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01.09.2020 14:26

Sterblichkeit weltweit: Großzügig teilen, länger leben

Silvia Leek Öffentlichkeitsarbeit und Pressestelle
Max-Planck-Institut für demografische Forschung

    Je mehr Ressourcen innerhalb einer Gesellschaft geteilt werden, desto besser für Gesundheit und Langlebigkeit des Einzelnen. Fanny Kluge und Tobias Vogt analysierten Daten für 34 Länder auf allen Kontinenten und fanden einen starken Zusammenhang zwischen der Menge geteilter Ressourcen und der durchschnittlichen Länge des Lebens.

    Geben und Nehmen steigert das Wohlbefinden: Der Empfänger profitiert direkt vom Geschenk, der Geber indirekt durch emotionale Befriedigung. Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde, legt nun nahe, dass auch länger lebt, wer mehr teilt.

    Fanny Kluge und Tobias Vogt fanden in ihrer Analyse eine starke lineare Beziehung zwischen der Großzügigkeit in einer Gesellschaft und der durchschnittlichen Lebenserwartung ihrer Mitglieder. Die Forschenden am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock gehen deshalb davon aus, dass Menschen in Gesellschaften älter werden, in denen sie sich gegenseitig mit Ressourcen unterstützen.

    „Neu an unserer Studie ist, dass wir zum ersten Mal Transferleistungen von Staat und Familie zusammengefasst und ihren Effekt ausgewertet haben“, sagt Fanny Kluge. Die Forschenden verwendeten Daten aus 34 Ländern auf allen Kontinenten, die vom Projekt „National Transfer Accounts“ zusammengestellt wurden. Für alle Länder werden staatliche und private Transferleistungen, die jeder Einzelne über seine Lebenszeit erhält und gibt, aufsummiert und ins Verhältnis zum Lebenseinkommen gesetzt.

    Gesellschaften in westeuropäischen Ländern teilen viel und leben lang

    Länder in Subsahara-Afrika wie Senegal teilen den geringsten Anteil ihres Einkommens und haben von allen untersuchten Ländern die höchste Sterblichkeitsrate. Wer wenig teilt, stirbt früher. Obwohl Südafrika wirtschaftlich besser entwickelt ist als andere afrikanische Länder, werden dort wenige Güter umverteilt, auch hier ist die Sterblichkeitsrate vergleichsweise hoch.

    Erhöht ist in diesen Ländern auch die Sterblichkeit von Kindern und Jugendlichen im Alter bis 20 Jahren, verglichen mit den anderen untersuchten Ländern. „Unsere Analysen legen nahe, dass Umverteilung die Sterblichkeitsrate eines Landes entscheidend beeinflusst, unabhängig vom Bruttoinlandsprodukt pro Kopf“, sagt Fanny Kluge.

    Gesellschaften in westeuropäischen Ländern und Japan geben viel an die Jüngsten und Ältesten weiter. Hier sind die Sterblichkeitsraten niedrig. Auch in den untersuchten südamerikanischen Ländern sind die Transferleistungen hoch. Dort teilen die Menschen mehr als 60 Prozent ihres durchschnittlichen Lebenseinkommens mit anderen. Ihre Sterblichkeitsraten liegen niedriger als in den Ländern Subsahara-Afrikas, jedoch über denen von Westeuropa, Australien, Japan und Taiwan.

    In Frankreich und Japan, den beiden Ländern mit den niedrigsten Sterblichkeitsraten aller untersuchten Länder, teilt ein durchschnittlicher Bürger zwischen 68 und 69 Prozent seines Lebenszeiteinkommens mit anderen. Hier ist für Menschen über 65 Jahre das Risiko, im kommenden Jahr zu sterben, nur halb so groß wie in China oder der Türkei, wo zwischen 44 und 48 Prozent des Lebenszeiteinkommens umverteilt werden.

    „Besonders interessant finde ich, dass die beschriebene Beziehung zwischen Großzügigkeit und Lebensdauer nicht davon abhängt, ob die Zuwendungen vom Staat oder aus dem familiären Umfeld kommen“, sagt Fanny Kluge. Beides lässt die Bevölkerung im Vergleich zu Gesellschaften mit weniger Transferleistungen älter werden.

    Über das MPIDR

    Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politikrelevante Themen wie den demografischen Wandel, Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.

    http://www.demogr.mpg.de

    Kontakt

    Silvia Leek – MPIDR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    TELEFON +49 381 2081 – 143
    E-MAIL presse@demogr.mpg.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Fanny Annemarie Kluge
    TELEFON +49 381 2081-210
    E-MAIL kluge@demogr.mpg.de


    Originalpublikation:

    Vogt, T., Kluge, F., Lee, R.: Intergenerational Resource Sharing and Mortality in a Global Perspective. PNAS (2020). DOI :https://doi.org/10.1073/pnas.1920978117


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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