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27.11.2018 11:17

Bewertungstool zur Steigerung der Innovationsfähigkeit des Gesundheitssystems

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

    Das deutsche Gesundheitssystem gilt weltweit als eines der besten, zeichnet sich aber auch durch Interessen- und Verteilungskonflikte aus, die soziale Innovationen behindern können. Um diese Hemmnisse abzubauen, wurde am Fraunhofer ISI im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Evaluationstool entwickelt, das Zielkonflikte offenlegt und die oft heterogenen Effekte einer Innovation im Gesundheitswesen transparent und diskutierbar macht.

    Das deutsche Gesundheitssystem verfügt international über einen guten Ruf und gilt etlichen Ländern als Vorbild. Dennoch werden seine Effizienz, Strukturen, Finanzierungs- oder Steuerungsinstrumente immer wieder infrage gestellt. Der demografische Wandel, die Zunahme chronischer und psychischer Krankheiten oder der Fachkräftemangel stellen das Gesundheitswesen vor zusätzliche Herausforderungen. Die Vielfältigkeit der anstehenden Veränderungen führt zu sehr verschiedenen Perspektiven in Politik, Gesundheitsversorgung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, was die Zukunftsfähigkeit und Reformbedürftigkeit des Gesundheitswesens anbelangt. Debatten über neue Praktiken, Regulierungen, Organisationsformen oder Systemstrukturen sind aufgrund einer »Kultur des Gegeneinanders« oft interessengeleitet, was ein Innovationshemmnis darstellt.

    Innovationshürden überwinden

    Um solche Innovationshürden zu überwinden, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer ISI das »Zielfokussierte Evaluationstool für Innovationen im Gesundheitswesen (ZEIG)« entwickelt. Das indikatorgestützte Tool orientiert sich an zwölf Zielfeldern wie »Qualitätssicherung und -verbesserung«, »Prävention und Gesundheitsförderung« oder »Stärkung der Patientenrechte«. Mittels Prüffragen und einer Bewertungsskala lassen sich Innovationen und Maßnahmen im Gesundheitswesen vor oder nach ihrer Einführung auf Zielkonflikte überprüfen. Ihre Effekte werden damit transparent und diskutierbar.

    Dr. Nils Heyen, der das ZEIG-Projekt am Fraunhofer ISI leitete, beschreibt die Anwendung des Bewertungstools wie folgt: »Mit ZEIG lassen sich Innovationen im Gesundheitswesen dahingehend überprüfen, inwieweit sie zur Erreichung von zwölf übergeordneten Zielen und damit zu einer positiven Gesamtentwicklung des Gesundheitswesens beitragen. Dazu zählen gute Arbeitsbedingungen von Fach- und Pflegekräften genauso wie der wirtschaftliche Erfolg von Gesundheitseinrichtungen, die Versorgungsqualität oder die Begrenzung finanzieller Belastungen von Versicherten. Werden mögliche Zielkonflikte identifiziert und anschließend entschärft, steigert das die Chancen für eine erfolgreiche Durchsetzung und Implementierung von Innovationen. Mit ZEIG lassen sich sowohl zukünftige Effekte einer Innovation abschätzen als auch die bereits sichtbaren Effekte von Innovationen und Maßnahmen nachträglich bewerten.«

    Fokus auf soziale Innovationen

    Im ZEIG-Projekt werden Innovationen als Neuerungen betrachtet, die zumindest für einen Teil der Akteure im Gesundheitssystem eine Verbesserung bedeuten. Der Fokus liegt dabei auf sozialen und weniger auf technologischen Innovationen. Beispiele sind die Einrichtung neuer Kooperationsformen zwischen verschiedenen Akteuren, die Einführung verbindlicher Personalvorgaben in der stationären Versorgung oder eine Aufgabenumverteilung zwischen den Gesundheitsberufen. Selbst eine politische Reform des Gesundheitswesens ließe sich mit »ZEIG« auf ihre Effekte und auf mögliche Zielkonflikte hin überprüfen.

    Severin Schmidt, Leiter des Gesprächskreises Sozialpolitik und bei der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich für die Themen Gesundheits- und Pflegepolitik, hebt vor allem ein Anwendungsgebiet des Evaluationstools hervor: »ZEIG lässt sich insbesondere in gesundheitspolitischen Diskussions- und Aushandlungsprozessen einsetzen, bei denen die Fronten der unterschiedlichen Akteure verhärtet sind. Denn pauschale Ablehnungen werden durch das Tool erschwert, Interessenlagen greifbarer und strittige wie unstrittige Punkte besser sichtbar. Dies käme dem gesamten Gesundheitssystem zugute.« Darüber hinaus ist die Anwendung des Tools für einzelne Akteure im Rahmen einer Selbstreflexion sowie in einem Forschungskontext sinnvoll.

    »ZEIG« ist frei zugänglich und steht online unter http://www.zeig-analyse.de zur Anwendung bereit.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Nils B. Heyen


    Originalpublikation:

    Publikation »ZEIG – ein zielfokussiertes Evaluationstool für Innovationen im Gesundheitswesen« im WISO-Diskurs der Friedrich-Ebert-Stiftung


    Weitere Informationen:

    https://www.zeig-analyse.de/
    http://library.fes.de/pdf-files/wiso/14563.pdf


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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