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19.01.2022 12:30

Wie geht es älteren Menschen in Dresden? – Neue Studie zur Lebenssituation von Menschen ab 60 Jahren

Claudia Kallmeier Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Mehr barrierearmer Wohnraum in der Stadt, ebene und besser ausgeleuchtete Gehwege, seniorengerechte Freiflächen – das wünschen sich viele ältere Dresdnerinnen und Dresdner. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt die „Studie zur Lebenssituation von Dresdnerinnen und Dresdnern ab dem 60. Lebensjahr“ (LAB60+), die die Landeshauptstadt Dresden und die Technische Universität Dresden gemeinsam erstellt haben.

    „Mehr als jeder vierte in Dresden wohnende Mensch ist seit mindestens 60 Jahren auf der Welt. Aber bis vor Kurzem wussten wir nicht, in welcher Lebenssituation sich diese Bürger befinden, welche Vorstellungen eines guten Lebens- und Wohnumfeldes sie haben. Auch zu den zentralen Lebenszielen, den Ängsten und Wünschen an die Stadt bestand Unkenntnis. Deshalb haben wir 6.000 Dresdnerinnen und Dresdner ab 60 Jahren – repräsentativ nach Wohnort, Geschlecht und Altersgruppe – zufällig ausgewählt und gefragt, wie sie ihre konkrete, individuelle Lebenssituation in puncto Gesundheit, Wohnen und Teilhabe einschätzen. Zudem haben wir die Pflegeeinrichtungen Dresdens zur Auslastung, Personalsituation und aktuellen und zukünftigen Herausforderungen befragt“, sagt die Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen Dr. Kristin Klaudia Kaufmann. „Mit der ersten umfassenden Studie dieser Art haben wir einen wichtigen Schritt für die Entwicklung Dresdens zu einer alternsgerechten Stadt unternommen“, ordnet die Bürgermeisterin die Studie ein.

    Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Andreas Seidler, unterstreicht: „Ältere Menschen wollen ganz selbstverständlich teilhaben am Leben in ihrer Stadt. Das belegen unsere Forschungen. Die Rücklaufquote von 40 Prozent bei unserer Befragung unterstreicht das große Interesse der Zielgruppe“. Der an dem Kooperationsprojekt von Stadt und Technischer Universität Dresden ebenfalls beteiligte Prof. Jürgen Wegge weist darauf hin: „Ein sehr positiver Befund ist, dass die erlebte Altersdiskriminierung in Dresden gering ist und die Bürger sich stark mit der Stadt Dresden identifizieren“. Und Prof. Gesine Marquardt betont: „Von einem differenzierten Wohnungsangebot und einer altersgerechten Gestaltung des innerstädtischen Raums profitieren letztlich alle Generationen.“

    Hier sind einige weitere, ausgewählte Ergebnisse:

    • Die große Mehrheit der Teilnehmenden (94 Prozent) lebt in Wohnungen und Häusern mit teils erheblichen baulichen bzw. räumlichen Barrieren. Beratungsstellen und Förderangebote, mit deren Hilfe Wohnraum alters- oder behinderungsgerecht angepasst werden kann, sind den Betroffenen allerdings nicht ausreichend bekannt. Die Stadt plant deshalb Aktionen, um die Wohnberatung und Möglichkeiten zur barrierefreien Gestaltung von Wohnraum bekannter zu machen.

    • Die Schaffung von Barrierefreiheit im öffentlichen Raum sowie alter(n)sgerechten Freiflächen und die ausreichende Beleuchtung von Fußwegen sind den lebenserfahrenen Dresdnerinnen und Dresdnern ein zentrales Bedürfnis. Die Stadtverwaltung wird prüfen, welche Maßnahmen priorisiert werden müssen.

    • Die Mehrzahl (63 Prozent) fühlt sich nicht einsam und relativ gut in soziale Gruppen integriert. Tatsache ist allerdings auch, dass sich etwa ein Drittel der befragten Personen etwas bis stark einsam fühlt. Das allgemeine Wohlbefinden in Dresden liegt unter dem deutschen Durchschnitt. Während der Corona-Pandemie wurden die Kontakte weiter reduziert. Es gilt deshalb Ansätze und Instrumente zu entwickeln, die Teilhabe am kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Leben für alle Menschen ab 60 Jahren ermöglichen.

    • Viele Seniorinnen und Senioren sind übergewichtig. Die gesunde Ernährung liegt hinter den Empfehlungen zurück, der Alkoholkonsum ist vor allem bei jüngeren Alten bei einem Drittel oberhalb der Empfehlungen. Die körperliche Betätigung erscheint zu gering. Deshalb bleibt das aktive gesunde Altern ein wichtiges Handlungsfeld der Stadt.

    • Die stationären Pflegeeinrichtungen in Dresden sind nahezu vollständig ausgelastet (98 Prozent). Die Einrichtungen beschreiben die Personalsituation als angespannt. Notwendig seien innovative Versorgungskonzepte und ausreichend Plätze für Pflegebedürftige mit besonderen pflegerischen Bedarfen. Weiterhin wünschen sich die Träger eine verstärkte Fachkräftegewinnung. Dazu ist ein Fachdiskurs im PflegeNetz Dresden bzw. mit den beteiligten Leistungserbringern geplant.

    • Die Mediennutzung der Teilnehmenden ist sehr heterogen. Erwartungsgemäß nutzen vor allem ältere Menschen eher klassische Medien. Jüngere nutzen in hohem Maß digitale Informationskanäle und Kommunikationsplattformen. Daher sollen Informationen auch in Zukunft adressatengerecht veröffentlicht werden und digitale Angebote gezielt weiterentwickelt werden, damit sie eine höhere Bekanntheit und Anwendung finden.

    • Viele Teilnehmende engagieren sich ehrenamtlich oder wollen sich bis ins hohe Alter ehrenamtlich engagieren, beispielsweise mit Hilfeleistungen in ihrer Nachbarschaft. Bürgerschaftliches Engagement unterstützt die Bildung bzw. den Erhalt sozialer Netze. In Zukunft soll darauf hingewirkt werden, zielgruppengerechte und wohnortnahe Angebote auszuweiten und noch besser zusammen zu bringen.

    • Der Dresdner Weg zur Schaffung und Weiterentwicklung einer alter(n)sgerechten Infrastruktur soll weiterentwickelt werden. Viele Wünsche der Seniorinnen und Senioren sind bereits im neuen Fachplan Seniorenarbeit und Altenhilfe verankert und werden in Zukunft weiter ergänzt und vertieft. Um dies zu ermöglichen, soll es auch zukünftig eine regelmäßige Befragung geben, um die Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner ab einem Alter von 60 Jahren kontinuierlich zu erheben und die aktuellen Entwicklungen und Förderungen daran anzupassen.

    Weitere Infos zum Kooperationsprojekt der Landeshauptstadt Dresden mit dem Centrum für Demografie und Diversität (CDD) der Technischen Universität Dresden, dem Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, der Professur für Sozial- und Gesundheitsbauten sowie der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie sind im Internet zu finden unter
    www.tu-dresden.de/cdd/forschung/lab60 und www.dresden.de/senioren.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Andreas Seidler
    Dr. Karla Romero Starke
    Technische Universität Dresden
    Medizinische Fakultät
    Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin
    Tel.: +49 351 3177-441 (Sekretariat: Ina Voigt)
    E-Mail: ArbSozPH@mailbox.tu-dresden.de


    Weitere Informationen:

    http://www.tu-dresden.de/cdd/forschung/lab60
    http://www.dresden.de/senioren


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Kooperationen
    Deutsch


     

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