idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.12.2022 16:09

Stille Inseln in einer Welt der Angst

Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.

    Eine neue Studie der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zeigt die Bedeutung von Schutzgebieten für Wölfe. Haben sie die Wahl, dann meiden diese anpassungsfähigen Raubtiere Straßen, Siedlungen und generell Gebiete mit Aktivitäten von Menschen.

    Mithilfe von Tracking-Daten besenderter Wölfe in Belarus untersuchten Wissenschaftler der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und der Universität Freiburg, wo sich Wölfe am liebsten aufhalten, um Störungen durch Menschen aus dem Weg zu gehen und wann sie das tun. In ihrem Untersuchungsgebiet, dem Belovezhskaya-Pushcha-Nationalpark in Belarus direkt an der polnischen Grenze stellten sie fest, dass der Nationalpark ein wichtiger Zufluchtsort für Wölfe ist, um Störungen durch Straßen und Dörfer aus dem Weg zu gehen. Aus Wolfssicht ist der Park eine stille Insel in einer ansonsten von Menschen und ihrer Infrastruktur geprägten Welt.

    Schutzgebiete wie Nationalparks haben oft verschiedene Zonen mit unterschiedlichem Schutzstatus, also mehr oder weniger Schutz und Eingriff durch das Parkmanagement. „Unsere Studie hat gezeigt, dass die Wölfe die Kernzone, die am stärksten geschützt ist, stärker nutzen als die anderen Zonen. Außerdem bevorzugten sie den Nationalpark gegenüber Gebieten außerhalb des Parks, die weniger geschützt sind", sagt der Erstautor und Doktorand Adam F. Smith.

    Die Forscherinnen und Forscher stellten auch fest, dass Wölfe zu allen Jahreszeiten öffentliche Straßen meiden. „Wir konnten zeigen , dass Wölfe öffentliche Straßen tagsüber eher meiden als in der Nacht. Ebenso meiden sie Siedlungen und Dörfer viel stärker tagsüber, wenn die Gefahr durch den Menschen für sie größer ist", erklärt Smith.

    Die Ergebnisse der Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „Biological Conservation" veröffentlicht wurden, zeigen, wie Wölfe ihr Verhalten zeitlich anpassen, um ihr Risiko zu verringern, Menschen und deren Aktivitäten zu begegnen. Diese Ergebnisse tragen auch dazu bei, besser zu verstehen, wie es den Wölfen gelingt, in Europas von Menschen genutzten Landschaften zu überleben.

    Obwohl Wölfe die gesamte Landschaft nutzen können und dies auch oft tun, ist ihre „erste Wahl“ die Vermeidung von Störungen durch Menschen, sofern sie die Möglichkeit dazu haben. Das heißt, dass Gebiete, in denen es wenig menschliche Störung gibt, entscheidend dafür sein können, problematische Interaktionen zwischen Wölfen und Menschen in unseren europäischen Landschaften zu verringern.

    Anmerkung

    Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hat 2015 die ersten Wölfe im Belovezhskaya-Pushcha-Nationalpark mit Sendehalsbändern ausgestattet, zusammen mit der inzwischen geschlossenen NGO "Akhova Ptushak Batskaushchyny" (APB Birdlife Belarus). Aufgrund der politischen Lage in Belarus wird diese Arbeit nicht mehr fortgesetzt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Adam F. Smith, Research Fellow Frankfurt Zoological Society: adam.smith@fzs.org


    Originalpublikation:

    (open access)

    Adam F. Smith, Simone Ciuti, Dmitry Shamovich, Viktar Fenchuk, Barbara Zimmermann, Marco Heurich (2022):
    Quiet islands in a world of fear: Wolves seek core zones of protected areas to escape human disturbance

    Biological Conservation, Volume 276, 2022, 109811
    https://doi.org/10.1016/j.biocon.2022.109811
    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320722003640


    Weitere Informationen:

    https://photos.fzs.org/Press-Photos/EUROPE/Belarus/Wolf-StudyDecember-2022
    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320722003640


    Bilder

    Wolf mit einem GPS-Tracking-Halsband, automatisch aufgenommen von einer Kamerafalle im Belovezshkaya-Pushcha Nationalpark, Belarus. Mithilfe der GPS-Technologie können Wissenschaftler feststellen, wo und wann sich Wölfe in der Landschaft bewegen.
    Wolf mit einem GPS-Tracking-Halsband, automatisch aufgenommen von einer Kamerafalle im Belovezshkaya ...
    Viktar Fenchuk/FZS
    Zoologische Gesellschaft Frankfurt

    Wölfe sind in Europa immer häufiger anzutreffen. Ihre Erhaltung und ihr Management sind wichtige Themen in der Wildtierforschung (Anmerkung zum Foto: Gehegeaufnahme, Nationalpark Bayerischer Wald).
    Wölfe sind in Europa immer häufiger anzutreffen. Ihre Erhaltung und ihr Management sind wichtige The ...
    Daniel Rosengren/ZGF
    Zoologische Gesellschaft Frankfurt


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Wolf mit einem GPS-Tracking-Halsband, automatisch aufgenommen von einer Kamerafalle im Belovezshkaya-Pushcha Nationalpark, Belarus. Mithilfe der GPS-Technologie können Wissenschaftler feststellen, wo und wann sich Wölfe in der Landschaft bewegen.


    Zum Download

    x

    Wölfe sind in Europa immer häufiger anzutreffen. Ihre Erhaltung und ihr Management sind wichtige Themen in der Wildtierforschung (Anmerkung zum Foto: Gehegeaufnahme, Nationalpark Bayerischer Wald).


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).