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25.10.2007 13:20

Differenzierte Diagnostik von Rückenschmerzen als Wegbereiter für effektivere Behandlungsstrategien: Deutscher Schmerzpreis 2007 geht an Wissenschaftler des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz

Tanja Schmidhofer Pressestelle
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

    Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz: Eine möglichst exakte Differenzierung hat für die Therapie weitreichende Folgen, denn eine optimale Behandlung gestaltet sich je nach Schmerzform und Schmerzkomponenten, wie dem Vorliegen einer Nervenschädigung (neuropathische Schmerzkomponente), unterschiedlich. Wissenschaftler des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS), der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, konnten mit Hilfe des diagnostischen Verfahrens der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) die Schmerzsymptomatik bei radikulärem Rückenschmerz (durch Schädigung der Nervenwurzel) und pseudoradikulärem Rückenschmerz genau analysieren. Die Ergebnisse weisen bei beiden Schmerzformen auf das Vorliegen einer neuropathischen Schmerzkomponente hin, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Zwei Forscher des DFNS, Priv.-Doz. Dr. Rainer Freynhagen und Dr. Roman Rolke, werden nun für ihre Arbeit mit dem höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis auf dem Gebiet der Schmerzforschung ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises erfolgte am 25. Oktober 2007 anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses in Berlin.

    Exakte Diagnose bietet Grundlage für optimierte Behandlung
    Die Unterscheidung zwischen radikulärem Rückenschmerz und pseudoradikulärem Rückenschmerz beruht im klinischen Alltag im Wesentlichen auf dem klinischen Bild. Dabei wird das exakte Schmerzgeschehen, das generell sowohl von nozizeptiven Komponenten als auch von neuropathischen Komponenten (durch Nervenschädigung/Nervenaffektion) verursacht werden kann, nicht ausreichend erfasst. "Für eine gute Therapie ist eine korrekte Klassifikation des Schmerzsyndroms unerlässlich, da verschiedene Schmerzkomponenten einer unterschiedlichen Behandlungsstrategie bedürfen", so Priv.-Doz. Rainer Freynhagen, Düsseldorf.

    QST gibt Einblicke in die Pathophysiologie von Schmerzsyndromen
    Dass das diagnostische Verfahren der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) hier eine differenzierte Charakterisierung erlaubt, konnte der Wissenschaftler im Team mit weiteren Kollegen des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS), in einer klinischen Forschungsarbeit zeigen. Grundlage der QST ist die bei Patienten mit neuropathischem Schmerz charakteristisch veränderte Sensibilität. Die genaue Analyse der schmerzhaften sensorischen Symptome liefert ein klares Sensibilitätsprofil. Dazu Dr. Roman Rolke, Mainz: "Mit Hilfe des standardisierten QST-Protokolls des DFNS können wir neuropathische Schmerzkomponenten auch bei Patienten mit chronischem Rückenschmerz erfassen." Die Ergebnisse der klinischen Studie liefern Hinweise darauf, dass sowohl bei radikulärem Rückenschmerz als auch bei pseudoradikulärem Rückenschmerz neuropathische Schmerzkomponenten vorliegen, allerdings bei letzterer Schmerzform in geringerer Ausprägung.

    Wegbereiter für effektivere Behandlungsstrategien
    Wie genau diese Erkenntnisse auf die Therapiestrategie Einfluss nehmen, bleibt noch abzuwarten. Unter pharmakologischen Gesichtspunkten müsste die Diagnose eines neuropathischen Schmerzes in den Behandlungsplan implementiert werden. Nach klinischer Beobachtung werden auf diese Weise bei einer Vielzahl von Patienten erhebliche therapeutische Gewinne erzielt, klinische Studien hierzu fehlen allerdings noch.

    Auszeichnung mit dem 1. Förderpreis für Schmerzforschung 2007
    Die klinische Studie des DFNS wird nun mit dem 1. Förderpreis für Schmerzforschung in der Kategorie "Klinische Forschung" und einer Zuwendung von 7.000 € prämiert. Der höchstdotierte deutsche Wissenschaftspreis auf dem Gebiet der Schmerzforschung wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) und der Grünenthal GmbH (Aachen) vergeben. Die Verleihung des Preises erfolgte bei der Eröffnung des Deutschen Schmerzkongresses 2007 am 25. Oktober in Berlin.

    Literatur:
    Freynhagen R, Rolke R, Baron R, Tölle TR, Rutjes A, Schu S, Treede RD (2007) Pseudoradicular and radicular low back pain - a disease continuum rather than different entities? Answers from quantitative sensory testing. Pain, in press.

    Über den DFNS
    Der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) wird seit 2002 im Rahmen der Fördermaßnahme "Forschungsverbünde für Schmerzforschung" durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziel des DFNS ist, die Mechanismen bei der Entstehung neuropathischer Schmerzen besser zu verstehen (Pathophysiologie), die Chronifizierung von Schmerzen durch ein frühes Eingreifen zu verhindern (Prävention) und die therapeutischen Möglichkeiten wesentlich zu verbessern (Therapie). Alle Projekte des DFNS sind darauf ausgerichtet, den klinisch- wissenschaftlichen Leitgedanken, dass jeder einzelne Schmerzmechanismus eine spezifische Therapie erfordert (mechanismen-orientierte Therapie), in konkrete und zeitnah klinisch anwendbare Ergebnisse umzusetzen. Die beiden Sprecher des DFNS sind Prof. Ralf Baron, Kiel, und Prof. Thomas R. Tölle, München. http://www.neuropathischer-schmerz.de

    Ansprechpartner:

    Priv.-Doz. Dr. med. R. Freynhagen, D.E.A.A.
    Ambulanz für Schmerztherapie und Palliativmedizin
    Klinik für Anästhesiologie
    Universitätsklinikum Düsseldorf
    Postfach 10 10 07
    40001 Düsseldorf
    Tel:+49-211-81-16157
    E-Mail: Freynhagen@med.uni-duesseldorf.de

    Dr. med. Roman Rolke
    Klinik und Poliklinik für Neurologie
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Langenbeckstr. 1
    55131 Mainz
    Tel: +49 (0)6131-175984
    E-Mail: rolke@uni-mainz.de

    Pressekontakt DFNS:

    Vedrana Romanovic
    Geschäftsstelle des DFNS
    Neurologische Klinik und Poliklinik im Neuro-Kopf-Zentrum
    Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
    Ismaninger Str. 22
    81675 München
    Tel.: 089 - 4140 - 4628
    E-Mail: romanovic@lrz.tum.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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