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16.07.2020 11:16

Schwanz wog zweieinhalb Tonnen

Dr. Gesine Steiner Pressestelle
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung

    Forscherin des Museums für Naturkunde Berlin digitalisiert Dinosaurierschwanz
    Ein Forscherteam unter der Leitung von Verónica Díez Díaz, Postdoktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Museum für Naturkunde Berlin, hat zum ersten Mal den dreidimensionalen Bewegungsapparat des Schwanzes von Giraffatitan brancai rekonstruiert. Nach der Digitalisierung mittels Photogrammetrie, Rekonstruktion und Muskelmodellierung ergab sich ein angenommenes Schwanzgewicht von 2,5 Tonnen. Die erstellten digitalen Dateien sind frei verfügbar.

    Seit der allerersten Entdeckung eines Dinosauriers interessieren sich nicht nur Paläontologinnen und Paläontologen, sondern auch die breite Öffentlichkeit dafür, wie diese Tiere aussahen. Viele wissenschaftliche Hypothesen wurden aufgestellt und zahlreiche Rekonstruktionen geschaffen. In den letzten Jahren konnten die Forschenden durch die Anwendung neuer Methoden im Bereich Computerwissenschaften und Digitalisierungstechniken neue Erkenntnisse über Aussehen, Verhalten und Lebensweise der Dinosaurier erlangen, die die bisherigen Rekonstruktionen zum Teil ad absurdum führten. Ein gutes Beispiel dafür ist die überholte und nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand falsche Aufstellung der Skelette mit am Boden schleifenden Schwänzen.

    Ein Forscherteam unter der Leitung von Verónica Díez Díaz, Postdoktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Museum für Naturkunde Berlin, hat zum ersten Mal den dreidimensionalen Bewegungsapparat des Schwanzes eines der vollständigsten und bekanntesten Sauropoden rekonstruiert: den 150 Millionen Jahre alten Giraffatitan brancai. Alle Elemente des Schwanzes, also Wirbel und Rippen der Schwanzwirbelsäule, sowie das Becken und die Hintergliedmaßen, wurden mittels Photogrammetrie digitalisiert. Danach wurde das Schwanzskelett mit einer speziellen Software rekonstruiert. Im Anschluss wurden die Muskeln dank der überlieferten Unebenheiten und Grate, die diese Weichteile auf den Knochen hinterlassen hatten, modelliert. Als Vergleich dienten die Schwänze von Krokodilen.

    Dank dieser detaillierten dreidimensionalen Rekonstruktion des Schwanzes waren die Forschenden in der Lage, das wahrscheinliche Gewicht und Volumen jedes Muskels genauer zu berechnen. Es ergab sich ein hypothetischer Gesamtwert für den kompletten Schwanz von ca. 2,5 Tonnen. Wahrscheinlich befand sich jedoch fast die Hälfte des Gewichts im vorderen Teil des Schwanzes, wo die massive und kräftige Muskulatur zum Vortrieb der Hintergliedmaßen beitrug.

    Diese Art von Rekonstruktionen dienen dem Verständnis der Haltung und Fortbewegung ausgestorbener Tiere. Mit der Methodik können komplette Individuum rekonstruiert oder biomechanische Analysen durchgeführt werden.
    Die für diese Studie verwendeten Exemplare befinden sich im Museum für Naturkunde Berlin. Alle erstellten digitalen Dateien sind unter diesem DOI-Link frei verfügbar: 10.7479/xm1h-5806

    Publikation:
    Díez Díaz et al. (2020) The Tail of the Late Jurassic Sauropod Giraffatitan brancai: Digitale Rekonstruktion seiner epaxialen und hypaxialen Muskulatur und Implikationen für die Schwanzbiomechanik. Grenzen der Geowissenschaften.
    https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/feart.2020.00160/full

    Weitere Informationen zur Wissenschaftsgeschichte des Giraffatitan brancai finden sich in folgender Publikation:
    "Dinosaurierfragmente"
    Zur Geschichte der Tendaguru-Expedition und ihrer Objekte, 1906 - 2018
    Ina Heumann, Holger Stoecker und Mareike Vennen
    Wallstein Verlag GmbH 2018, ISBN 978-3-8353-3253-9

    Mehr Informationen zur Publikation:
    https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/presse/pressemitteilungen/dinosaurier...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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