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12.12.2018 12:52

Klimapolitik verringert Ungleichheit in ärmeren Ländern

Nadja Gebhardt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

    Neue MCC-Studie untersucht Verteilungswirkung für CO₂-Preisreform für über 80 Länder

    12.12.2018. Berlin. Die öffentliche Akzeptanz einer CO₂-Steuerreform hängt vor allem von ihren Auswirkungen auf die ärmeren Bevölkerungsgruppen ab. Eine neue Studie untersucht nun die direkten und indirekten Verteilungswirkungen einer CO₂-Preisreform auf fossile Energieträger für 87 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

    Entgegen bestehender Befürchtungen zeigt die neue MCC Studie „Poverty and distributional effects of carbon pricing in low- and middle-income countries – A global comparative analysis“, dass die Verteilungswirkung gerade in den ärmeren Ländern progressiv wäre: Reichere Haushalte müssten einen größeren Teil ihres Einkommens als Steuer abgeben als Ärmere. Bestehende Einkommensungleichheiten würden also langfristig reduziert, und nicht verstärkt. Die Studie deckt 75 Prozent der Weltbevölkerung und über 90 Prozent der ärmsten Menschen mit einem Einkommen unter 3 US$ pro Tag ab.

    Der Effekt kann hauptsächlich damit erklärt werden, dass die ärmsten Haushalte prozentual weniger für Energie, wie zum Beispiel Benzin oder Strom ausgeben. Der Konsum von Lebensmitteln, Gütern oder Dienstleistungen ist dagegen weniger bedeutsam. Die Studie zeigt allerdings auch, dass sich der Effekt in reicheren Ländern umdreht. Ab einem bestimmten Einkommen sinkt der Anteil der Ausgaben für Energie am Gesamteinkommen und ärmere Haushalte werden stärker belastet als Wohlhabende.

    Die Autorin und die Autoren weisen daher auf die wichtige Rolle von umverteilenden Politikinstrumenten hin, um die möglichen sozialen Kosten abzufedern. Reichere Länder, die tendenziell auch höhere Emissionen aufweisen, haben dafür in der Regel bessere finanzielle Ressourcen und institutionelle Kapazitäten. Doch auch in ärmeren Ländern ist die soziale Dimension wichtig. „Eine Steuer von 30 US$ pro Tonne CO₂ würde das verfügbare Einkommen der niedrigsten Einkommensgruppe in den meisten ärmeren Ländern um bis zu 2,5 Prozent senken“, sagt Ira Dorband, Leitautorin der Studie. „Ein Teil der durch die CO₂-Steuer generierten Einnahmen sollte daher auf jeden Fall für das Abfedern der sozialen Kosten genutzt werden“, ergänzt Ko-Autor Matthias Kalkuhl.

    Die Ergebnisse haben wichtige Implikationen für die internationale Klimapolitik. Denn je früher im Entwicklungsstadium Länder CO₂ Preise einführen, desto einfacher stellt sich deren politische Einführung dar. „CO₂-Bepreisung wäre auch in heute noch armen Ländern das richtige Instrument, um sicherzustellen, dass sie erst gar keine fossile Energiewirtschaft aufbauen“, kommentiert Jan Steckel, Leiter der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung und ebenfalls Autor der Studie.

    Über das MCC
    Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Sieben Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ira Irina Dorband, Jan Steckel


    Originalpublikation:

    Ira Irina Dorband, Michael Jakob, Matthias Kalkuhl, Jan Christoph Steckel: Poverty and distributional effects of carbon pricing in low- and middle-income countries – A global comparative analysis, World Development
    Volume 115, March 2019, Pages 246-257, https://doi.org/10.1016/j.worlddev.2018.11.015


    Weitere Informationen:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0305750X18304212


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Energie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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