungen etwa zur Revolution in Frankreich nicht weit auseinander gelegen hätten: „Spätestens mit dem Tod des Königs verflog die Begeisterung!“

    Der Historiker Klaus Ries spricht von dem politischen Potenzial der Klassik, das nicht direkt aufscheine. „Das ist bislang eine Leerstelle der historischen Forschung“, sagt Ries. Dabei sei die Klassik doch eine Scharnierstelle zwischen Spätabsolutismus und Konstitutionalismus gewesen, etwas genuin Eigenes, das später zu etwas genuin Deutschem umgewidmet worden sei. „In der Rückschau wurde ein speziell deutscher Weg beschworen“, sagt Walter Pauly.

    Klaus Ries gibt zu bedenken, dass es an der Zeit sei, das Bild der Klassik gegen den Strich zu bürsten. Begriffe wie „Einheit“ (Goethe) und „Freiheit“ (Schiller) seien in der Revolution von 1848 aufgegriffen worden. An dem Unterfangen, die Klassik neu zu bewerten, waren neben Walter Pauly und Klaus Ries Literaturwissenschaftler, Philosophen, Historiker und Rechtswissenschaftler beteiligt. So hat beispielsweise Stefan Matuschek über den „politischen Wert der Höflichkeit“ bei Goethe, Schiller und Knigge geschrieben, Klaus Dicke das Verhältnis von Gehorsam und Widerstand im Malteser-Fragment Friedrich Schillers untersucht und Alice Stašková nahm Kunst und Staat in Schillers Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ unter die Lupe. Schillers Erziehungsprogramm sei im Übrigen – sagt Klaus Ries – „ganz klar“ ein politisches Programm. Noch längst nicht seien diese Thesen Allgemeingut, in dem neuen Band werden jedoch gewichtige Argumente dafür vorgelegt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Walter Pauly
    Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 942230
    E-Mail: w.pauly[at]recht.uni-jena.de

    Prof. Dr. Klaus Ries
    Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 13, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944430
    E-Mail: klaus.ries[at]uni-jena.de


    Originalpublikation:

    Walter Pauly/Klaus Ries (Hg.): „Politisch-soziale Ordnungsvorstellungen in der Deutschen Klassik“, Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2018, 297 Seiten, 49 Euro, ISBN: 978-3-8487-3513-6


    Bilder

    Das Cover der neuen Publikation.
    Das Cover der neuen Publikation.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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