idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.02.2007 10:40

Entschärfung radioaktiver Abfälle

Dr. Joachim Hoffmann Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit
Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft

    MEGAPIE setzt Meilenstein bei der Umwandlung langlebiger hochradioaktiver Abfälle durch Transmutation

    Das Herzstück einer Transmutationsanlage zur Verbrennung langlebiger hochradioaktiver Abfälle ist ein so genanntes Flüssigmetall-Target. Hier werden die Neutronen für den Transmutationsprozess erzeugt, durch den langlebige radioaktive Abfallstoffe in kurzlebige radioaktive Elemente umgewandelt werden können. Am Paul Scherrer Institut in Villigen, Schweiz, ist es nun mit dem internationalen Experiment MEGAPIE weltweit erstmals gelungen, durch Beschuss eines Flüssigmetall-Targets mit einem Protonenstrahl eine Neutronenquelle so hoher Leistung zu erzeugen, wie sie auch in einer Transmutationsanlage eingesetzt würde. Das Forschungszentrum Karlsruhe ist an diesem Experiment federführend für Deutschland beteiligt und war für Auslegung, Auswahl von Strukturmaterialien und strömungstechnische Experimente verantwortlich.

    Neutronen besitzen einzigartige Eigenschaften: Einerseits können sie hochradioaktive Elemente, die in langlebigen Abfällen aus Kernkraftwerken vorkommen, in kürzerlebige oder stabile Elemente umwandeln. Dieser Prozess wird als Transmutation bezeichnet. Andererseits dienen Neutronen in der Grundlagenforschung der Aufklärung atomarer Strukturen oder biologischer Substanzen.

    In der Spallationsneutronenquelle SINQ des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Villigen, Schweiz, werden Neutronen freigesetzt, indem ein hochenergetischer Protonenstrahl von einem Megawatt Leistung auf ein metallisches Ziel (Target) gerichtet wird: Dabei schlagen die Protonen aus den Metallatomen Neutronen heraus (Spallation). Bisher handelte es sich bei dem Target stets um einen Feststoff. Theoretische Berechnungen haben jedoch vorhergesagt, dass mit einem Flüssigmetall-Target weit höhere Neutronenflussdichten erzeugt werden können, was für eine effektive Verbrennung der hochradioaktiven Abfälle von Vorteil ist.

    Die Aussicht, radioaktive Abfälle einfach "verbrennen" zu können, hat zu einem großen internationalen Interesse an MEGAPIE geführt. Seit dem Jahr 2000 hat eine internationale Arbeitsgruppe den Aufbau des Experiments vorangetrieben und verschiedenartige Versuche durchgeführt. Die 170 Mitglieder starke Gruppe besteht aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern aus neun Forschungseinrichtungen in Europa, der Europäischen Kommission, Japan, USA und Korea.

    Wesentliches Ergebnis des 4-monatigen Langzeitexperiments MEGAPIE (Megawatt Pilot Experiment) war die Bestätigung der um etwa 80 % erhöhten Neutronenflussdichte gegenüber einem Festkörpertarget sowie der fehlerfreie Betrieb eines leistungsstarken Flüssigmetall-Targets. Damit wurde gezeigt, dass ein solches Target in einer Transmutationsanlage eingesetzt werden kann.

    Das Forschungszentrum Karlsruhe war an dem Experiment federführend für Deutschland beteiligt. Auf Grundlage der experimentellen Erfahrungen im Bereich Reaktortechnik, Sicherheit sowie Flüssigmetalltechnologie am Forschungszentrum Karlsruhe leisteten die Wissenschaftler und Ingenieure wesentliche Beiträge zur Qualifizierung und zum Betrieb des MEGAPIE-Targets. So übernahmen sie im Karlsruher Flüssigmetalllabor KALLA detaillierte strömungstechnische Versuche und Berechnungen, die Auswahl der Strukturmaterialien sowie zusätzliche Neutronikauslegungsarbeiten. Für die Schweizer Genehmigungsbehörde wurde außerdem eine Sicherheitsstudie zur Wechselwirkung des Flüssigmetalls mit Wasser und deren Auswirkungen durchgeführt.


    Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.

    Joachim Hoffmann 21. Februar 2007

    Die Farbfotos senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu (Telefon 07247 82-2861).


    Bilder

    Im Flüssigmetall-Labor KALLA im Forschungszentrum Karlsruhe wurden strömungstechnische Versuche für das MEGAPIE-Experiment durchgeführt.
    Im Flüssigmetall-Labor KALLA im Forschungszentrum Karlsruhe wurden strömungstechnische Versuche für ...
    Foto: Forschungszentrum Karlsruhe
    None

    Experiment zur Demonstration der strömungstechnischen Machbarkeit des MEGAPIE-Experiments im Flüssigmetall-Labor KALLA im Forschungszentrum Karlsruhe.
    Experiment zur Demonstration der strömungstechnischen Machbarkeit des MEGAPIE-Experiments im Flüssig ...
    Foto: Forschungszentrum Karlsruhe
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Im Flüssigmetall-Labor KALLA im Forschungszentrum Karlsruhe wurden strömungstechnische Versuche für das MEGAPIE-Experiment durchgeführt.


    Zum Download

    x

    Experiment zur Demonstration der strömungstechnischen Machbarkeit des MEGAPIE-Experiments im Flüssigmetall-Labor KALLA im Forschungszentrum Karlsruhe.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).