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21.01.2020 16:09

Erin Schuman wird mit dem diesjährigen Louis-Jeantet-Preis für Medizin ausgezeichnet

Dr. Irina Epstein Press and Public Relations
Max-Planck-Institut für Hirnforschung

    Die Louis-Jeantet-Stiftung würdigt Erin Schuman für ihre Arbeit zur lokalen Proteinsynthese an neuronalen Synapsen.

    Die Louis-Jeantet-Preise 2020 werden an Erin Schuman, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt, Deutschland, und gemeinsam an Graziella Pellegrini und Michele de Luca, Professoren am Zentrum für Regenerative Medizin "Stefano Ferrari" in Modena, Italien, verliehen. Die Forschungsthemen der Preisträger befassen sich mit Grundlagen- und translationaler Forschung, die für die Medizin von erheblicher Bedeutung ist. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 22. April 2020, in Genf, Schweiz, statt.

    Synaptische Plastizität ist einer der grundlegenden Mechanismen, die dem Lernen und Gedächtnis zugrunde liegen. Proteine steuern die Funktion aller Zellen, einschließlich der Neuronen. Synapsen können ihre Stärke dynamisch verändern und damit die Kommunikation zwischen den Neuronen verändern. Dies wird durch die Regulierung der Anzahl und Identität der vorhandenen Proteine erreicht.

    Erin Schuman und ihr Team haben den ersten Nachweis erbracht, dass Proteine, die lokal in der Nähe von Synapsen hergestellt werden, von grundlegender Bedeutung für die synaptische Kommunikation und Plastizität sind. Ihre Arbeit ist ausschlaggebend für das Verständnis der Funktionsweise von Synapsen sowie für die gezielte Behandlung neuronaler Entwicklungsstörungen und für die Rehabilitation nach Hirnschädigungen. Erin Schuman wird das Preisgeld für die Erforschung der Mechanismen der Proteinsynthese und des -abbaus und deren Optimierung zur Deckung des Bedarfs der Synapsen im Gehirn verwenden.

    Erin Schuman
    Erin Schuman wurde 1963 geboren, erhielt ihren Bachelor-Abschluss von der Universität Southern California und ihren Doktor in Neurowissenschaften von der Princeton Universität. Als Postdoc arbeitete sie in der Abteilung für Zellulärer und Molekularer Physiologie an der Stanford Universität. 1993 trat sie der biologischen Fakultät am California Institute of Technology bei. 1997 wurde sie als Forscherin an das Howard Hughes Medical Institut berufen. Im Jahr 2009 wurden sie und ihr Mann, Gilles Laurent, als Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung berufen und zogen nach Frankfurt, Deutschland. Schuman leitet dort die Abteilung für Synaptische Plastizität.

    Im Jahre 2014 wurde Erin Schuman in die Europäische Organisation für Molekularbiologie (EMBO) gewählt und 2017 in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Während ihrer Karriere wurde sie mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt, wie dem Pew Biomedical Scholar Award, dem Beckman Young Investigator Award und vor kurzem dem Salpeter Lifetime Achievement Award von der Gesellschaft für Neurowissenschaften.

    Eine lokale Lösung für das Proteinmanagement im Gehirn
    Gehirnzellen („Neuronen“) mit ihren komplizierten Verzweigungen (Dendriten und Axonen) sind die strukturell komplexesten Zellen im Körper. Die Kommunikationsstärke zwischen den Neuronen wird durch Proteine bestimmt und reguliert, die sich an ihren Kontaktstellen, den Synapsen, befinden. Die meisten Synapsen befinden sich weit entfernt vom Zellkörper bzw. vom Zellkern. Wie bekommen die Synapsen angesichts der Entfernung vom Zellkörper die Proteine, die sie für ihre Funktion benötigen, zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge an den richtigen Ort? Erin Schuman hat wichtige Beweise dafür geliefert, dass viele Proteine lokal in der Nähe von Synapsen produziert werden und dazu verwendet werden können, die synaptische Kommunikation zu verstärken, ein zelluläres Gedächtniskorrelat.

    Erin Schuman und ihr Team entdeckten, dass die Proteinsynthese in neuronalen Fortsätzen stattfindet. Um die Translation von mRNAs („Boten-RNAs“) in vivo zu studieren, entwickelte ihr Labor Techniken zur Beobachtung von neu synthetisierten Proteinen. Im Jahre 1996, während sie versuchte herauszufinden, wie Wachstumsfaktoren die Kommunikation im Gehirn verbessern, machte Schuman die bahnbrechende Entdeckung, dass lokale Proteinsynthese innerhalb der Dendriten für diese Form der Plastizität notwendig ist. Sie erhielt einige der ersten direkten Nachweise, dass die Proteinsynthese lokal in Dendriten stattfindet. Ihr Team entdeckte Tausende von Boten-RNAs fernab des Zellkörpers - in neuronalen Axonen und Dendriten. Darüber hinaus entwickelte Schuman (zusammen mit ihren Kollegen Dave Tirrell und Daniela Dieterich am Caltech) neue Methoden zur Markierung, Aufreinigung, Identifizierung und Visualisierung neu synthetisierter Proteine in Zellen mit Hilfe nichtkanonischer Aminosäuren und Klick-Chemie. Ihre Studien zielen darauf ab, die Plastizität des Gehirns zu verstehen, ein entscheidender Aspekt für Lern- und Gedächtnisprozesse, sowie für die sensorische, motorische und psychologische Rehabilitation nach Hirnschädigungen.

    Die Louis-Jeantet Preise
    Die Louis-Jeantet-Preise zeichnen jedes Jahr Spitzenforscher aus, welche in einem der Mitgliedstaaten des Europarats forschen.

    Die Louis-Jeantet-Preise gehören zu den bestdotierten Auszeichnungen Europas und fördern die wissenschaftliche Exzellenz. Sie dienen nicht nur der Auszeichnung einer bereits abgeschlossenen Arbeit, sondern ermutigen auch die Fortsetzung innovativer Forschungsprojekte. Stehen die mit Hilfe der anzuerkennenden Forschungsprojekte entwickelten Therapien kurz vor der Einführung in den medizinischen Alltag, wandelt sich einer der beiden jährlich vergebenen Louis-Jeantet-Preise in den Jeantet-Collen-Preis für translationale Medizin um und wird großzügig durch die Désiré-Collen-Stifung unterstützt.

    Die Louis-Jeantet Stiftung
    Die vor 35 Jahren gegründete Louis-Jeantet-Stiftung ist das Vermächtnis von Louis Jeantet, eines französischen Geschäftsmannes, der in Genf seine Heimat gefunden hatte. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die Medizin als Wissenschaft voranzubringen und die Identität und Rolle der europäischen biomedizinischen Forschung im internationalen Wettbewerb zu verteidigen. Die in Genf ansässige Stiftung ist Teil eines offenen Europas, und bemüht sich um die Anerkennung und Förderung des medizinischen Fortschritts im Sinne des Allgemeinwohls.

    Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

    Erin Schuman
    Tel: +49 69 850033 1001
    E-mail : erin.schuman@brain.mpg.de
    Website: www.brain.mpg.de

    Gisou Van Der Goot
    Sekretär des wissenschaftlichen Ausschusses der Louis-Jeantet-Stiftung
    Tel:              + 41 (0)21 693 14 82
    E-mail :        vandergoot@jeantet.ch
    Website:      www.jeantet.ch


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Erin Schuman
    Tel: +49 69 850033 1001
    E-mail : erin.schuman@brain.mpg.de
    Website: www.brain.mpg.de


    Weitere Informationen:

    https://www.jeantet.ch/en/prix-louis-jeantet/laureats/2020-en/erin-schuman/


    Bilder

    Professor Erin Schuman, Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt.
    Professor Erin Schuman, Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Professor Erin Schuman, Direktorin am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt.


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