idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.04.2019 14:49

Risikogen beeinflusst Wirkung von Aspirin

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

    Ein großes Problem nach dem Einsetzen eines Stents in ein Blutgefäß sind Gerinnsel, die den Stent erneut verstopfen. Vorbeugend erhalten die Patienten deshalb blutverdünnende Medikamente, unter anderem Aspirin. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Deutschen Herzzentrum München, Klinik an der Technischen Universität München (TUM) konnten nun zeigen, dass das Risikogen GUCY1A3 die blutgerinnungshemmende Wirkung von Aspirin verringert und die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Gefäßverschlusses oder gar Todes durch Herzinfarkt erhöht.

    Bei einem akuten Koronarsyndrom sind die Herzkranzgefäße stark verengt oder gar komplett verschlossen. Als Therapie der Wahl werden sie mithilfe eines Katheters wieder geöffnet und eine Gefäßstütze, ein Stent, wird eingesetzt. Danach erhalten die Patienten Medikamente, die verhindern sollen, dass die Blutplättchen verklumpen und das Gefäß oder den Stent erneut verschließen. Routinemäßig werden dabei Aspirin und sogenannte Adenosin Diphosphat (ADP)-Rezeptor-Antagonisten, meistens Clopidogrel, verordnet.

    Nun haben die Forscher herausgefunden, dass Menschen, die eine Genvariante in GUCY1A3 tragen, nicht so gut auf die Gabe von Aspirin ansprechen. Auch nachdem sie dieses Medikament genommen hatten, klumpten ihre Blutplättchen stark zusammen. Nach dem Setzen eines Stents in den Herzkranzgefäßen hatten die Risikogen-Träger daher auch ein höheres Risiko für einen erneuten Gefäßverschluss oder sogar einen Tod durch Herzinfarkt.

    Erstautor Dr. Thorsten Kessler vom Deutschen Herzzentrum München (DHM), Klinik an der TUM, hat für diese Studie in Blutproben von knapp 1.800 Patienten untersucht, ob die Genvariante GUCY1A3 vorliegt und wie ihre Blutplättchen auf die Gabe von Aspirin reagieren. Die Ergebnisse wurden dann mit in drei Registern erfassten Daten bezüglich des Auftretens eines erneuten Gefäßverschlusses oder Herzinfarktes abgeglichen. Bei allen in den Registern ISAR-ASPI, PLATO und UCORBIO erfassten Personen wurden verschlossene Herzkranzgefäße mithilfe eines Katheters wieder geweitet und ein Stent eingesetzt.

    Alter Bekannter

    „GUCY1A3 ist bereits seit längerem als Risikogen für die koronare Herzerkrankung bekannt“, sagt Professor Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen im Erwachsenenalter im DHM. „Wir wissen auch, dass es eine wichtige Rolle für die Funktion der Blutplättchen spielt.“ Denn das Gen trägt die Information für ein Protein, das eine zentrale Rolle bei der Hemmung der Blutplättchen-Aggregation spielt. An sich hemmt es sogar das Zusammenklumpen der Blutplättchen. Aber bei der hier untersuchten Variante in GUCY1A3 wird zu wenig von dem Protein gebildet, sodass die Blutplättchen stärker dazu neigen zu verklumpen. Neu ist nun, dass GUCY1A3 auch das Ansprechen auf Aspirin beeinflusst.

    Genetischen Einfluss abpuffern

    „Sowohl Aspirin als auch Clopidogrel haben ein gewisses Risiko nicht hundertprozentig zu wirken“, sagt Schunkert. Bei Clopidogrel liegt das an einem Stoffwechselweg, der durch eine genetische Variante so verändert sein kann, dass Clopidogrel nicht wirkt. Diese Variante lag bei den untersuchten Personen aber nicht vor. Das gleichzeitige Vorkommen beider Genvarianten sei auch höchst unwahrscheinlich, da sie nicht miteinander gekoppelt sind.

    Weitere Untersuchungen sollen nun klären, ob man die Auswirkungen des Risikogens eventuell dadurch abfangen kann, dass anstatt Clopidogrel ein stärkerer ADP-Rezeptor-Antagonist verordnet wird, etwa Ticagrelor oder Prasugrel.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen im Erwachsenenalter im Deutschen Herzzentrum München, Technische Universität München, wildgruber@dhm.mhn.de


    Originalpublikation:

    Association of the coronary artery disease risk gene GUCY1A3 with ischaemic events after coronary intervention. Kessler T, Wolf B, Eriksson N, Kofink D, Mahmoodi BK, Rai H, Tragante V, Åkerblom A, Becker RC, Bernlochner I, Bopp R, James S, Katus HA, Mayer K, Munz M, Nordio F, O'Donoghue ML, Sager HB, Sibbing D, Solakov L, Storey RF, Wobst J, Asselbergs FW, Byrne RA, Erdmann J, Koenig W, Laugwitz KL, Ten Berg JM, Wallentin L, Kastrati A, Schunkert H., Cardiovasc Res. 2019 Feb 14. pii: cvz015. DOI: 10.1093/cvr/cvz015


    Weitere Informationen:

    https://dzhk.de/aktuelles/news/artikel/risikogen-beeinflusst-wirkung-von-aspirin...


    Bilder

    Prof. Dr. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München
    Prof. Dr. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Her ...
    Deutsches Herzzentrum München
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).