idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.03.2023 11:01

Wie die EU die CO2-Grenzabgabe gerecht gestalten kann

Dr. Bianca Schröder Presse und Kommunikation
Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

    Die EU plant die Einführung einer neuen Abgabe auf kohlenstoffintensive Importwaren. Forscherinnen des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) geben Empfehlungen, wie dabei Fragen der Gerechtigkeit und der Partizipation berücksichtigt werden können.

    Der CO2-Grenzausgleich (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz CBAM), der im Oktober 2023 eingeführt werden soll, soll sicherstellen, dass die europäischen Anstrengungen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen nicht zu einem so genannten „Carbon Leakage“ führen. Dies würde passieren, wenn in der EU ansässige Unternehmen ihre kohlenstoffintensive Produktion in Länder mit weniger ehrgeizigen Klimastandards verlagern oder ihre Importe kohlenstoffintensiver Produkte erhöhen.

    Der CO2-Grenzausgleich sieht vor, dass Unternehmen, die bestimmte Produkte in die EU importieren, die damit verbundenen Treibhausgasemissionen durch den Kauf von CBAM-Zertifikaten ausgleichen müssen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Kohlenstoffpreis für importierte Produkte dem Preis für Produkte entspricht, die von europäischen Herstellern im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems (ETS) hergestellt werden. Die Wirksamkeit und die Auswirkungen des CBAM will die EU gegen Ende des Einführungszeitraums bewerten.

    Volkswirtschaften und Sektoren, die von Exporten in die EU abhängig sind, sind von dem Mechanismus stärker betroffen. Der Policy Brief stützt sich auf Perspektiven von Akteuren aus Südafrika, dem größten Handelspartner der EU in Afrika, aber die Erkenntnisse sind auch für allgemeine Fragen rund um den CBAM von Bedeutung. Die Autorinnen sprechen drei zentrale Empfehlungen für die europäischen Entscheidungsträger aus:

    1. Stärkere Einbeziehung der Zivilgesellschaft in gefährdeten Ländern: Um die Beteiligung von Interessengruppen aus Drittländern zu ermöglichen, muss insbesondere auf Bedürfnisse und Unzulänglichkeiten aktueller Partizipationsmöglichkeiten für die Zivilgesellschaft eingegangen werden. Dazu gehören formelle Mechanismen innerhalb der institutionellen Struktur der EU zur Erleichterung von Konsultationen, regionale Rundtischgespräche, bei denen Interessengruppen zu Wort kommen, und an die Zielgruppen angepasste Online-Plattformen zur Bereitstellung von Informationen und zur Förderung der Beteiligung.

    2. Forschung zu den Auswirkungen des CBAM durch lokale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Die EU sollte länderspezifische Studien von Forschenden im Globalen Süden über die Auswirkungen des CBAM fördern. Diese Unterstützung sollte finanzielle Mittel und technische Hilfe umfassen, um die politischen Auswirkungen auf die Handelspartner besser zu verstehen. Die Studien sollten in eine wissenschaftlich fundierte und kontextabhängige Evaluierung des Mechanismus einfließen.

    3. Auseinandersetzung mit den erwarteten und beobachteten Auswirkungen des CBAM: Die Kommunikation der EU sollte sich mit den erwarteten und beobachteten Auswirkungen des CBAM auf die Handelspartner und den Folgen für die Klimagerechtigkeit befassen. Die Verteilungswirkungen des Mechanismus sollten in einem Sonderbericht untersucht werden, und Maßnahmen, die unverhältnismäßige Auswirkungen abmildern oder ausgleichen können, sollten in das System integriert werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Adela Marian
    adela.marian@rifs-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Hermann, J., Weko, S., Marian, A., Apergi, M., Eicke, L. (2023): Creating a Climate-Just Carbon Border Adjustment Mechanism. - RIFS Policy Brief, 2023, 2.
    https://publications.iass-potsdam.de/rest/items/item_6002788_3/component/file_60...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Meer / Klima, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).