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05.08.2020 13:04

Zwischen Pflegekraft und Arzt: der neue Bachelor, der mehr darf

Bettina Kranhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Anhalt

    Im Oktober 2020 startet mit dem Bachelor „Physician Assistance“ (PA) an der Hochschule Anhalt das erste staatl. berufsbegleitende Studium seiner Art. Absolventinnen und Absolventen erreichen nach dem Studium die fachliche Kompetenz in Delegation ärztliche Tätigkeiten auszuführen. Ziel ist, dass der PA den Arzt damit von Routinetätigkeiten entlastet. Einsatzbereiche sind beispielsweise die fachübergreifende Notfallbehandlung, Wundversorgung und Funktionsdiagnostik. Seine Entstehung setzt an zwei Punkten an: dem Ärztemangel in Kliniken und Praxen des Landes auf der einen Seite und den fehlenden Karriereaufstiegsmöglichkeiten bei Pflegekräften und Medizinischen Fachangestellten auf der anderen.

    Die sieben Semester des Studiums mit dem Schwerpunkt „hausärztlich-ambulante Medizin“ sind fachlich breit angelegt und überdurchschnittlich praxisorientiert. Sie setzen sich aus Präsenz- und Seminarphasen, Transfer- und Praxisphasen sowie Selbstlernphasen zusammen. Theoretische Lehrveranstaltungen, die vor Ort bzw. online stattfinden, werden durch praktische Seminare abgerundet, die an der Hochschule oder kooperierenden Kliniken und Praxen stattfinden. Über die gesamte Dauer des Studiums wird ein wissenschaftliches Projekt bearbeitet, an dessen Ende die Bachelorarbeit steht.

    Bewerben können sich Personen aus medizinischen Assistenz- und Gesundheitsfachberufen mit einer dreijährigen, erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung. Wem die Hochschulzugangsberechtigung fehlt, der kann diese über eine Zulassungsprüfung nachholen. Vorkenntnisse aus absolvierten Aus- und Weiterbildungen sind in einem festgelegten Rahmen zum Teil anrechnungsfähig.

    Während die Studierenden weiterhin in ihren Arbeitsverhältnissen stehen, gelangen sie zu einem akademischen Abschluss. Schon während der Studienzeit lassen sich alle Ausbildungsinhalte sofort in die Praxis umsetzen. Der Studiengang ist anwendungs- und handlungsorientiert. Er vermittelt medizinisch-naturwissenschaftliches Wissen dahingehend, dass die Absolventen im Rahmen der Delegation zu ärztlichem Handeln befähigt werden, ohne jedoch die Heilkunde auszuüben. Der Beruf ist bereits seit Jahrzehnten vor allem in den USA etabliert. In Deutschland dagegen ist er noch recht jung. Hier arbeiten Physician Assistants bislang vor allem in Kliniken.

    Am Ende des Studiums besitzen die Absolventinnen und Absolventen die formalen Voraussetzungen, um weisungsgebunden delegierbare Tätigkeiten an Patienten selbständig unter Berücksichtigung ethischer und betriebswirtschaftlicher Gesichtspunkte auszuüben, die zuvor vom Arzt übernommen wurden. Gegenwärtige Einsatz- und Tätigkeitsbereiche umfassen die meisten internistischen und chirurgischen Fachdisziplinen in klinischen Einrichtungen. Die Studieninhalte sind deshalb auch hauptsächlich medizinisch geprägt: Auf dem Lehrplan stehen u. a. Grundlagen der Klinischen Medizin, Innere Medizin und Chirurgie, Orthopädie, Fächer wie Gynäkologie, Anästhesie, Notfallmedizin und OP-Lehre. Weitere Inhalte sind die Bereiche Public Health, berufsrelevante rechtliche Aspekte, Medizintechnik und -produkte, Informationstechnik, Qualitätsmanagement, Dokumentation und Projektmanagement. Dazu kommen praktische Hospitationen, in denen die Studierenden u.a. in der Notfallversorgung, Triage und Intensivmedizin ausgebildet werden und Aspekte der Patientenversorgung vertiefen, ebenso wie Patientenaufnahme, Dokumentation, Abrechnung und Funktionsdiagnostik.

    Hintergrund für die ausgesprochen aktuelle Bedeutsamkeit des Weiterbildungsangebots ist unter anderem die unbefriedigende hausärztliche Versorgung - insbesondere in ländlichen Gebieten. Zu den problematischen Bereichen gehört dabei beispielsweise die Versorgung chronischer Wunden, die seit Jahren von Krankenkassen und Verbänden thematisiert und bemängelt wird. So liegt Deutschland bei der Amputationsrate von durch verschiedene Störungen verursachten Erkrankungen international noch immer im oberen Bereich. Andere Länder zeigen und Fachexperten machen deutlich, dass es mit gezielten Maßnahmen möglich ist 80 Prozent dieser Amputationen zu vermeiden - unter anderem durch eine professionelle lückenlose medizinische Versorgung.

    Zu den Gründen, warum das neue Studium so gut an die Hochschule Anhalt passt, sagt Präsident Professor Jörg Bagdahn: „Im Forschungsprofil unserer Hochschule nehmen die Life Sciences einen bedeutsamen Schwerpunkt ein. Daneben sind wir als Hochschule für Angewandte Wissenschaften schon immer stark praxisorientiert ausgerichtet. Hier liegt in diesem Fall unser großer Vorteil gegenüber der Lehrtätigkeit einer medizinisch ausgerichteten Universität.“

    Fördermöglichkeiten
    Bis zu sechs Wochen vor der Bewerbung zum Studium können bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt Anträge auf die Förderprogramme Weiterbildung Direkt oder Weiterbildung Betrieb beantragt werden, die für Interessenten mit Wohnsitz in Sachsen-Anhalt bis zu 90 Prozent der Weiterbildungskosten erstatten können. Ähnliche Programme gibt es auch in anderen Bundesländern.


    Weitere Informationen:

    http://www.hs-anhalt.de/pa Die Bewerbung für das Bachelorstudium „Physician Assistance“ ist für den Start ab Wintersemester 2020/21 noch bis Ende September über den Link möglich. Hier sind auch weitere Informationen zu den Zugangsvoraussetzungen und Gebühren, die Studien- und Prüfungsordnung, sowie der Studien- und Prüfungsplan zu finden.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende
    Biologie, Medizin
    überregional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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