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30.04.2021 08:55

Fürsorgediktatur: Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    In einem Online-Symposium am 5. und 6. Mai stellt der Forschungsverbund „Seelenarbeit im Sozialismus“ erste Ergebnisse seiner Aufarbeitung des Gesundheitssystems der DDR vor

    Das Gesundheitssystem galt stets als Vorzeige-Errungenschaft des Sozialismus in der DDR, die deshalb mitunter auch als Fürsorgediktatur bezeichnet wird. Gleichzeitig galten bestimmte Disziplinen aber als Ort von kritischem Denken und möglichem Widerstand und wurden entsprechend argwöhnisch betrachtet. Mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung untersucht der Forschungsverbund „Seelenarbeit im Sozialismus“ seit zwei Jahren die Rolle von Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie als Teil des staatlich gelenkten Gesundheitssystems.

    Im Rahmen eines umfassenden Vorhabens zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gehen die Forschungsteams aus Jena, Dortmund, Rostock und Erlangen der Frage nach, wie sich therapeutisches Handeln in der DDR gestaltete. Diente die Psychiatrie dazu, unliebsame politisch Andersdenkende wegzusperren? Wurden mithilfe der Psychologie Stasi-Mitarbeitende in Verhörmethoden geschult? Und wie ideologisch motiviert war die Psychotherapie? Oder gab es Freiräume, Nischen und sogar politische Widerstände? In aufwändigen Archivrecherchen, Quellenstudien und Zeitzeugeninterviews suchen die Forschenden nach Antworten.

    „Die drei Bereiche Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie waren im DDR-Gesundheitssystem vielschichtiger und auch widersprüchlicher als gedacht“, fasst Prof. Dr. Bernhard Strauß die ersten Ergebnisse zusammen. Der Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie am Universitätsklinikum Jena koordiniert den Forschungsverbund. Die Onlinetagung des Verbundes am 5. und 6. Mai bietet die Möglichkeit, die ambivalente Rolle der Disziplinen in der "Fürsorgediktatur" DDR ausführlich diskutieren, einer Gesellschaft, die einerseits Dissidenten rücksichtslos verfolgte und sich andererseits programmatisch mit humanistischen Idealen legitimierte.
    Eine Frage wird auch sein, welche Themen und Strukturen im Rahmen des Beitritts bewahrt werden konnten und welche den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zum Opfer fielen. Als Beispiel führt Strauß die Psychotherapeutenausbildung an, die es in der DDR als Fachausbildung bereits gab, die im vereinten Deutschland aber erst 1999 eingeführt wurde.

    Terminhinweis:
    Symposium "Seelenarbeit im Sozialismus" |
    Online-Veranstaltung,Programm: http://www.seelenarbeit-sozialismus.de/fileadmin/user_upload/Flyer_Symposium-Mai...
    5. und 6. Mai 2021, Anmeldung unter: sisap@med.uni-jena.de

    Kontakt:
    Prof. Dr. Bernhard Strauß
    Instituts für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie, Universitätsklinikum Jena
    Tel.: +49 3641 9398021
    E-Mail: Bernhard.Strauss@med.uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.seelenarbeit-sozialismus.de Homepage des Verbundes


    Bilder

    Patientenzimmer in der Klinik für Psychiatrie und Neurologie Jena, 1958.
    Patientenzimmer in der Klinik für Psychiatrie und Neurologie Jena, 1958.

    Fotozentrum der FSU Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Patientenzimmer in der Klinik für Psychiatrie und Neurologie Jena, 1958.


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