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13.02.2008 16:14

Weltraumkrankheit: "Wir wollen von Fischen lernen"

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    Antworten aus der Forschung: Gravitationsbiologe PD Dr. Ralf Anken von der Universität Hohenheim zur Weltraumkrankheit kurz vor dem Raketenstart mit Forschungsfischen

    Der Weltraum-Ausflug des deutschen Astronauten Hans Schlegel musste wegen persönlicher Unpässlichkeiten verschoben werden. Dr. Ralf Anken, Sie planen für Samstag, den 16.02.2008, in Schweden einen Raketenstart mit Fischen, um Mechanismen und Therapien der Weltraumkrankheit zu erforschen. Warum wird es Menschen im Weltall überhaupt schlecht?

    PD Dr. Ralf Anken: In der Schwerelosigkeit stimmen die Eindrücke von Auge und Gleichgewichtsorgan nicht mehr überein. Das Gehirn wird also mit unsinnigen Informationen geflutet.



    Und das verursacht Übelkeit?

    PD Dr. Ralf Anken: Ein Beispiel aus dem Alltag: Sie sitzen im stehenden Zug, der Nachbarzug fährt los. Die Augen sehen und melden dem Gehirn: Wir fahren. Das Gleichgewicht hingegen merkt durch die fehlende Beschleunigung: Wir fahren nicht. Der Körper reagiert mit einem schummrigen Gefühl und es dauert einen Moment, bis das Gehirn die richtige Information annimmt. Schlecht wird es dem Menschen, wenn das Gehirn diesen Informationskonflikt nicht lösen kann. Es begreift nur, dass etwas im Körper nicht stimmt und nimmt zum Schutz an, der Körper sei vergiftet. Folge: Der Mageninhalt muss raus. Ähnliche Reaktionen spielen sich bei der Weltraumkrankheit ab.



    Was wollen Sie denn mit dem Raketenstart für Fische herausfinden?

    PD Dr. Ralf Anken: In unserer Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Reinhard Hilbig haben wir in frühren Experimenten herausgefunden, dass Fische unterschiedlich lange brauchen, um sich an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen. Wir haben die Theorie, dass das an kleinen Schweresteinchen im Innenohr liegt, den sogenannten Otolithen. Wir nehmen an, dass eine Asymmetrie, also Größenunterschiede der linken gegenüber den rechten Steinen, Schuld ist, dass manche Fische länger brauchen, um sich an die Schwerelosigkeit anzupassen. Eine fehlerhafte Mineralisierung dieser Steinchen könnte auch der Schlüssel für die Ursache von einer Reihe Gleichgewichts-Krankheiten des Menschen sein.



    Für welche?

    PD Dr. Ralf Anken: Zum Beispiel für bisher weitgehend unerklärbare Krankheiten wie das Menière'sche Syndrom, von dem laut Schätzungen mehr als ein Prozent der Menschen betroffen sind. Bei dieser Krankheit leiden die Patienten unter schlagartig auftretendem Schwindel und Orientierungslosigkeit. Wir selbst befassen uns derzeit aber noch mit dem Phänomen Gleichgewichtsstörung als solches.



    Und wie ist der Forschungsstand bei Therapien für die Weltraumkrankheit?

    PD Dr. Ralf Anken: Es gibt zwar Tabletten, aber eine Therapiemöglichkeit ist bislang noch nicht bekannt - grundsätzlich muss das Gehirn lernen, sich auf visuelle Informationen zu verlassen. Da geht es den Menschen wie unseren Fischen: Auch die lernen schließlich, sich auf ihre Augen zu verlassen anstatt auf das Gleichgewicht.



    Fragen: Sandra Leppin

    Kontakt (nicht zur Veröffentlichung):

    Prof. Dr. Reinhard Hilbig, Universität Hohenheim, Institut für Zoologie, Tel.: 0711 459-23349, Fax: 0711 459-23450, E-Mail: rhilbig@uni-hohenheim.de

    PD Dr. Ralf Anken, Universität Hohenheim, Institut für Zoologie, Tel.: 0711 459-24020, Fax: 0711 459-23450, E-Mail: anken@uni-hohenheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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