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11.12.2024 08:23

medac-Forschungspreis 2024 für wegweisende Forschungsarbeiten am Leibniz-HKI verliehen

Friederike Gawlik Pressestelle
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI)

    𝗺𝗲𝗱𝗮𝗰 𝗚𝗺𝗯𝗛 𝗽𝗿ä𝗺𝗶𝗲𝗿𝘁 𝘃𝗶𝗲𝗿 𝗵𝗲𝗿𝗮𝘂𝘀𝗿𝗮𝗴𝗲𝗻𝗱𝗲 𝗴𝗲𝗺𝗲𝗶𝗻𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝘁𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲 𝗣𝘂𝗯𝗹𝗶𝗸𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻 𝗱𝗲𝘀 𝗝𝗮𝗵𝗿𝗲𝘀 𝟮𝟬𝟮𝟰

    Am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) wurde der medac-Forschungspreis 2024 verliehen. Der Preis würdigt die besten wissenschaftlichen Publikationen des Instituts, die aus einer gemeinschaftlichen Leistung mehrerer Forschungsteams entstanden sind.

    Der Preis, gestiftet von dem Pharmaunternehmen medac GmbH aus Wedel, ist mit 20.000 Euro dotiert und wird seit 2004 für herausragende Teamforschung am Institut vergeben. Die prämierten Arbeiten zeugen von der erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb des Leibniz-HKI, die für die Erforschung von Infektionskrankheiten und die Entwicklung neuer Antiinfektiva essenziell ist.

    Aus den Einreichungen wählte der wissenschaftliche Beirat des Instituts vier Publikationen aus, die den Forschungsgeist am Leibniz-HKI besonders gut widerspiegeln. Jede davon adressiert medizinisch relevante Fragen, die auf originellen Wegen zu neuem Wissen führen. Pilze stehen dabei immer im Mittelpunkt, entweder als Krankheitserreger oder als Partner für komplexe Wechselbeziehungen in der Natur, die von Naturstoffen gesteuert werden. Die ausgezeichneten Publikationen zeigen dabei exemplarisch, wie durch Teamarbeit wissenschaftliche Durchbrüche erzielt werden, die künftig zur besseren Bekämpfung von schweren Infektionen und der Überwindung von Antibiotikaresistenzen beitragen können.

    𝗗𝗶𝗲 𝗮𝘂𝘀𝗴𝗲𝘇𝗲𝗶𝗰𝗵𝗻𝗲𝘁𝗲𝗻 𝗣𝘂𝗯𝗹𝗶𝗸𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻 𝟮𝟬𝟮𝟰:

    𝟭. 𝗠𝗲𝗰𝗵𝗮𝗻𝗶𝘀𝗺𝘂𝘀 𝗱𝗲𝗿 𝗦𝗲𝗸𝗿𝗲𝘁𝗶𝗼𝗻 𝗲𝗶𝗻𝗲𝘀 𝘾𝙖𝙣𝙙𝙞𝙙𝙖 𝙖𝙡𝙗𝙞𝙘𝙖𝙣𝙨 -𝗧𝗼𝘅𝗶𝗻𝘀 𝗲𝗻𝘁𝘀𝗰𝗵𝗹ü𝘀𝘀𝗲𝗹𝘁

    Ein interdisziplinäres Team unter der Leitung von Bernhard Hube untersuchte, wie das Peptidtoxin Candidalysin von dem Hefepilz 𝘊𝘢𝘯𝘥𝘪𝘥𝘢 𝘢𝘭𝘣𝘪𝘤𝘢𝘯𝘴 freigesetzt wird. Die Studie zeigt, dass nicht das Toxin selbst, sondern spezifische Peptidsequenzen des Vorläuferproteins Ece1 für die Sekretion entscheidend sind. Die in „Nature Microbiology“ veröffentlichten Erkenntnisse könnten neue Ansätze für die Therapie von Pilzinfektionen bieten.

    𝟮. 𝗦𝘆𝗻𝘁𝗵𝗲𝘁𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗣𝗲𝗽𝘁𝗶𝗱𝗲 𝗮𝗹𝘀 𝗻𝗲𝘂𝗲 𝗪𝗮𝗳𝗳𝗲 𝗴𝗲𝗴𝗲𝗻 𝗣𝗶𝗹𝘇𝗶𝗻𝗳𝗲𝗸𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻

    In einer institutsübergreifenden Zusammenarbeit, die sogar bis nach Australien reichte, entwickelten Forschende des Leibniz-HKI unter der Leitung von Sascha Brunke synthetische Peptidmimetika mit starker antifungaler Wirkung. Diese Verbindungen greifen die Zellwand von 𝘊𝘢𝘯𝘥𝘪𝘥𝘢 𝘢𝘭𝘣𝘪𝘤𝘢𝘯𝘴 an, fördern die Immunantwort und könnten synergistisch mit bereits etablierten Medikamenten wirken. Die Ergebnisse der Studie erschienen im renommierten Fachjournal „Nature Communications“.

    𝟯. 𝗜𝗻𝗻𝗼𝘃𝗮𝘁𝗶𝘃𝗲𝘀 𝗢𝗿𝗴𝗮𝗻-𝗼𝗻-𝗖𝗵𝗶𝗽-𝗠𝗼𝗱𝗲𝗹𝗹 𝗳ü𝗿 𝗣𝗶𝗹𝘇𝗶𝗻𝗳𝗲𝗸𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻

    Mit einem neuartigen Darm-on-Chip-Modell simulierte eine Forschungsgruppe die Wechselwirkungen zwischen 𝘊𝘢𝘯𝘥𝘪𝘥𝘢 𝘢𝘭𝘣𝘪𝘤𝘢𝘯𝘴 und menschlichem Gewebe. Die Studie, veröffentlicht in „Biomaterials“, zeigt, wie das Antimykotikum Caspofungin die Morphologie von Pilzmikrokolonien verändert und deren Pathogenität reduziert. Diese Arbeit stellt einen Durchbruch für präzisere Modelle der Infektionsforschung dar, die ohne Tierversuche auskommen. Beteiligt waren Forschende aus der Biotechnologie, der Infektionsbiologie sowie der biologischen Bildanalyse unter der Leitung von Mark Gresnigt, Bernhard Hube und Thilo Figge.

    𝟰. 𝗖𝗵𝗲𝗺𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗦𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴 𝗱𝗲𝗿 𝗙𝗼𝗿𝘁𝗽𝗳𝗹𝗮𝗻𝘇𝘂𝗻𝗴 𝗶𝗻 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗣𝗶𝗹𝘇-𝗕𝗮𝗸𝘁𝗲𝗿𝗶𝗲𝗻-𝗦𝘆𝗺𝗯𝗶𝗼𝘀𝗲

    Eine weitere Auszeichnung ging an eine Publikation von Ingrid Richter und ihrem Team in „The ISME Journal“. Sie analysierten den Einfluss bakterieller Cofaktoren auf die Fortpflanzung des pathogenen Pilzes 𝘙𝘩𝘪𝘻𝘰𝘱𝘶𝘴 𝘮𝘪𝘤𝘳𝘰𝘴𝘱𝘰𝘳𝘶𝘴. Das multidisziplinäre Team identifizierte eine deazaflavinhaltige Verbindung, die als essenzieller Faktor für die Symbiose zwischen Pilz und Bakterium fungiert. Diese Ergebnisse erweitern das Verständnis mutualistischer Interaktionen, die auch im komplexen Mikrobiom des Menschen eine Rolle spielen könnten, beispielsweise in der Abwehr von Krankheitserregern.

    𝗛𝗲𝗿𝗮𝘂𝘀𝗿𝗮𝗴𝗲𝗻𝗱𝗲 𝗧𝗲𝗮𝗺𝗮𝗿𝗯𝗲𝗶𝘁 𝗮𝗹𝘀 𝗘𝗿𝗳𝗼𝗹𝗴𝘀𝗿𝗲𝘇𝗲𝗽𝘁

    Institutsdirektor Axel Brakhage unterstrich die Bedeutung interdisziplinärer Forschung: „Nur durch die Bündelung verschiedener Expertisen können wir heute Infektionsmechanismen verstehen und neue Therapiekonzepte entwickeln. Der medac-Forschungspreis bietet seit nunmehr zwei Jahrzehnten vor allem jungen Forschenden einen hervorragenden Anreiz, diese Zusammenarbeit weiter zu stärken.“

    Der Leiter der Produktentwicklung der medac GmbH, Dr. Florian Ende, betonte: „Diese Arbeiten illustrieren, wie wissenschaftliche Exzellenz nur durch Teamarbeit erreicht wird. Wir freuen uns, diese Kooperation weiterhin zu fördern und damit einen wichtigen Beitrag zu erfolgreichen Laufbahnen in der Forschung zu leisten.“ Die medac GmbH pflegt seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft mit dem Leibniz-HKI. Als global agierendes Pharmaunternehmen mit Therapiefokus auf Rheumatologie, Urologie, Hämatologie und Onkologie und einem Sitz im Kuratorium des Instituts unterstützt das Unternehmen mit dem Forschungspreis gezielt die wissenschaftliche Zusammenarbeit, um neue Ansätze im Kampf gegen Krankheiten zu entwickeln, selbst wenn diese nicht direkt im eigenen Geschäftsfokus liegen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Michael Ramm
    Forschungskoordination Leibniz-HKI
    +49 3641 532-1011
    michael.ramm@leibniz-hki.de


    Originalpublikation:

    Müller R, König A, Groth S, Zarnowski R, Visser C, Handrianz T, Maufrais C, Krüger T, Himmel M, Lee S, Priest EL, Yildirim D, Richardson JP, Blango MG, Bougnoux ME, Kniemeyer O, d'Enfert C, Brakhage AA, Andes DR, Trümper V, Nehls C, Kasper L, Mogavero S, Gutsmann T, Naglik JR, Allert S, Hube B (2024) Secretion of the fungal toxin candidalysin is dependent on conserved precursor peptide sequences. Nature Microbiology, https://doi.org/10.1038/s41564-024-01606-z

    Schaefer S, Vij R, Sprague JL, Austermeier S, Dinh H, Judzewitsch PR, Müller-Loennies S, Lopes Silva T, Seemann E, Qualmann B, Hertweck C, Scherlach K, Gutsmann T, Cain AK, Corrigan N, Gresnigt MS, Boyer C, Lenardon MD, Brunke S (2024) A synthetic peptide mimic kills Candida albicans and synergistically prevents infection. Nature Communications, https://doi.org/10.1038/s41467-024-50491-x

    Kaden T, Alonso-Roman R, Akbarimoghaddam P, Mosig AS, Graf K, Raasch M, Hoffmann B, Figge MT, Hube B, Gresnigt MS (2024) Modeling of intravenous caspofungin administration using an intestine-on-chip reveals altered Candida albicans microcolonies and pathogenicity. Biomaterials, https://doi.org/10.1016/j.biomaterials.2024.122525

    Richter I, Hasan M, Kramer JW, Wein P, Krabbe J, Woitas KP, Stinear TP, Pidot SJ, Kloss F, Hertweck C, Lackner G (2024) Deazaflavin metabolite produced by endosymbiotic bacteria controls fungal host reproduction. ISME J, https://doi.org/10.1093/ismejo/wrae074


    Bilder

    Die Preisträger*innen des medac-Forschungspreises 2024.
    Die Preisträger*innen des medac-Forschungspreises 2024.
    Michael Ramm
    Michael Ramm/Leibniz-HKI

    Der Leiter der medac-Produktentwicklung, Dr. Florian Ende (Mitte), gratuliert Preisträgerin Dr. Ingrid Richter. Im Hintergrund: Die Verwaltungsdirektorin des Leibniz-HKI, Elke Jäcksch (links) sowie Institutsdirektor Prof. Dr. Axel Brakhage (rechts).
    Der Leiter der medac-Produktentwicklung, Dr. Florian Ende (Mitte), gratuliert Preisträgerin Dr. Ingr ...
    Friederike Gawlik
    Friederike Gawlik/Leibniz-HKI


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Die Preisträger*innen des medac-Forschungspreises 2024.


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    Der Leiter der medac-Produktentwicklung, Dr. Florian Ende (Mitte), gratuliert Preisträgerin Dr. Ingrid Richter. Im Hintergrund: Die Verwaltungsdirektorin des Leibniz-HKI, Elke Jäcksch (links) sowie Institutsdirektor Prof. Dr. Axel Brakhage (rechts).


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