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18.07.2007 19:09

Leibniz-Senat verabschiedet Förderempfehlungen zu sieben Leibniz-Einrichtungen

Thomas Vogt, M.A. Geschäftsstelle
Leibniz-Gemeinschaft

    Bonn/Berlin. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat auf seiner Sitzung am 18. Juli 2007 in Berlin die weitere Förderung folgender Leibniz-Einrichtungen empfohlen: Deutsches Bergbau-Museum (DBM), Institut für Zeitgeschichte (IfZ), Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN), Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Deutsches Diabetes-Zentrums (DDZ) und Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Allen sieben Leibniz-Einrichtungen bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Einrichtungen haben. Für DBM, IfZ, IPB, IfN und IZW empfiehlt der Senat Bund und Ländern eine Weiterförderung für die nächsten sieben Jahre. Das IWH soll bereits nach drei Jahren erneut evaluiert werden, für das DDZ wird der Senat nach zwei Jahren auf der Grundlage eines Berichts des wissenschaftlichen Beirats über die weitere Förderungswürdigkeit entscheiden. - Weiterhin hat der Senat eine Neufassung der Verfahrensregeln für die Durchführung der Evaluierungen beschlossen. Leistungen in Service und Politikberatung werden in Zukunft stärker berücksichtigt als bisher.

    Das Deutsche Bergbau-Museum (DBM) in Bochum ist nach dem Votum des Senats eine weltweit renommierte Institution für Montangeschichte, die sehr gute, in den Bereichen Archäometallurgie und Montanarchäologie hervorragende, Forschungsleistungen erbringt. Die Empfehlungen der letzten Evaluierung durch den Wissenschaftsrat hat das DBM überwiegend gut umgesetzt. Die Publikationsleistung des DBM schätzt der Senat als sehr hoch ein, allerdings sollten mehr Artikel in referierten Zeitschriften veröffentlicht werden. Die vom DBM herausgegebene Zeitschrift "Der Anschnitt" könnte ihre Außenwirkung noch weiter steigern, wenn sich die Artikel einem größeren internationalen Publikum erschließen könnten. Seine Drittmitteleinwerbungen hat das DBM in den letzten Jahren erhöht, wobei der Senat bei der Einwerbung von Drittmitteln von DFG, EU und BMBF noch Steigerungsmöglichkeiten sieht. Ob hierfür eine Fokussierung des zurzeit sehr umfangreichen Forschungsprogramms hilfreich wäre, sollte geprüft werden. An die Zuwendungsgeber wird appelliert, für eine zeitgemäße apparative Ausstattung zur chemischen und strukturellen Analyse von Materialien und Werkstoffen zu sorgen. Der Senat begrüßt, dass das DBM im Jahre 2006 eine gemeinsame Berufung mit der Ruhr-Universität Bochum durchführen konnte, die beiden Institutionen neue Möglichkeiten der Kooperation eröffnet und die Nachwuchsförderung am DBM entscheidend stärken kann.

    Laut Senat gehört das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München und Berlin national und international zu den führenden Einrichtungen, die sich der wissenschaftlichen Erforschung der Zeitgeschichte widmen. Die Qualität der Forschung wird insgesamt als sehr gut, in Teilen als hervorragend beurteilt. Auch Archiv und Bibliothek sind von sehr guter Qualität. Die Besucherzahlen der Dauerausstellung am Obersalzberg, die vom IfZ wissenschaftlich betreut wird, sind beeindruckend und belegen den Erfolg der Konzeption des IfZ. Seit der letzten Evaluierung im Jahre 2003 hat sich die Einrichtung ausgesprochen positiv entwickelt. Die vom Senat empfohlenen Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit wurden aufgenommen und größtenteils erfolgreich umgesetzt. So konnte am Institut nicht nur eine beachtliche Leistungssteigerung, sondern vor allem auch eine deutliche Schärfung des Forschungsprofils erzielt werden. Laut Senat stellt das IfZ nicht zuletzt durch seine vielfältigen wissenschaftlichen Beziehungen zu internationalen Partnern ein wichtiges Zentrum der historischen Forschung in Europa dar. Um diese Position weiter auszubauen und zu verfestigen, wird dem IfZ empfohlen, künftig noch stärker als bisher die Vernetzung zu den deutschen Auslandsinstituten und zu weiteren ausländischen Hochschulinstituten zu suchen sowie seine Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München zu intensivieren.

    Das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) in Halle ist laut Senat eine der führenden deutschen Einrichtungen auf dem Gebiet der Pflanzenwissenschaften, die sich auch international sehr gut positioniert hat. Die Qualität der Forschungsarbeiten, zu denen neben grundlagenorientierten Projekten auch die Bearbeitung anwendungsorientierter Fragestellungen und die Etablierung zahlreicher Technologieplattformen zählen, wird als überwiegend sehr gut, in Teilen exzellent bewertet, die Publikationen sind von sehr guter Qualität. Die thematische Breite der chemischen Forschungen ist seit der letzten Begutachtung erfolgreich erweitert und das Profil des Instituts um den Bereich Bio- und Chemoinformatik ergänzt worden. Eine Verbesserungsmöglichkeit sieht der Senat bei der Zusammenarbeit der biochemischen, zellbiologischen und molekularbiologischen Pflanzenforschung mit der naturstoffchemischen Disziplin am IPB. Diese soll zukünftig durch den Ausbau abteilungsübergreifender Projekte weiter verstärkt werden. Weitere Möglichkeiten zur Leistungssteigerung bestehen nach Ansicht des Senats bei der Einwerbung von EU-Drittmitteln und im Bereich des Technologietransfers zur Verwertung der am Institut entstandenen Forschungsergebnisse.

    Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN) in Magdeburg hat die Aufgabe, Lern- und Gedächtnisforschung zu betreiben, die es nach Meinung des Senats sehr gut, in weiten Teilen exzellent erfüllt. Die Qualität und methodische Vielfalt sowie die in beispielhafter Weise miteinander verknüpfte tier- und humanexperimentelle Forschung und die Ausweitung seines Arbeitsprogramms in die klinische Anwendung sind in Deutschland einmalig. Der Senat sieht das IfN nicht nur deutschlandweit unter den besten neurowissenschaftlichen Instituten, sondern auch international im Spitzenbereich. Die apparative Ausstattung im Bereich der bildgebenden Verfahren ist hervorragend, insbesondere auf dem Gebiet des "neuroimaging" steht einer der modernsten Geräteparks europaweit zur Verfügung. Nach der Inbetriebnahme des 7 Tesla-Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographen (7T MRT) wird dem Institut nach Auffassung des Senats eine Pionierfunktion bei der Analyse von Lernprozessen beim Menschen zukommen. Das vom IfN und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg neu gegründete Center for Behavioral Brain Sciences bezeichnet der Senat als richtungweisend für die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Dringender Verbesserungsbedarf wird bei dem derzeitigen Gebäude des Instituts gesehen, das durch einen Neubau ersetzt werden sollte.

    Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin betreibt anwendungsorientierte, interdisziplinäre Grundlagenforschung in den Bereichen Evolutionsökologie, Wildtierkrankheiten und Reproduktionsbiologie bei Zoo- und Wildtieren. Das IZW ist nach dem Votum des Senats eine national und international renommierte Forschungseinrichtung, der überwiegende Teil der Forschungsprojekte weist eine hohe wissenschaftliche Qualität auf. Insbesondere im Bereich Reproduktionsmedizin ist das IZW weltweit führend. Die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Veterinärmedizin und der Verhaltensökologie hat zu neuen Fragestellungen und Forschungsansätzen in der Zoo- und Wildtierforschung geführt. Kritisch sieht der Senat jedoch die Vielfalt der am Institut bearbeiteten Forschungsthemen. Das IZW soll seine Forschungsaktivitäten auf Kernthemen fokussieren und ein kohärentes Forschungsprogramm entwickeln, um das Profil der Einrichtung besser herauszustellen. Bei der Drittmitteleinwerbung hat in den letzten Jahren eine positive Entwicklung stattgefunden, wenngleich die Höhe der im Wettbewerb eingeworbenen Drittmittel nach Meinung des Senats immer noch zu gering ist und weiter gesteigert werden sollte. Dies gilt insbesondere für EU-Drittmittel. Eine stärkere Internationalisierung des IZW soll diesen Prozess beschleunigen und unterstützen. Die Anzahl der Veröffentlichungen in begutachteten Zeitschriften hat sich positiv entwickelt, soll aber weiter gesteigert werden.

    Auftrag des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in Düsseldorf ist es, die Pathogenese des Diabetes mellitus aufzuklären und neue Strategien für seine Prävention und Therapie zu entwickeln. Die Möglichkeiten der Vernetzung von grundlagenorientierter Forschung, klinischer Anwendung und gesundheitspolitischer Umsetzung machen das DDZ nach Auffassung des Senats zu einer unentbehrlichen Schaltstelle für die Diabetesforschung in Deutschland. Eine Evaluierung im Jahre 2003 hatte jedoch ergeben, dass die Einrichtung nicht durchgängig die von einem Institut der Leibniz-Gemeinschaft geforderten wissenschaftlichen Leistungen erbringt, so dass eine erneute Evaluierung bereits nach drei Jahren stattfand. Inzwischen hatte eine externe Strukturkommission ihre Arbeit aufgenommen und ein umfassendes Sanierungskonzept für das DDZ erarbeitet, das inzwischen größtenteils umgesetzt wurde. Hierzu gehören die Neubesetzung der Leitungspositionen in den Instituten für Klinische Diabetologie und Klinische Biochemie und Pathobiochemie, die Schaffung einer effizienten Organisationsstruktur mit handlungsfähigen Leitungs- und Aufsichtsgremien und die Aufgabe der defizitären Krankenversorgung durch die Schließung der Deutschen Diabetes-Klinik am DDZ. Nach Auffassung des Senats hat das DDZ nach den erfolgreich umgesetzten Reformen und mit dem im Institut vorhanden wissenschaftlichen Potenzial gute Chancen, seine Aufgaben zukünftig mit der notwendigen wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit zu erfüllen. Es wird eine wichtige Aufgabe der neuen Leitung sein, baldmöglichst ein tragfähiges Forschungskonzept zu erstellen. Der Senat geht davon aus, dass der Wissenschaftliche Beirat des DDZ die Phase des Neuaufbaus intensiv begleitet. Er wird auf der Grundlage eines Berichts des Beirats im Jahre 2009 eine erneute Stellungnahme zur Förderungswürdigkeit des DDZ abgeben.

    Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat sich nach Meinung des Senats in den letzten Jahren positiv entwickelt. Der im Jahre 2004 an das Institut berufene Präsident hat eine inhaltliche und strukturelle Reform eingeleitet, die bereits zu einem erkennbaren Fortschritt geführt hat, aber noch nicht abgeschlossen ist. Durch die stärkere Forschungsorientierung hat sich das IWH zu einem attraktiven Ort für Nachwuchswissenschaftler entwickelt, wobei eine institutionalisierte strukturierte Doktorandenausbildung noch vermisst wird. Als problematisch wird in diesem Zusammenhang die unzureichende Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gesehen, die nach Meinung des Senats allerdings nicht in erster Linie dem IWH anzulasten ist. Bei den Forschungsleistungen des Instituts sieht der Senat in den letzten Jahren einen Aufwärtstrend, der sich auch an einem moderaten Anstieg der Publikationszahlen und der Summe der in Wettbewerbsverfahren eingeworbenen Drittmittel zeigt. In beiden Bereichen besteht aber noch deutlicher Verbesserungsbedarf. Kritisch wird das Forschungsprogramm gesehen, das unter dem neuen Leitthema "Institutioneller Wandel und globale Integration" steht. Damit ist das IWH der Empfehlung der letzten Evaluierung, das Forschungsprogramm noch klarer auf die Untersuchung von Transformationsprozessen zu konzentrieren, nicht gefolgt. Der Senat sieht die Gefahr, dass dadurch das zentrale Alleinstellungsmerkmal des Instituts verloren gehen könnte; die traditionellen Kernkompetenzen des Instituts in der Transformations- und Posttransformationsforschung sollten weiterhin sichtbar bleiben. Als chancenreich für eine zukünftige Profilierung werden die Forschungsfelder Struktur- und Stadtökonomik beurteilt. Der Senat wird im Jahre 2010 durch eine erneute Evaluierung überprüfen, ob sich die positive Leistungsentwicklung fortgesetzt hat und ob es dem Institut gelungen ist, sich im wissenschaftlichen Umfeld erfolgreich zu positionieren.

    Neben der Verabschiedung der Förderempfehlungen hat der Senat auch eine Neufassung der Grundsätze zu Aufgaben und Verfahren der Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft beschlossen. Damit wurden die Verfahrensregeln auf den neuesten Stand gebracht und in einem Dokument zusammengefasst. Dazu gehören auch eine Neufassung der Evaluierungskriterien und des Fragenkatalogs zur Evaluierung . Hier wurden insbesondere die Leistungen in Service und Politikberatung stärker berücksichtigt als bisher, die für viele Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft einen wichtigen Bestandteil der Arbeit bilden.

    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung.

    Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 83 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Wissenschaft. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Institute beschäftigen rund 13.500 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert. Die Stellungnahmen des Senats können unter www.leibniz-gemeinschaft.de/evaluation, Menüpunkt "Senatsstellungnahmen", eingesehen werden. Ansprechpartner: Dr. Carsten Klein, Leiter des Referats Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft, Tel.: 0228 / 30815-222 oder c.klein@evaluierung-leibniz.de.

    http://www.leibniz-gemeinschaft.de


    Weitere Informationen:

    http://www.leibniz-gemeinschaft.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Medizin, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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