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16.10.2019 17:08

Wie der Klimawandel die Tschadseeregion in einer Konfliktfalle gefangen hält

Christopher Stolzenberg Öffentlichkeitsarbeit
adelphi research

    Am 24. und 30. Oktober 2019 präsentiert adelphi in Niamey (Niger) und Berlin (Deutschland) den Bericht „Shoring Up Stability“. Erstmals zeigt eine wissenschaftliche Studie, wie der Klimawandel auf verschiedene Sicherheitsrisiken wirkt und die Krise in der Tschadseeregion verschärft.

    Die Region um den Tschadsee (Kamerun, Niger, Nigeria, Tschad) ist seit Jahren in einen Teufelskreis aus Konflikten gefangen. Die Menschen erleben eine der schlimmsten humanitären Notlagen der Welt mit schätzungsweise 10,7 Millionen Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.

    Am 16. Oktober 2019 ist es genau fünf Jahre her, seit zwischen der Regierung Nigerias und bewaffneten Oppositionsgruppen ein Friedensabkommen vereinbart wurde, um die Feindseligkeiten zu beenden und über 200 entführte Mädchen zurückzugeben. Trotz allem geht die Gewalt weiter.

    Am Beispiel der Tschadseeregion zeigt „Shoring up Stability“, ein aktueller Bericht der Berliner Denkfabrik adelphi, wie der Klimawandel auf Konflikte einwirkt und wie er bewaffnete Konflikte und humanitäre Krisen verstärken kann. „Der Klimawandel und die Dynamiken des Konflikts wirken wechselseitig aufeinander. Sie bilden eine Konfliktfalle in der die Bevölkerung gefangen ist“, sagt Janani Vivekananda, Hauptautorin des Berichts und Senior Advisor bei adelphi. Die Auswirkungen des Klimawandels erhöhen den Druck auf die lokale Bevölkerung, deren Widerstandsfähigkeit ohnehin durch den fortdauernden Konflikt mehr und mehr erschöpft wird.

    Das Autorenteam hat vier Fragilitätsrisiken identifiziert, die der Klimawandel in der Tschadseeregion mittelbar verschärfen kann: Die Lebensgrundlage tausender Menschen ist gefährdet, Ressourcenkonflikte können angeheizt werden, die zunehmende Rekrutierung nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen und ein zu einseitiger Fokus der Regierungen in der Region auf militärische Maßnahmen.

    „Unsere Analyse dieser Risiken macht deutlich, dass wir uns auf die Lösung der Kernursachen des Konflikts konzentrieren müssen“, sagt Janani Vivekananda. „Wenn wir nachhaltige und andauernde Lösungen erreichen wollen, müssen wir von konventionellen, militärischen Denkmustern abrücken."

    Der Bericht schließt mit einer Reihe konkreter Handlungsoptionen, um die Region aus ihrer Konfliktfalle zu befreien. Die Auswirkungen des Klimawandels müssen im Rahmen der Friedensförderung sowie der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit gemindert werden. Eine erforderliche Maßnahme wäre es sicherzustellen, dass die vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) initiierte und von Deutschland unterstützte neue Einrichtung zur regionalen Stabilisierung für den Tschadsee Lösungen für die genannten Risiken vorantreibt.

    Wenn die klimabedingte Fragilität in den Fokus der Ursachenbekämpfung von bestehenden und künftigen Risiken rückt, besteht Hoffnung, dass die Tschadseeregion wieder zu einem Motor für die Entwicklung und Sicherung der Lebensgrundlagen in der Region wird.

    Die unabhängige Studie „Shoring Up Stability“ der Berliner Denkfabrik adelphi ist die erste ihrer Art in der Tschadseeregion. Die Forschungsarbeit ist das Ergebnis von zwei Jahren unabhängiger, interdisziplinärer Forschung in Kamerun, Niger, Nigeria und im Tschad. Die Studie vereint Daten hydrologischer Langzeituntersuchungen aus dem Tschadseebecken mit jüngsten Analyseergebnissen aus zwanzig Jahren Satellitenbeobachtungen.

    Darüber hinaus wurden mehr als 200 lokale Akteure interviewt, inklusive aktueller und ehemaliger Mitglieder bewaffneter Gruppen sowie, Vertreter der Zivilgesellschaft, Experten und Entscheidungsträger aus der Region. Das Team hat methodisch neue Wege beschritten und den Grundstein für Analysen klimabedingter Fragilitätsrisiken in anderen Teilen der Welt gelegt. Die Studie wurde durch die deutsche Bundesregierung und die niederländische Regierung unterstützt.

    Der Bericht sowie Infografiken, ein Comic- und Videomaterial finden Sie unter www.shoring-up-stability.org


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Janani Vivekananda, vivekananda@adelphi.de


    Originalpublikation:

    Vivekananda, Janani; Martin Wall, Florence Sylvestre and Chitra Nagarajan 2019: Shoring Up Stability. Adressing climate and fragility risks in the Lake Chad region. Berlin: adelphi.


    Weitere Informationen:

    http://Mehr Informationen zu den Launch-Events: https://www.adelphi.de/en/news/launch-shoring-stability-addressing-climate-fragi...
    http://Bericht "Shoring Up Stability" zum Download: https://shoring-up-stability.org/the-report/
    http://Bilder und Infografiken: https://shoring-up-stability.org/visuals/
    http://Hintergrundgeschichte als Comic: https://shoring-up-stability.org/the-story/


    Bilder

    Men ferry people and goods on dugouts on Niger River near Niamey, Niger
    Men ferry people and goods on dugouts on Niger River near Niamey, Niger
    ©Arno Trümper - adelphi
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Politik, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Men ferry people and goods on dugouts on Niger River near Niamey, Niger


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