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06.03.2019 17:07

Ernennung der ersten Direktoren der „großen Herausforderungen“ des französischen Innovationsrats

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

    Der Innovationsrat wurde im Juli 2018 durch das französische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen und das Ministerium für Hochschulen, Forschung und Innovation eingesetzt. Ziel ist es, die Entwicklung sogenannter „Sprunginnovationen“ in Frankreich zu fördern. Die ersten beiden Direktoren dieses Innovationsrats wurden am 1. März 2019 ernannt, um die ersten beiden großen Herausforderungen zu meistern.

    Die vom Innovationsrat ausgewählten und mit 150 Mio. € pro Jahr aus dem Innovations- und Industriefonds (IFI) [1] finanzierten großen Herausforderungen zielen darauf ab, gesellschaftliche Probleme in strategischen Bereichen zu bewältigen, die die Beseitigung technologischer Barrieren erfordern. Sie müssen:

    - von wissenschaftlicher und technologischer Tragweite sein und sich mit bislang wenig erforschten technologischen Bereichen und Hemmnissen befassen;
    - sich mit einem gesellschaftlichen Problem beschäftigen und mögliche Absatzmärkte aufzeigen;
    - sich auf die Exzellenz französischer Labore und Unternehmen stützen können.

    Der Innovationsrat hat sich am 18. Juli 2018 auf zwei erste große Herausforderungen im Zusammenhang mit der Künstlichen Intelligenz (KI) geeinigt:
    - „Wie lässt sich die medizinische Diagnostik durch künstliche Intelligenz verbessern?“
    - „Wie können Systeme, die Künstliche Intelligenz nutzen, sicherer, zertifiziert und zuverlässiger gemacht werden?“

    1. Olivier Clatz, Leiter der großen Herausforderung „Wie lässt sich die medizinische Diagnostik durch Künstliche Intelligenz verbessern?“

    Gesundheitsdaten spielen bei der gegenwärtigen medizinischen Revolution eine zentrale Rolle. Die Gesundheitsdaten, die aus dem medizinischen Bereich (öffentliche und private Krankenhäuser, Ärzte, Laboratorien) und von den Patienten selbst stammen, ermöglichen durch die Entwicklung vernetzter Objekte im Gesundheitswesen eine deutlich verbesserte Diagnose verschiedenster Pathologien. Durch eine bessere Kenntnis der Krankheitsgeschichte jedes einzelnen Menschen, ebnen die daraus resultierenden Daten und Vorhersagen, durch die Identifizierung von frühzeitigen Markern, den Weg für eine nicht nur kurative, sondern auch prädiktive und personalisierte Medizin.

    Diese Herausforderung zielt darauf ab, die Entwicklung neuer Produkte zu beschleunigen und die Einführung eines individuellen Patientenmanagements zu fördern. Sie beruht weitestgehend auf:

    - der Datenerfassung und ihrer Standardisierung;
    - der Interoperabilität der Archivierungszentren;
    - der Standardisierung des Zugangs, des Austauschs und ihrer Sicherheit;
    - der Einrichtung von kollaborativen Forschungsplattformen, die Computer- und Speicherinfrastrukturen auf höchstem internationalen Niveau integrieren;
    - der Entwicklung von Softwaretools zur Verarbeitung und Nutzung der beträchtlichen Mengen an medizinischen Daten.

    Olivier Clatz ist CEO des Start-ups „Therapixel“ für medizinische Bildgebung, das er 2013 gemeinsam mit Pierre Fillard gegründet hat. Unter seiner Leitung entwickelte das Unternehmen sein erstes CE-gekennzeichnetes Produkt, erzielte einen Umsatz von einer Million Euro und gewann die Digital Mammography Challenge, den größten KI-Gesundheitswettbewerb des Jahres 2017. Therapixel hat kürzlich 5 Millionen Euro bereitgestellt, um die Entwicklung seines Produkts für Künstliche Intelligenz zur Brustkrebsvorsorge zu beschleunigen. Seit 2018 ist er Mitglied des National Digital Council und des Scientific Council der 3IA (die neuen interdisziplinären Institute für Künstliche Intelligenz) an der Côte d'Azur und nahm regelmäßig an nationalen Diskussionen zu KI-Fragen teil: Villani-Mission [2], Health Data Hub-Mission, National Consultative Ethics Committee. Vor der Gründung von Therapixel war er als Forscher für medizinische Bildverarbeitung beim Inria und der Harvard Medical School tätig.

    2. Julien Chiaroni, Leiter des Großen Herausforderung „Wie können Systeme, die künstliche Intelligenz nutzen, sicherer, zertifiziert und zuverlässiger gemacht werden?“

    Die Frage der sicheren Nutzung von Software steht im Mittelpunkt vieler täglichen Anwendungen, sei es im Transportwesen (Automobil, Luftfahrt, Bahn, etc.), im Gesundheitsbereich oder bei Anbietern anderer wichtiger Dienste (Strom, Wasser, etc.). Die rasante Entwicklung der KI-Software und vor allem ihre schnelle Ausbreitung auf alle Tätigkeitsbereiche werfen spezifische Fragen im Hinblick auf die Garantien für ihr "ordnungsgemäßes Funktionieren" auf. Das Vertrauen in KI-basierte Systeme muss wie bisher bei der sogenannten "klassischen" Software aufgebaut werden, egal ob es sich um die Sicherheit der "autonomen" Entscheidungsfindung in Echtzeit handelt, wie in den oben genannten Bereichen, oder um Bereiche, in denen Entscheidungsfehler fatal wären (Sicherheit, Gerichtsurteile, Gesundheitsdiagnosen usw.), oder um die Gleichstellung bei der Behandlung.

    Die Herausforderung besteht darin, die Transparenz und Überprüfbarkeit autonomer Systeme auf der Grundlage Künstlicher Intelligenz zu gewährleisten, indem einerseits die notwendigen Kapazitäten zur Beobachtung, zum Verständnis und zur Überprüfung ihrer Funktionsweise ausgebaut und andererseits Ansätze entwickelt werden, die die Erklärbarkeit ihrer Funktionsweise demonstrieren.

    Julien Chiaroni ist derzeit Direktor für Strategie und Programme am CEA-LIST (Labor für die Integration von Systemen und Technologien der Behörde für Atomenergie und alternative Energien). Als solcher setzt er die KI-Strategie des Instituts um und entwickelt Partnerschaften zwischen Forschung und Industrie, insbesondere zum Thema KI-Trust und dessen Umsetzung in Embedded Systems. Davor war er mit zunehmender Verantwortung im operativen Bereich tätig sowohl in der Wissenschaft als auch im Management und wirkte an zahlreichen Forschungspartnerschaftsprojekten mit, insbesondere beim Transfer der digitalen Technologien in die Industrie. Von 2008 bis 2010 koordinierte er das Programm Nanowissenschaften und -technologien der nationalen Forschungsförderagentur (ANR), die über ein Budget von rund 35 bis 40 Millionen Euro pro Jahr verfügt. Julien Chiaroni war von 2010 bis 2012 als Attaché für die wissenschaftliche und akademische Zusammenarbeit im französischen Konsulat in Hongkong und Macau tätig und trug so zur Stärkung unserer bilateralen Beziehungen in den Bereichen Forschung und Hochschulbildung bei, beispielsweise durch die Unterzeichnung einer Partnerschaft für Projektfinanzierungen zwischen dem RGC und der ANR.

    Redakteurin: Philippine Régniez, philippine.regniez[at]diplomatie.gouv.fr – 05.03.2019 –
    www.wissenschaft-frankreich.de


    Weitere Informationen:

    http://[1] 26.01.2018, „Einrichtung des Innovationsfonds in Höhe von 10 Milliarden Euro“ https://www.wissenschaft-frankreich.de/forschungspolitik/einrichtung-des-innovat...
    http://Quelle: Pressemitteilung der französischen Regierung, „Nomination des premiers directeurs des grands défis“, 21.01.2019
    https://www.gouvernement.fr/nomination-des-premiers-directeurs-des-grands-defis


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Informationstechnik
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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