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29.11.2018 11:31

Leibniz-Promotionspreis geht nach München und Saarbrücken

Christoph Herbort-von Loeper M.A. Pressestelle Berlin
Leibniz-Gemeinschaft

    Auf ihrer Jahrestagung in Berlin hat die Leibniz-Gemeinschaft die herausragenden Doktorarbeiten des Historikers Carlos Alberto Haas aus München in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Materialforscherin Aleeza Farrukh aus Saarbrücken in der Kategorie Natur- und Technikwissenschaften mit ihrem Leibniz-Promotionspreis ausgezeichnet. Die Dissertationen beschäftigen sich mit dem Leben in jüdischen Gettos während des Zweiten Weltkriegs und mit dynamischen Biomaterialien zur Regeneration von Nervenzellen.

    Dr. Carlos Alberto Haas (33) vom Institut für Zeitgeschichte München Berlin untersuchte in seiner Dissertation zum Thema „Das Private im Getto. Transformationen jüdischen privaten Lebens in den Gettos von Warschau, Litzmannstadt, Tomaschow und Petrikau 1939-1944“ den Wandel, dem das private Leben jüdischer Gettobewohner im von Deutschland besetzten Polen unterlag. Wesentliche Grundlage der Arbeit sind zeitgenössische „Ego-Dokumente“, also Tagebücher, Briefe, Postkarten und Ähnliches. Damit leistet Carlos Haas' Arbeit einen wichtigen Beitrag zur jüngsten Gettoforschung, die den Blick auf die Opfer richtet und nicht – wie lange Zeit – auf die Täter. Da von Privatheit im heute landläufigen Verständnis in den jüdischen Gettos kaum die Rede sein konnte, definierte Carlos Haas den Begriff als Set sozialer Praktiken, mit denen je nach Situation Nähe oder Distanz hergestellt wurde. Haas‘ Analyse ergab dabei, dass sich private und öffentliche Praktiken häufig konterkarierten: So konnten ursprünglich öffentliche Dinge wie Schulunterricht oder Gottesdienste nur noch in geschützten Räumen mehr oder weniger verborgen stattfinden, während etwa vertrauliche Gespräche aufgrund der drängenden Fülle in den Wohnunterkünften nur noch im öffentlichen Raum möglich waren. Gerade das Schreiben eröffnete vielen Gettobewohnern eine Möglichkeit, in einer fremdbestimmten Umwelt einen Ausdruck von Selbstbestimmung und Autonomie zu finden. So legt die Arbeit auch dar, dass die betroffenen Juden nicht nur passive Opfer waren, sondern trotz der existenzbedrohenden Situation durchaus aktiv versuchten, eigene „private“ Prioritäten zu setzen.
    Carlos Haas studierte Mittlere und Neuere Geschichte sowie Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg und Rom. Das Promotionsvorhaben am Institut für Zeitgeschichte und der Ludwig-Maximilians-Universität München fand im Kontext eines größeren Forschungsprojekts „Das Private im Nationalsozialismus“ statt, das über den Leibniz-Wettbewerb gefördert wurde.

    Publikation:
    Carlos Haas: Das Private im Getto. Transformationen jüdischen privaten Lebens in den Gettos von Warschau, Litzmannstadt, Tomaschow und Petrikau 1939-1944. (erscheint 2019 im Verlag De Gruyter/Oldenbourg)

    http://www.ifz-muenchen.de/das-institut/mitarbeiterinnen/ea/mitarbeiter/carlos-a-haas/

    Dr. Aleeza Farrukh (31) vom INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien befasste sich in ihrem Promotionsvorhaben „Photo-Triggerable Laminin Mimetic Peptides for Directional Neural Regeneration“ mit instruktiven Biomaterialien zur räumlichen Ausrichtung des Wachstums und der Differenzierung neuronaler Stammzellen. Das Themenfeld der Arbeit umfasste dabei die chemische Synthese von Schlüsselmolekülen, die Entwicklung von Biomaterialien sowie die zellbiologische Untersuchung an empfindlichen primären Nervenzellen. Aleeza Farrukh entwickelte durch Licht steuerbare Biomaterialien (Peptide), die in der Lage sind, das Wachstum von Nervenzellen durch ein künstliches Gerüst, das die natürliche Mikroumgebung einer Zelle (extrazellulären Matrix) simuliert, räumlich zu steuern. Damit leistete sie einen relevanten Beitrag für die nächste Generation von Therapien in der Regeneration von Nervenzellen.
    Nach einem Chemiestudium an der Universität von Punjab in Pakistan kam Aleeza Farrukh 2013 als Doktorandin nach Deutschland und setzte ab 2015 ihre Arbeit am INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken fort. Das Promotionsvorhaben erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Zurzeit ist Aleeza Farrukh als Post-Doc im Programmbereich Dynamische Biomaterialien des INM tätig.

    Publikationen:
    Farrukh, Aleeza; Zhao, Shifang; Paez, Julieta I.; Kavyanifar, Atria; Salierno, Marcelo; Cavalié, Adolfo; del Campo, Aránzazu: In Situ, Light-Guided Axon Growth on Biomaterials via Photoactivatable Laminin Peptidomimetic IK(HANBP)VAV. ACS Applied Materials & Interfaces 2018, xxx (xxx), xxx. DOI: 10.1021/acsami.8b15517.

    Farrukh, Aleeza; Ortega, Felipe; Fan, Wenqiang; Marichal, Nicolás; Paez, Julieta I.; Berninger, Benedikt; del Campo, Aranzazu; Salierno, Marcelo J.: Bifunctional Hydrogels Containing the Laminin Motif IKVAV Promote Neurogenesis. Stem Cell Reports 2017, 9 (5), 1432-1440.
    DOI: https://doi.org/10.1016/j.stemcr.2017.09.002

    Farrukh, Aleeza; Paez, Julieta I.; Salierno, Marcelo; del Campo, Aránzazu: Bioconjugating thiols to poly(acrylamide) gels for cell culture using methylsulfonyl co-monomers. Angewandte Chemie-International Edition 2016, 55 (6), 2092-2096.
    DOI: https://doi.org/10.1002/anie.201509986

    http://www.leibniz-inm.de/mitarbeiter/farrukh-aleeza/

    Der Promotionspreis der Leibniz-Gemeinschaft:
    Der Promotionspreis der Leibniz-Gemeinschaft wird jährlich für die besten Doktorarbeiten aus Leibniz-Instituten in den Kategorien „Geistes- und Sozialwissenschaften“ und „Natur- und Technikwissenschaften“ vergeben. Er ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger trifft die elfköpfige Leibniz-Preisjury, die aus Personen des öffentlichen Lebens und leitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter dem Vorsitz von Leibniz-Präsident Matthias Kleiner besteht, aus den Vorschlägen der wissenschaftlichen Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft.
    http://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/auszeichnungen/promotionspreis/

    Pressefotos der Preisträger finden Sie unter
    http://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/presse/pressebilder/

    Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
    Mirjam Kaplow
    Tel.: 030 / 20 60 49 – 42
    Mobil: 0172 / 843 35 49
    <kaplow@leibniz-gemeinschaft.de

    Christoph Herbort-von Loeper
    Tel.: 030 / 20 60 49 – 48
    Mobil: 0174 / 310 81 74
    herbort@leibniz-gemeinschaft.de

    Die Leibniz-Gemeinschaft
    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
    http://www.leibniz-gemeinschaft.de


    Bilder

    Leibniz-Promotionspreis 2018: Aleeza Farrukh (INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken) & Carlos Alberto Haas (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin)
    Leibniz-Promotionspreis 2018: Aleeza Farrukh (INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrück ...
    Bild: Leibniz-Gemeinschaft/Peter Himsel
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Geschichte / Archäologie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Leibniz-Promotionspreis 2018: Aleeza Farrukh (INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken) & Carlos Alberto Haas (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin)


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