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14.02.2008 12:24

Neuer Ballonkatheter gegen Arteriosklerose. Zusätzlicher Wirkstoff verhindert Wiederverschließen von Arterien

Kerstin Endele GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Berlin, 14. Februar 2008. Ein an der Charité - Universitätsmedizin Berlin entwickelter Ballonkatheter macht es erstmals möglich, verengte Gefäße in den Beinen so aufzudehnen, dass sie sich anschließend nicht wieder verschließen. Dafür sorgt das Medikament Paclitaxel, das der Katheter während der Behandlung freisetzt. Das belegen die Ergebnisse einer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des New England Journal of Medicine * veröffentlicht ist.

    Für die Therapie von Gefäßverengungen der Beine, einer speziellen Form der so genannten Arteriosklerose, ist die Dehnungsbehandlung von Gefäßen ein weit verbreitetes Verfahren und eine sehr gute Alternative zur Bypassoperation. Ein zehn bis 15 Zentimeter langer Ballonkatheter wird in die verengte Arterie eingeführt und dort aufgeblasen. Dabei wird das Blutgefäß auf seine normale Weite gedehnt. Problematisch ist jedoch, dass sich das Gefäß bei etwa jedem zweiten Patienten innerhalb von zwei Jahren wieder verengt, da an der behandelten Stelle Narbengewebe entstehen kann. "Deshalb setzt unser neuer Katheter den Wirkstoff Paclitaxel frei", berichtet Prof. Ulrich Speck vom Institut für Radiologie am Campus Charité Mitte. "Bereits in sehr niedriger lokaler Dosierung verhindert es die gefürchtete Narbenwucherung, wie Tierversuche zeigen." Ursprünglich wird das Medikament zur Tumorbehandlung eingesetzt.

    Die neuartige Behandlung wurde jetzt erstmals an Patienten getestet: Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Tübingen und dem Herz-Zentrum Bad Krozingen hat die Charité eine Vergleichsstudie durchgeführt. Ein Teil der Artertiosklerose-Patienten wurde mit einem herkömmlichen Ballonkatheter behandelt, während bei einem anderen Teil der neue, mit dem Medikament beschichtete Ballonkatheter verwendet wurde. Das Ergebnis: Die mit Paclitaxel behandelten Patienten litten viel seltener an erneuten Beschwerden nach dem Eingriff. Nach ein bis zwei Jahren traten nur bei 15 Prozent dieser Patienten Rückfälle auf. In der Kontrollgruppe waren es mehr als die Hälfte.

    "Die neue Methode kommt somit auch bei komplexeren Befunden in Frage, bei denen wir bislang eher zur Operation geraten hätten", berichtet Prof. Thomas Albrecht von der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, der die Studie an der Charité geleitet hat. "Außerdem hoffen wir, damit auch die Amputationsrate weiter zu senken." Neben¬wirkungen sind bei der neuen Behandlung nicht zu befürchten: "Die Dosis ist sehr niedrig und wird lokal begrenzt freigesetzt, so dass keine unerwünschten Wirkungen auftreten", sagt Prof. Albrecht. Am Tag nach der Behandlung können die Patienten die Klinik wieder verlassen.
    In Deutschland leiden rund zweieinhalb Millionen Menschen an Gefäßverengungen der Beine. Die Berliner Forscher hoffen nun, dass ihr beschichteter Ballonkatheter bald von den Behörden zugelassen wird, so dass er allen Patienten mit dieser Art der Arteriosklerose zur Verfügung steht. Die Beschichtung der Ballonkatheter wurde von der Charité zum Patent angemeldet und an renommierte Firmen lizensiert.

    * Tepe G, Zeller T, Albrecht T et al: Local Paclitaxel Delivery to Inhibit Restenosis During Lower Extremity Angioplasty. New England Journal of Medicine 2008; 358:689-699.

    Kontakt:
    Prof. Thomas Albrecht
    Leitender Oberarzt
    Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin
    Campus Benjamin Franklin
    Charité - Universitätsmedizin Berlin
    Tel.: 030 - 8445 3044 / 3041
    thomas.albrecht@charite.de

    Prof. Ulrich Speck
    Institut für Radiologie
    Charité - Universitätsmedizin Berlin
    Tel.: 030 - 450 527 270
    ulrich.speck@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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