Der Wiener Kongress war in mehrfacher Hinsicht ein historisch einzigartiges Ereignis: Er prägte nicht nur die Geschichte Europas und der Welt bis in die jüngste Zeit, sondern war auch die größte diplomatische Zusammenkunft aller Zeiten: Dutzende gekrönte Häupter mit ihrem Gefolge aus Ministern, Botschaftern, Adjutanten und sonstigen Bediensteten strömten nach Wien, genauso wie Gesandte von Städten, ehemaliger Staaten, Abteien, Handelskammern, Buchverlegern. Jeder, der 1814 politisch etwas erreichen wollte, war gezwungen, persönlich nach Wien zu kommen oder zumindest einen Geschäftsträger dorthin zu entsenden. Aber auch die Aussicht auf gute Geschäfte lockte Viele in die Stadt: Handwerker, Dienstleister jeder Art, Geschäftsleute und Glückspieler aus ganz Europa versprachen sich von ihrem Aufenthalt in Wien außerordentliche Gewinne, Gesellschaftsdamen und Schauspielerinnen sozialen Aufstieg und lukrative Aufträge – ja selbst für die Verheiratung der Töchter war Wien zur Zeit des Kongresses die beste Adresse. Kurzum: Europa war 1814/1815 tatsächlich in Wien.
Einzelnen Schätzungen zufolge soll der Kongress bis zu 100.000 Personen in das gerade 250.000 Einwohner zählende Wien gelockt haben. Allein im September 1814, als der Kongress noch gar nicht begonnen hatte, sollen bereits 16.000 Neuankömmlinge eingetroffen sein. Dieser Ansturm stellte die Stadt vor enorme logistische Herausforderungen, bot ihren Bewohnern aber auch ungeahnte Möglichkeiten: Kammern wurden ausgeräumt und Familien rückten enger zusammen, um den Gästen aus ganz Europa einen begehrten Quartierplatz anbieten zu können – zumal die Zimmerpreise ab September exorbitant anstiegen. Hofdamen-, Pagen- oder Stallmeisterposten waren sehr begehrt und versprachen ein hohes Einkommen und womöglich auch einen nachhaltigen sozialen Aufstieg.
Brigitte Mazohl und Eva Werner (beide Franzens-Universität Innsbruck) setzen sich in ihrem Vortrag am 30. April, um 18.00 Uhr in der Universitätsbibliothek Bozen mit dieser außergewöhnlichen Situation auseinander. Sie zeichnen zunächst ein allgemeines Profil, ein „who is who“, der in Wien während des Kongresses anwesenden Personen, um im Anschluss in Porträts diejenigen zu zeichnen, die vom Kongress besonders profitieren konnten, aber jene zu beleuchten, die vergeblich nach Wien gekommen waren. Im Anschluss der Veranstaltung findet ein kleiner Umtrunk statt.
Zusammenfassung:
Vortragsreihe „200 Jahre Wiener Kongress“, organisiert vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und dem Verein Geschichte und Region/Storia e regione, mit Unterstützung der Universitätsbibliothek Bozen.
Vortrag: Brigitte Mazohl/Eva Werner (Universität Innsbruck): Europa in Wien. Das „Who is Who“ des Wiener Kongresses, 30. April 2015, 18.00–20.00 Uhr, Universitätsbibliothek Bozen.
Weitere Informationen: florian.huber@unibz.it
Information on participating / attending:
Date:
04/30/2015 18:00 - 04/30/2015 19:30
Event venue:
Freie Universität Bozen
Universitätsplatz 1
39100 Bozen
39100 Bozen
Italy
Target group:
Journalists, all interested persons
Relevance:
regional
Subject areas:
History / archaeology
Types of events:
Conference / symposium / (annual) conference
Entry:
04/24/2015
Sender/author:
Vicky Rabensteiner
Department:
Presse und Veranstaltungsmanagement
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event50730
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