Das Präsidium der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fordert, die erheblichen Forschungshindernisse bei der Gesetzesnovellierung zur Gründen Gentechnik auszuräumen und auch der wirtschaftlichen Nutzung der Gentechnologie eine Chance zu geben.
Eine Forderung des Präsidiums der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Berlin.- Die große Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, das derzeit gültige Gentechnik-Gesetz so zu verändern, dass Forschung zur Grünen Gentechnik in Deutschland auch unter Freilandbedingungen wieder ermöglicht wird und die Chancen einer späteren wirtschaftlichen Nutzung nicht vertan werden.
Wir fordern die Bundesregierung auf, diese Ankündigung möglichst rasch umzusetzen.
Im Wesentlichen geht es um drei Punkte, die einer Modifikation des Gesetzestextes bedürfen:
Erstens: Die Haftungsregelungen im Zusammenhang mit der Bestimmung, dass jedwede Auskreuzung im Rahmen von Freilandversuchen, und sei sie noch so geringfügig, als ein "Inverkehrbringen" (das heißt Vermarktung) mit allen haftungsrechtlichen Konsequenzen gewertet wird. Eine so weitgehende Auslegung des Begriffes "Inverkehrbringen", auch auf die unter strengen experimentellen Bedingungen durchgeführten Freilandversuche auf speziell dafür vorgesehenen Flächen, stellt ein zentrales Hindernis für Forschung dar.
Zweitens: Die exakte Veröffentlichung der Versuchsstandorte führt leider nicht nur zu einer im öffentlichen Interesse liegenden Transparenzerhöhung, sondern führte in der Vergangenheit mehrfach zu Feldzerstörungen, die auch extrem negative Auswirkungen auf die dringend nötige Sicherheitsforschung haben.
Drittens schließlich: Der mit den Versuchsanträgen einhergehende hohe bürokratische Aufwand führt im einfachsten Fall zu Verzögerungen, häufig jedoch zu einer Verunmöglichung der Versuche.
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften stellt fest, dass es sich bei der Grünen Gentechnik beim jetzigen Stand der Wissenschaft um keine Technologie handelt, die als Risiko-Technologie einzustufen wäre: Zwischen 1997 und 2005 wurden weltweit auf mehr als 453 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut (die landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt aktuell 17 Millionen ha), ohne dass negative Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Tier dokumentiert werden konnten.
Die im Zentrum gegenwärtiger Auseinandersetzungen stehenden Auskreuzungen stellen keine Gefahr dar, sondern sie entwickeln sich mehr und mehr zum Problem für ökonomische Grundlagen der Landwirte, die entweder aufgrund freiwilliger Selbstverpflichtungen (Öko-Landbau) oder aufgrund gesetzlicher Vorgaben zu weitestgehender Gentechnik-Freiheit gezwungen sind (konventioneller Landbau).
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften fordert in Übereinstimmung mit früheren Verlautbarungen relevanter Wissenschaftsorganisationen (z. B. DFG) und auf Basis einer eigenständigen eingehenden Analyse (Hucho u. a., 2005, Gentechnologiebericht, Spektrum-Verlag), die oben genannten schweren Forschungshindernisse bei der Gesetzesnovellierung auszuräumen und auch der wirtschaftlichen Nutzung der Gentechnologie eine Chance zu geben. Die Zukunft unseres Landes liegt in der intelligenten und sorgfältigen Nutzung moderner Technologien.
Pressekontakt:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Leitung Referat Information und Kommunikation
Gisela Lerch
Jägerstraße 22/23
10117 Berlin
Tel. 030/20370-657
Fax: 030/20370-366
E-mail: glerch@bbaw.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Politik, Recht, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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