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27.03.2023 11:12

Adipositas ganzheitlich verstehen und behandeln

Natascha Hövener Pressekontakt
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.

    Übergewicht und Adipositas gehören zu den großen gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. In einem neuen Positionspapier hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) wichtige Grundlagen zur Behandlung und Prävention von Adipositas in der Hausarztpraxis zusammengefasst und empfiehlt einen holistischen Ansatz in Prävention und Therapie.

    Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für Übergewicht und Adipositas ist erheblich, auch in Politik und Wissenschaft wird das Thema lebhaft diskutiert, zumal es inzwischen erweiterte operative Möglichkeiten und neue medikamentöse Behandlungsstrategien zur Gewichtsabnahme gibt.

    In einem neuen Positionspapier fasst die DEGAM aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zu Übergewicht und Adipositas zusammen und empfiehlt auf dieser Basis eine holistische Perspektive: Statt einzelne Symptome zu behandeln, sollte ein heterogenes Krankheitsbild wie Adipositas nicht separat gesehen, sondern im Kontext anderer Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, arterielle Hypertonie, Demenz oder Osteoporose verstanden werden. Gleichzeitig müssen die vielfältigen Ursachen von Adipositas berücksichtigt werden, also genetische Prädispositionen, aber auch Ernährungsverhalten, Bewegungsmangel sowie problematische sozioökonomische Verhältnisse.

    Die DEGAM sieht die Behandlung von Adipositas klar in der Hausarztpraxis: Hausärztinnen und Hausärzte sind spezialisiert auf den ganzen Menschen und damit prädestiniert dafür, Adipositas zu erkennen, in den Gesamtkontext zu stellen und zu behandeln. Als Therapieoptionen stehen zur Verfügung: Ernährungsberatung, Bewegungsempfehlungen (z.B. „Rezept für Bewegung“), (neue) Arzneimittel sowie bariatrische Operationen. „Trotzdem bleiben Prävention und Therapie von Adipositas in der Hausarztpraxis eine Herausforderung, da die messbaren Erfolge selbst bei guter Motivation meist gering und von kurzer Dauer sind“, kommentiert Prof. Martin Scherer, Präsident der DEGAM.

    Gerade weil Übergewicht und Adipositas durch verschiedene, auch gesellschaftlich bedingte, Faktoren bedingt sind, weist die DEGAM darauf hin, dass es sich um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen handelt, deren Bewältigung nicht allein in der Hausarztpraxis liegen kann: „Adipositas ist nicht selten ein direkter Ausdruck sozialer Ungleichheit. Es ist seit Jahren bekannt, dass das Risiko für Adipositas stark mit dem sozioökonomischen Hintergrund korreliert. Deshalb greift eine Therapie, die alleine auf das individuelle Verhalten abzielt, zu kurz, da auch die Verhältnisse berücksichtigt werden müssen“, sagt Dr. Thomas Maibaum, stellvertretender Sprecher der Sektion Prävention der DEGAM, die das Positionspapier federführend entwickelt hat. „Wir Ärztinnen und Ärzte müssen immer wieder darauf aufmerksam machen, dass ungleiche Lebensbedingungen und soziale Spaltung auch harte gesundheitliche Konsequenzen haben“. So sei es aus Sicht der DEGAM nicht nachvollziehbar, dass breiter angelegte – und seit Jahren gut erforschte – Initiativen der Verhaltens- und Verhältnisprävention nicht umgesetzt werden. Bekannte Beispiele sind die Zuckersteuer oder ein finanzierbares und ausgewogenes Kita- und Schulessen.

    Last but not least steht die DEGAM im Positionspapier der geplanten Einführung eines „Disease Management Programme“ (DMP) zu Adipositas eher kritisch gegenüber, da es kaum Evidenz für wissenschaftlich fundierte Therapieoptionen bei Adipositas gibt. „Wie relevant und nachhaltig Abnehm-Programme in Hinblick auf Morbidität und Mortalität tatsächlich sind, ist bisher ungeklärt. Präventive Behandlungen zur Änderung des Lebensstils sind äußerst komplex und nur dann erfolgreich, wenn Autonomie und aktuelle Lebenssituation der Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden. Nur so kann es zu einer partizipativen Entscheidungsfindung und einer nachhaltig wirksamen Adipositas-Therapie kommen“, bemerkt Thomas Maibaum abschließend.

    Zum Positionspapier: https://bit.ly/3n0enIU

    Pressekontakt:

    Natascha Hövener
    Pressereferentin

    Telefon: 030 – 20 966 98 16
    E-Mail: hoevener@degam.de

    Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
    Schumannstraße 9, 10117 Berlin
    http://www.degam.de
    Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)

    Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchsförderung sind in der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) zusammengefasst.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Thomas Maibaum
    Stellvertretender Sprecher Sektion Prävention der DEGAM
    E-Mail: thomas.maibaum@yahoo.de


    Weitere Informationen:

    https://www.degam.de/files/Inhalte/Degam-Inhalte/Ueber_uns/Positionspapiere/2023...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, wissenschaftliche Weiterbildung
    Deutsch


     

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