idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.05.2019 18:03

Europas Verfassung braucht Kommunikation

Katrina Jordan Abteilung Kommunikation
Universität Passau

Im EU-Projekt Reconsidering Constitutional Formation (ReConFort) hat die Passauer Rechtshistorikerin Prof. Dr. Ulrike Müßig gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam Verfassungsdebatten in fünf europäischen Ländern im 18. und 19. Jahrhundert analysiert. Die wichtigste Erkenntnis: Kommunikation über Verfassung ist genauso verfassungsbildend wie der geschriebene Text.

In dem Forschungsprojekt „ReConFort – Reconsidering Constitutional Formation“ recherchierten Juristinnen und Juristen vier Jahre lang historische Verfassungsdebatten in Belgien, Deutschland, Italien, Polen und Spanien. Das Projekt erhielt die höchste wissenschaftliche Förderung auf europäischer Ebene, einen Advanced Grant des European Research Council (Grant-Agreement Nummer 339529, ReConFort).

„Europa eint eine ganz spezifisch europäische Idee von Gerechtigkeit“, sagt Müßig, die den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht sowie Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte an der Universität Passau innehat. „Es geht um Fairness und Reason. Darin steckt die aristotelische Güte in der Gerechtigkeit, die englische Equity, die Härten im Recht ausgleicht, und eine über formale Gerechtigkeit hinausgehende vernunftgebundene Fairness.“ Diese Form von Fairness durch juristische Argumente und für jede und jeden verständlich nachvollziehbar zu machen, das sei das, was europäische Verfassungstraditionen ausmache.

Die Ergebnisse der Recherche sind online abrufbar über eine Datenbank mit 650 historischen Dokumenten aus der Zeit von 1770 bis 1870. Die Juristinnen und Juristen untersuchten nicht nur die Verfassungstexte, sondern bezogen erstmals Briefe und journalistische Veröffentlichungen in die Forschung mit ein.

Weitere Erkenntnisse im Überblick:
• Kommunikation über Verfassung ist ausschlaggebend dafür, ob und wie die Verfassung mit Leben gefüllt wird.
• Die staatsorganisationsrechtlichen Schnittstellen der verfassungsgebenden Souveränität, des Verfassungsvorrangs oder der Justiziabilität politischer Gewalt werden weniger eindeutig geregelt, als der Verfassungstext glauben machen möchte.
• Die kontinentaleuropäischen Verfassungen des 19. Jahrhunderts scheuen die klare Entscheidung zwischen Volkssouveränität und monarchischer Souveränität. Das Kräftespiel zwischen Monarch und Parlament ist geprägt von der Unvereinbarkeit des Festhaltens an der monarchischen Machtvollkommenheit mit einem parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren.
• Es gab keine europäische Öffentlichkeit, aber ein Wandern von Verfassungsideen.
Was das heutige Europa daraus lernen kann? „Um eine Verfassung zu implementieren, braucht es eine hinsichtlich der Verfassung informierte Öffentlichkeit“, so Ulrike Müßig. „Europa muss seine Werte kommunizieren.“

Aus dem Projekt ReConFort sind mehrere Publikationen hervorgegangen, die sich mit gemeinsamen Werten europäischer Verfassungstradition befassen. Im Juni erscheint Müßigs englischsprachige Monographie „Reason and Fairness – Constituting Justice in Europe, from Medieval Canon Law to ECHR“ im Verlag Brill / Nijhoff, in der sie viele Erkenntnisse aus dem Projekt einfließen lässt.

Weitere Informationen (Englisch) unter www.reconfort.uni-passau.de/
Direktlink zur Datenbank: http://sources.reconfort.eu/
Film zum Projekt: www.reconfort.uni-passau.de/reconfort-video/

Bildhinweis: Prof. Dr. Ulrike Müßig. Foto: Universität Passau
Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an das Referat für Medienarbeit, Tel. 0851-509 1439.


Weitere Informationen:

http://www.reconfort.uni-passau.de/ - Webseite zum Projekt
http://sources.reconfort.eu/ - LInk zur Datenbank
http://www.reconfort.uni-passau.de/reconfort-video/ - Film zum Projekt


Bilder

Prof. Dr. Ulrike Müßig: „Europa muss seine Werte kommunizieren.“
Prof. Dr. Ulrike Müßig: „Europa muss seine Werte kommunizieren.“
Universität Passau
None

Das Projekt erhielt die höchste wissenschaftliche Förderung auf europäischer Ebene, einen Advanced Grant des European Research Council (Grant-Agreement Nummer 339529, ReConFort).
Das Projekt erhielt die höchste wissenschaftliche Förderung auf europäischer Ebene, einen Advanced G ...
Universität Passau
None


Ergänzung vom 08.12.2020

Text: Kathrin Haimerl


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Recht
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Prof. Dr. Ulrike Müßig: „Europa muss seine Werte kommunizieren.“


Zum Download

x

Das Projekt erhielt die höchste wissenschaftliche Förderung auf europäischer Ebene, einen Advanced Grant des European Research Council (Grant-Agreement Nummer 339529, ReConFort).


Zum Download

x

Hilfe

Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
Verknüpfungen

Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

Klammern

Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

Wortgruppen

Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

Auswahlkriterien

Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).