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23.10.2019 20:00

Weissbüschelaffen passen ihren Dialekt an

Rita Ziegler Kommunikation
Universität Zürich

    Affen und andere Tiere kommunizieren mit Lauten, die sich je nach Region unterscheiden können. Auch Weissbüschelaffen verständigen sich in solchen regionalen Dialekten. Wie Forscherinnen der Universität Zürich zeigen, passen sie ihren Dialekt sogar an, wenn sie in ein anderes Gebiet umziehen.

    Nicht nur Menschen sprechen Dialekt, auch verschiedenen Tierarten rufen und singen regional unterschiedlich. Bekanntestes Beispiel dafür sind Singvögel, die regional zwitschern und ihren Dialekt oft von den Eltern übernehmen. Auch die Rufe von Weissbüschelaffen tönen je nach Lebensraum anders, wie Forscherinnen der Universität Zürich in einer früheren Studie herausge-funden hatten. Unklar war allerdings, ob genetische Unterschiede zwischen den Populationen oder andere Umweltbedingungen die verschiedenartigen Laute bedingen oder ob diese sozial erlernt werden.

    Dialekte sind sozial erlernt

    Um diese Frage zu beantworten, haben die Forscherinnen die Rufe von Weissbüschelaffen vor und nach ihrem Umzug in eine neue Kolonie mit einem anderen Dialekt analysiert. Nach kurzer Zeit hatten die Neuankömmlinge ihre Rufe dem neuen Dialekt angepasst. «Wir konnten klar zei-gen, dass die Dialekte bei den Weissbüschelaffen sozial erlernt sind. Denn wären sie genetisch bedingt, würden bei einem Ortswechsel keine Lautveränderungen stattfinden. Auch Unterschiede in der Umgebung erklären die sprachliche Anpassungsleistung nicht», sagt Yvonne Zürcher, Erstautorin der Studie vom Institut für Anthropologie der UZH.

    Lautliche Anpassung aus Interesse

    Welchen Vorteil die Tiere davon haben, einen neuen Dialekt zu lernen, ist noch nicht geklärt. Es könnte sein, dass sie mit der lautlichen Anpassung an die neue Kolonie ihr Interesse an der neuen Gruppe signalisieren und sich als potenzielle Partner interessanter machen. «Auf jeden Fall ist es keine Überraschung, dass der Nachweis von sozial gelernten Dialekten gerade bei Weissbüschelaffen gelang», meint Judith Burkart, Letztautorin der Studie. Obwohl nicht ganz so nah verwandt mit uns wie die Menschenaffen, sind sie uns in gewisser Hinsicht dennoch ähnli-cher. So ziehen sie wie wir Menschen ihren Nachwuchs mithilfe der ganzen Gruppe gross, was durchaus mit ihrem «Sprachtalent» zusammenhängen könnte. Diese und andere Studien zeigen, dass Weissbüschelaffen ein wichtiges Modellsystem sind, um den Ursprüngen der Sprache auf die Spur zu kommen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Institut für Anthropologie
    Universität Zürich

    Prof. Dr. Judith Burkart
    Tel: +41 635 54 02
    E-Mail: judith.burkart@aim.uzh.ch

    Yvonne Zürcher
    Tel. +41 635 54 02
    E-Mail: yvonne.zurcher@uzh.ch


    Originalpublikation:

    Zürcher, Y., Willems, E. & Burkart, J. M. Translocation experiments show dialects are socially learned in marmoset monkeys. Plos One, 23 October 2019. DOI: 10.1371/journal.pone.0222486

    Zürcher, Y., & Burkart, J. M. Evidence for dialects in three captive populations of common marmo-sets (Callithrix jacchus). International Journal of Primatology, August 2017. DOI: 10.1007/s10764-017-9979-4


    Bilder

    Nach dem Umzug in eine neue Kolonie passen Weissbüschelaffen ihren Dialekt an.
    Nach dem Umzug in eine neue Kolonie passen Weissbüschelaffen ihren Dialekt an.
    Judith Burkhart, UZH
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Sprache / Literatur, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Nach dem Umzug in eine neue Kolonie passen Weissbüschelaffen ihren Dialekt an.


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