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16.02.2000 15:39

Erstmals Plasma wie beim Urknall erzeugt - Nachweis am CERN

Dr. Gerhard Trott Medien und News
Universität Bielefeld

    Erstmals Plasma wie beim Urknall erzeugt

    Nachweis am CERN mit einem Verfahren,
    das auf einen Bielefelder Wissenschafter zurückgeht

    Am europäischen Zentrum für Elementarteilchenforschung CERN bei Genf ist es erstmals gelungen,
    eine Form von Materie zu erzeugen, wie sie kurz nach dem Urknall existiert hat. Es handelt sich um
    das sogenannte "Quark-Gluonen-Plasma". Die Materie war in den ersten Sekundenbruchteilen des
    Weltalls extrem heiß und so stark verdichtet, daß die kleinsten Bausteine unserer Materie, die
    Quarks und Gluonen, wie in einer Suppe herumschwammen. Als die Temperatur sank, "froren" die
    Quarks und Gluonen zu Neutronen und Protonen ein, den Bausteinen der Atomkerne. In diesem
    Zustand befinden sie sich bis heute.

    Statt des Urknalls, des "Big Bang", erzeugten die Elementarteilchenphysiker am CERN einen "Little
    Bang", indem Atomkerne mit hoher Geschwindigkeit zur Kollision gebracht wurden. Beim Aufprall
    entstand eine Temperatur, die 100 000mal höher war als die Temperatur im Innern der Sonne. Die
    Dichte wurde 20mal so hoch wie in gewöhnlicher Kernmaterie. Ein solcher Zustand war im
    Experiment noch nie zuvor erreicht worden. Bei diesem "Little Bang" entstand erstmals ein Quark-
    Gluonen-Plasma.

    Dieser Zustand hält im Experiment aber nur für einen unvorstellbar winzigen Zeitraum vor, weil
    sofort die Abkühlung einsetzt. Der Nachweis, daß ein Quark-Gluonen-Plasma existiert hat, gelingt
    daher nur indirekt, und zwar mit Hilfe eines Kunstgriffs, der auf den Bielefelder Physiker Prof. Dr.
    Helmut Satz zurückgeht.

    Satz hatte 1986 zusammen mit einem japanischen Wissenschaftler, Tetsuo Matsui (der heute in
    Kyoto lehrt) theoretisch hergeleitet, daß erst dann, wenn der Plasmazustand wirklich erreicht ist, ein
    bestimmtes seltenes Elementarteilchen (das J/psi-Meson) zu schmelzen beginnt. Wenn die
    Ausbeute dieser Mesonen drastisch zurückgeht, muß der Plasmazustand erreicht worden sein.

    Und genau das ist in dem CERN-Experiment passiert: Die Energie, mit der im Experiment die
    Atomkerne aufeinanderprallten, war hoch genug, um das Plasma entstehen zu lassen; erkennbar
    daran, daß das J/psi-Meson nur noch in deutlich geringerer Menge nachweisbar war.

    Ohne die Arbeiten von Professor Satz wäre der Nachweis des "Urknall-Plasmas" nicht möglich
    gewesen. Satz war übrigens lange Jahre sowohl am CERN als auch am Brookhaven National
    Laboratory in Long Island, USA, tätig, den beiden größten Elementarteilchenbeschleunigern der
    Welt. Er hat dort die Anlage von großen Experimenten als Theoretiker und Berater begleitet.

    Die Nachricht vom "Urknall im Labor", die das CERN stolz verbreitet hat, hat in Frankreich und in
    der Schweiz die Titelseiten der großen Zeitungen erreicht; auch die FAZ hat davon berichtet.
    Allerdings nennt das CERN, in dem viele Wissenschaftler aus aller Welt zusammenarbeiten,
    grundsätzlich keine Namen. Die Universität Bielefeld freut sich, mitteilen zu können, daß an diesem
    bedeutsamen Ergebnis physikalischer Grundlagenforschung ein theoretischer Physiker aus Bielefeld
    in wichtiger Funktion beteiligt war.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Helmut Satz, Universität Bielefeld, Tel. 0521/106-6223, Email: satz@physik.uni-bielefeld.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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