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12.12.2018 15:46

Longterm-Forschungsgruppen der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft gestartet

Ariana Neves Pressestelle
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG)

    Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität Frankfurt hat im Rahmen ihrer Wissenschaftsformate zwei Longterm-Forschungsgruppen ausgewählt. Bis 2022 ermöglicht sie das Forschungsprojekt „Linked open Tafsīr“ – als Kooperationsprojekt zwischen den Universitäten Frankfurt am Main, Gießen und Hamburg – sowie das Forschungsprojekt „Normativität des Korans“, das in Kooperation zwischen den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Tübingen durchgeführt wird. Für die Forschungsgruppen stellt die AIWG insgesamt bis zu 2,7 Mio. Euro zur Verfügung.

    Linked open Tafsīr – Digitale Koranexegese

    Die AIWG Longterm-Forschungsgruppe „Linked open Tafsīr“ erstellt eine online abrufbare Datenbank frühislamischer Korankommentare (Tafsīr). Als Grundlage dient der Forschungsgruppe der Kommentar des muslimischen Gelehrten aṭ-Ṭabarī (gest. 310/923), der als vollständigste Sammlung aller Anfang des 10. Jahrhunderts vorliegenden Berichte zum Koran und seinem Offenbarungskontext gilt. Während die meisten bisherigen Forschungen überwiegend textimmanent vorgehen, um den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu verorten, greift die Forschungsgruppe auf die Möglichkeiten der Digital Humanities zurück, um so ergänzende Informationen über die Historizität des Korans zu erhalten: Schwerpunkt der systematischen Erschließung der exegetischen Überlieferungsmaterialien werden relevante theologische und rechtliche, sprachliche und lexikographische, phonetische und grammatische sowie inter- und intratextuelle Variablen des Korans sein. Neben diesen in den Überlieferungen enthaltenen Informationen wird die Datenbank auch die Überliefererketten (Isnāde), durch die diese Informationen tradiert wurden, sowie die einzelnen Tradent_innen erfassen.
    Durch die frei zugängliche Datenbank werden erstmals Informationen bereitgestellt, die womöglich neue Bedeutungsmöglichkeiten für einzelne Koranpassagen sowie neue Informationen zur Koran- und Islamentstehung offenlegen können.
    Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Forschungsgruppe ist die Zusammenarbeit mit Expert_innen aus der muslimischen Zivilgesellschaft. Zu diesem Zweck führen die beteiligten Wissenschaftler_innen gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung der Islamstudien (GEFIS) Bildungsarbeit für muslimische Gemeinden durch.
    Die Leitung der Forschungsgruppe übernehmen Prof. Dr. Ömer Özsoy (Goethe-Universität Frankfurt), Prof. Dr. Yasar Sarikaya (Justus-Liebig-Universität Gießen) und Prof. Dr. Serdar Kurnaz (Universität Hamburg).

    Untersuchung normativer Textquellen des Islams: Normativität des Korans

    Die AIWG Longterm-Forschungsgruppe „Normativität des Korans“ fragt nach dem Verhältnis von Norm und Ethik im Koran und richtet dabei den Blick auf praktische Fragestellungen für Muslim_innen in Deutschland. Forschungsschwerpunkt werden die Normenverse (ayāt al-aḥkām) des Korans sein – das heißt, ein Textkorpus von rund 600 Koranversen, aus denen normative Beurteilungen und Bestimmungen für Muslim_innen abgeleitet werden. Ziel der Untersuchung ist es, die Selbstbestimmung des Individuums als ethisches Prinzip in den klassischen und modernen Rezeptionen dieser Normenverse zu analysieren. Dies soll Rückschlüsse darüber ermöglichen, wie eine an praktischen Fragen und Lösungen orientierte Neuinterpretation der Normenverse des Korans aussehen kann.

    Die Auseinandersetzung mit den Normenversen erfolgt interdisziplinär aus den Fachperspektiven der Koranwissenschaften, des Islamischen Rechts und der Islamischen Religionspädagogik. Die AIWG-Forschungsgruppe leistet damit einen Beitrag dazu, Debatten zur Frage nach einer zeitgenössischen religiösen Lebensführung zu ordnen und Muslim_innen in Deutschland in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eine Orientierungshilfe zum Umgang mit der Normativität des Korans in einer modernen Gesellschaft anzubieten. Dazu ermöglichen die Beteiligten Fortbildungen für Imame und Akteur_innen der Sozialen Arbeit.

    Die Forschungsgruppe wird geleitet von Prof. Dr. Mohammed Nekroumi (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) sowie Prof. Dr. Mouez Khalfaoui und Jun.-Prof. Dr. Fahimah Ulfat (beide Eberhard Karls Universität Tübingen).

    Ein Beitrag für Wissenschaft und Gesellschaft

    „Mit unseren beiden Longterm-Forschungsgruppen unterstützen wir zwei innovative Forschungsvorhaben, die sich durch hohe Aktualität und große gesellschaftliche Relevanz auszeichnen“, betont Prof. Dr. Bekim Agai, Direktor der AIWG. „Gleichzeitig tragen sie zu den erklärten Zielen der AIWG bei: die islamisch-theologischen Studien zu konsolidieren sowie Antworten auf konkrete lebensweltliche Fragen von Musliminnen und Muslimen in Deutschland zu geben“, so Prof. Agai weiter.

    Auch Dr. Jan Felix Engelhardt, Geschäftsführer an der AIWG, freut sich auf die AIWG Longterm-Forschungsgruppen und erklärt: „Die Aufgabe der AIWG ist es nun, aktiv die Zusammenarbeit unter den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den Praxisakteuren zu gewährleisten. Gleichzeitig wird die AIWG in den kommenden Jahren die Forschungsarbeit der Gruppen in der Öffentlichkeit sichtbar machen und vor allem dafür Sorge tragen, dass Teilergebnisse sowohl für die muslimische als auch die allgemeine Zivilgesellschaft und die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar gemacht werden.“

    Der Forschungsanteil beider Projekte wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert, die Stiftung Mercator fördert die Transferarbeit der Projekte.

    Weitere Informationen zu den AIWG-Longterm Forschungsgruppen: https://aiwg.de/wissenschaftsformate/#longterm-forschungsgruppen


    Über die AIWG
    Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Mercator.

    Weitere Informationen: www.aiwg.de

    Pressekontakt
    Ariana Neves
    Koordinatorin Wissenschaftskommunikation
    und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: 069-798 22459
    E-Mail: neves@aiwg.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Jan Felix Engelhardt
    Geschäftsführer
    Tel.: 069-798 22457
    E-Mail: engelhardt@aiwg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Religion
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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