idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.03.2023 12:00

CISPA-Forscher Andreas Zeller erneut mit ERC Grant ausgezeichnet

Annabelle Theobald Unternehmenskommunikation
CISPA Helmholtz Center for Information Security

    Jede Software der Welt automatisch testbar zu machen, das ist die Vision von CISPA-Faculty Prof. Dr. Andreas Zeller. Der Europäische Forschungsrat (kurz ERC) schenkt dem
    Informatiker sein vollstes Vertrauen und fördert Zellers Projekt „S3 - Semantics of
    Software Systems“ in den kommenden fünf Jahren mit einem ERC Advanced Grant in
    Höhe von 2,5 Millionen Euro. Zeller gehört damit zu den ganz wenigen Forschenden, die
    Europas höchste Forschungsförderung zum zweiten Mal erhalten.

    Seit es Computerprogramme gibt, gibt es auch Bugs. Zeitdruck beim Entwickeln,
    Flüchtigkeitsfehler, immer komplexer werdende Programme, fehlerbehaftete
    Codebibliotheken – das sind nur einige mögliche Ursachen für Programmfehler aller Art. Im besten Fall sind diese nur nervig, wenn sie etwa den heimischen PC beim Online-Gaming abstürzen lassen. In sicherheitskritischen Systemen, zum Beispiel in der Luftfahrt oder im Gesundheitswesen, können Programmabstürze und Fehlberechnungen Menschenleben kosten.

    Vision und Wirklichkeit

    „Was, wenn wir Software-Bots hätten, die unermüdlich unsere Softwaresysteme testen,
    beobachten und Fehler beheben?“, fragt sich Zeller schon lange. Er leistet mittlerweile
    jahrzehntelange Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Softwaresicherheit und -
    zuverlässigkeit. Und sein unermüdliches Streben zahlt sich aus: Zeller hat die Entwicklung
    automatisierter Software-Testverfahren maßgeblich vorangetrieben. Automatisierte Testing-Tools, sogenannten Fuzzer, sind auch längst im Dauereinsatz bei der Softwareentwicklung. Sie beschicken Programme immer wieder mit Zufallseingaben, um zu testen, wie diese darauf reagieren und ob sie fehlerfrei laufen. „Das Problem ist: Die Tools müssen bislang auf das jeweils zu testende Programm angepasst werden. Das ist zeit- und kostenintensiv. Aber nur so sind sie in der Lage, Eingaben zu generieren, die vom Programm nicht im ersten Schritt als unleserlicher Datenmüll aussortiert werden. Und nur so lassen sich damit die tieferen Programmfunktionen wirklich testen.“

    Neue Sprache – neue Möglichkeiten

    Warum ist die Generierung klügerer Eingaben so schwer? „Wir waren bislang nicht in der
    Lage, computerlesbar zu spezifizieren, was genau die Programme tun sollen. Das ist seit
    Jahrzehnten ein Hindernis für die automatische Testung, das Monitoring und das Debugging von Software“, erklärt Zeller. Eine neue Spezifikationssprache, die Zeller mit seinem Forschungsteam entwickelt hat, ändert das. Damit lassen sich Ein- und Ausgaben viel präziser als bislang möglich beschreiben. Das eröffnet den Software-Bots aus Zellers Vision ganz neue Möglichkeiten. „Mit S3 wird es möglich sein, sich die Ein- und Ausgaben jedes beliebigen Programmes automatisiert zu erschließen und zu dekodieren. Zudem kann S3 automatisch Experimente durchführen, um Modelle des Programmverhaltens der vorliegenden Software zu erstellen und seine Semantik zu erfassen.“ Damit wird zum ersten Mal ein vollautomatisiertes Testen, Debuggen und Monitoren von Software möglich – von jeder Art von Software. Ein Meilenstein. „Schon in einem Jahr werden wir die ersten "Test-Roboter" zum vollautomatischen Testen veröffentlichen können“, ist sich Zeller sicher.

    Hohe Ehre

    Über den neuerlichen ERC Grant freut sich der Informatiker, der sich bereits 2011 im Rennen um die begehrte Forschungsförderung behaupten konnte, sehr. „Es ist eine Riesen-Auszeichnung. Gerade weil es das zweite Mal ist, und ich mir deswegen in meinem Antrag keine Schwächen erlauben konnte.“ Jetzt wird der 57-Jährige erstmal ein Team für das Projekt zusammenstellen. „Mit S3 kommen sechs neue Arbeitsplätze ins Saarland, die wollen besetzt werden. Ich hoffe, dass mein Ansatz möglichst viele gute Leute überzeugt, mit mir zu forschen.“ Große Sorgen machen, muss er sich darum wahrscheinlich nicht.

    Zur Person

    Andreas Zeller ist CISPA-Faculty und Professor für Softwaretechnik an der Universität des Saarlandes. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Entwicklung und Analyse komplexer Softwaresysteme. Seine Arbeiten wirken weit ins tägliche Leben hinein. So sind die in Zellers Forschungsgruppe entwickelten Techniken rund um die Uhr im Einsatz, um Web-Browser wie Chrome, Edge, oder Firefox abzusichern oder seltsame Android-Apps frühzeitig zu identifizieren. Zeller ist ein ACM Fellow und hat neben den beiden ERC Advanced Grants und zahlreichen weiteren Auszeichnungen einen ACM SIGSOFT Outstanding Research Award erhalten.

    Über den ERC

    Der ERC, der 2007 von der Europäischen Union gegründet wurde, ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Er finanziert kreative Forschende aller Nationalitäten und Alters, um Projekte in ganz Europa durchzuführen. Der ERC bietet vier zentrale Förderprogramme an: Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants. Mit seinem Proof of Concept Grant hilft der ERC den Geförderten, die Lücke zwischen ihrer bahnbrechenden Forschung und den frühen Phasen ihrer Kommerzialisierung. Der ERC wird von einem unabhängigen Gremium, dem wissenschaftlichen Rat, geleitet. Seit November 2021 ist Maria Leptin ist die Präsidentin des ERC. Das Gesamtbudget des ERC für den Zeitraum 2021 bis 2027 beträgt mehr als 16 Milliarden Euro und ist Teil des Programms Horizont Europa, für das der Europäischen Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel.

    Über das CISPA

    Das CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit ist eine Großforschungseinrichtung des Bundes innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen die Informationssicherheit in all ihren Facetten. Sie betreiben modernste Grundlagenforschung sowie innovative anwendungsorientierte Forschung und arbeiten an drängenden Herausforderungen der Cybersicherheit, der Künstlichen Intelligenz und des Datenschutzes. CISPA-Forschungsergebnisse finden Einzug in industrielle Anwendungen und Produkte, die weltweit verfügbar sind. Damit stärkt das CISPA die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas. Es fördert außerdem Talente und ist eine Kaderschmiede für hervorragend ausgebildete Fach- und Führungskräfte für die Wirtschaft. So trägt das CISPA sein Know-how auch in die Zukunft.


    Bilder

    Prof. Dr. Andreas Zeller erhält zweiten ERC Grant für seine wegweisende Forschung zur automatischen Fehlersuche in Software
    Prof. Dr. Andreas Zeller erhält zweiten ERC Grant für seine wegweisende Forschung zur automatischen ...
    Tobias Ebelshäuser/CISPA
    CISPA


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Andreas Zeller erhält zweiten ERC Grant für seine wegweisende Forschung zur automatischen Fehlersuche in Software


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).