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07.12.2018 12:22

Funktionsstörung der Schilddrüse eindeutig entdecken? Ultraschall macht’s möglich

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    Berlin – Rund 600 000 Frauen in Deutschland sind von der Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow betroffen. Bei Männern tritt sie deutlich seltener auf. Emotionale Verletzbarkeit, Haarausfall, innere Unruhe, Schwitzen, Zittern und Durchfall sind einige der typischen Symptome. Da die Anzeichen denen einer Schilddrüsenüberfunktion ähneln und nur manche Patienten die bekannten hervortretenden Augen zeigen, können die Erkrankungen leicht verwechselt werden. Um rechtzeitig eine Therapie einleiten zu können, führen Ärzte diverse diagnostische Untersuchungen durch. Eine wesentliche Rolle fällt hierbei der Ultraschalluntersuchung zu.

    Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) machen darauf aufmerksam, dass mittels Ultraschall das Schilddrüsengewebe und seine Durchblutung besonders exakt bestimmt werden können. Zudem können Fachärzte durch eine spezielle Technik – die Feinnadelpunktion – andere Schilddrüsenerkrankungen eindeutig ausschließen.

    Die Schilddrüse (Thyroidea) ist eine wichtige Hormondrüse. „Sie übernimmt als Stoffwechselorgan eine Vielzahl von Funktionen im Körper“, sagt Professor Dr. med. Josef Menzel, Leiter der DEGUM-Sektion Innere Medizin. „Sie bildet unter anderem die jodhaltigen Hormone T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin), die den Stoffwechsel, den Kreislauf und die Stimmung beeinflussen.“ Gesteuert wird die Aktivität der Schilddrüse durch ein im Gehirn gebildetes Hormon, das TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon).

    Bei der Schilddrüse sind in erster Linie folgende Erkrankungen bekannt: Zum einen die krankhafte Vergrößerung des Organs, der sogenannte Kropf (Jodmangel), und zum anderen Knoten in der Schilddrüse. Auch bösartige Tumore können in und an der Schilddrüse auftreten. Neben den strukturellen Veränderungen werden bei der Schilddrüse auch funktionelle Veränderungen festgestellt. So gibt es eine Unterfunktion (Hypothyreose) und eine Überfunktion (Hyperthyreose) des hormonproduzierenden Organs. „Bei einer Überfunktion kommt es zu Haarausfall, Reizbarkeit, Schwitzen (Wärmeunverträglichkeit), Zittern, Bluthochdruck, schnellem Puls, Heißhunger, Durchfall und Muskelschwäche“, erläutert Menzel, Leiter der Medizinischen Klinik II am Klinikum Ingolstadt. Die Symptome der Unterfunktion sind Haarausfall, Depression, Kältegefühl, verlangsamter Puls, niedriger Blutdruck, Gewichtszunahme, Verstopfung, erhöhte Blutfette und Muskelschwäche.

    „Eine weitere, weniger bekannte Erkrankung der Schilddrüse, die leicht mit einer Überfunktion verwechselt werden kann, ist der Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung“, erklärt Menzel. „Normalerweise bilden die Immunzellen des Körpers Antikörper gegen Bakterien oder Viren; bei einer Autoimmunkrankheit wie dem Morbus Basedow greifen sie jedoch körpereigene Zellen an.“ Es kommt zu einer unkontrollierten Freisetzung von Schilddrüsenhormonen.

    Bei Morbus-Basedow-Patienten binden sich Antikörper an die Zellen der Schilddrüse und zwar an den Rezeptor für das im Gehirn gebildete Hormon TSH; man nennt die Antikörper deshalb TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Die TRAKs können sowohl eine Unter- als auch eine Überfunktion auslösen: „Wenn sie den TSH-Rezeptor blockieren, „denkt“ die Schilddrüse, sie hat eine Unterfunktion und muss gegensteuern, das heißt sie fängt an zu wachsen und es entsteht ein Kropf, also eine Vergrößerung der Schilddrüse“, so der Experte. „Wenn die TRAKs die Schilddrüse aber anregen, schüttet die Schilddrüse vermehrt Hormone aus – dann kommt es zu einer Überfunktion.“

    „Um eindeutig herauszufinden, ob ein Patient tatsächlich an einem Morbus Basedow oder an einer anderen Schilddrüsenerkrankung leidet, führt der Arzt diverse Untersuchungen durch“, sagt Menzel. Dazu gehören nach der genauen Feststellung der klinischen Symptome, die körperliche Untersuchung, die Analyse verschiedener Laborwerte – zum Beispiel der TRAKs – und die Ultraschalluntersuchung. „Mit Hilfe des Ultraschalls können wir die Diagnose schnell und sicher stellen“, betont Menzel. „Besonders wenn die sogenannte Farbdopplersonografie eingesetzt wird, kann die Struktur des Gewebes sehr exakt dargestellt werden. So lässt sich dann beispielsweise die für die Krankheit typische, massiv gesteigerte Durchblutung des gesamten Organs feststellen.“

    „Endgültige Sicherheit gewinnt der Spezialist mit der einfachen, sicheren und schnellen ultraschallgezielten Feinnadelpunktion“, so Professor Menzel. Hierbei entnimmt der Arzt der Schilddrüse unter Ultraschallüberwachung ein kleines Gewebestück und lässt es histologisch untersuchen. Mit diesem Verfahren kann er andere Erkrankungen der Schilddrüse eindeutig ausschließen. „Damit ist die Ultraschalluntersuchung neben der klinischen Symptomatik und den Laborparametern eine tragende Säule der Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen“, sagt Menzel.

    Die Behandlung des Morbus Basedow kann zunächst mit Tabletten erfolgen, die die Aktivität der Schilddrüse herabsetzen (Thyreostatika). „Wenn es nach einem Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren nicht zu einer nachhaltigen Besserung kommt, muss die Schilddrüse langfristig entweder durch eine Operation oder durch eine Behandlung mit radioaktivem Jod (Radiojodtherapie) verkleinert werden,“ so der Experte abschließend.

    Über die DEGUM:
    Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle der Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM)
    Friederike Gehlenborg
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-295
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: gehlenborg@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.degum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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