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03.04.2005 11:10

Depression verdoppelt Herzinfarktrisiko

Christiane Limberg Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    Depressionen sollten den klassischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte zugerechnet werden, forderten Experten bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Denn wer an einer Depression erkrankt ist, hat gegenüber Gesunden ein doppelt so hohes Risiko für eine koronare Herzkrankheit. Wissenschafter beginnen jetzt, die Zusammenhänge zwischen Herz und Seele zu entschlüsseln.

    Mannheim, Sonntag, 3. März 2005 - Depressionen sind nicht nur deshalb potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen, weil bis zu 15 Prozent der Menschen mit einer schweren Depression durch Suizid versterben. Sie erhöhen auch das Herz-Kreislauf-Risiko deutlich, berichtete bei der Jahrestagung der Deutschen Kardiologengesellschaft in Mannheim Dr. Florian Lederbogen. "Für die Kardiologie ist bedeutsam, dass die Depression als unabhängiger kardialer Risikofaktor gelten kann", so der Mannheimer Herzspezialist. Studien unter Berücksichtigung der klassischen Risikofaktoren hätten ergeben, dass depressive Syndrome eine Verdoppelung des Risikos bewirkten, im späteren Verlauf an einer Koronaren Herzkrankheit zu erkranken oder zu versterben. Dr. Lederbogen: "Die depressionsbedingte Zunahme des Risikos ist vergleichbar der durch andere, klassische Risikofaktoren bedingten Gefährdung."

    Die Depression ist eine häufige Erkrankung: Im Zeitraum eines Jahres leiden vier Prozent aller erwachsenen Personen an einer ausgeprägten Depression. Auf die Lebenszeit gesehen liegt die Häufigkeit bei fünf bis zwölf Prozent für Männer und zehn bis 25 Prozent für Frauen.

    Experte: Depressive haben erhöhten Blutzucker-Spiegel

    Zwar sind die Ursachen für die Erhöhung des kardialen Risikos durch Depressionen im Detail noch nicht geklärt, doch Wissenschafter entdecken immer mehr Zusammenhänge. So lässt sich etwa ein erhöhter Insulinspiegel - mit einer der wesentlichen kardialen Risikofaktoren - auch bei Depressions-Patienten besonders oft nachweisen. "Depressive erreichen nach einer standardisierten Testmahlzeit deutlich höhere Insulinkonzentrationen als geunde Kontrollpersonen", sagt Dr. Lederbogen. "Möglicherweise ist die bei vielen Patienten mit einer Depression nachweisbare Überaktivität des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Systems mit den daraus resultierenden höheren Serumkortisolkonzentrationen an diesem Effekt beteiligt."

    Bei depressiven Frauen mit erhöhtem Serumkortisol haben Wissenschafter auch eine vermehrte Ausbildung von Bauchfett nachgewiesen. "Dafür könnte die für die Depression charakteristische endokrine Dysbalance - ein Überwiegen der fettakkumulierenden Hormone Kortisol und Insulin gegenüber den fettmobilisierenden Hormonen Testosteron und Wachstumshormon - verantwortlich sein", vermutet Dr. Lederbogen.

    Depression und körperliche Risikofaktoren verstärken einander

    Epidemiologische Studien belegen, dass depressive Symptome einen unabhängigen Risikofaktor darstellen, im Laufe der nächsten Jahre an einzelnen Komponenten des so genannten metabolischen Syndroms - Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes - zu erkranken.

    "Umgekehrt konnte für den Diabetes und die koronare Herzkrankheit gefunden werden, dass das Hinzutreten eines depressiven Syndroms die Prognose dieser organischen Erkrankungen deutlich verschlechtert", weiß der Herzspezialist. "Bei diesem Zusammenspiel sind sicherlich Depressions-assoziierte Verhaltensfaktoren wie geringeres Aktivitätsniveau, häufigeres Rauchen oder das Nichteinhalten von Diätempfehlungen mitbeteiligt", so Dr. Lederbogen, "können aber nicht die Gesamtheit der Risikoerhöhung erklären."

    Kontakt:
    Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der DGK (Berlin)
    Christiane Limberg, Pressereferentin der DGK (Düsseldorf); Pressezentrum: 0621-41065002
    Roland Bettschart, B& K Medien- und Kommunikationsberatung; Pressezentrum 0621-41065352 oder mobil 0043 676 6356775


    Weitere Informationen:

    http://www.dgk.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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