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19.01.2009 12:18

TV-Dokumentation: Die dunkle Seite des Lichts

Franz August Emde Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

    TV-Dokumentation: Die dunkle Seite des Lichts
    Lichtverschmutzung - ein Problem für Pflanzen und Tiere

    Bonn, 19.Januar 2009: Die Filmemacher Anja Freyhoff und Thomas Uhlmann haben sich mit ihrer TV-Dokumentation "Die dunkle Seite des Lichts" einem Problemthema des weltweiten Naturschutzes gewidmet. Als Folge der zunehmenden Verstädterung nimmt der Einfluss von Kunstlicht in den dicht besiedelten Räumen der Industriestaaten, aber auch in deren Umfeld kontinuierlich zu. Ausgelöst wird die "Beleuchtung" unserer Umwelt durch verschiedene Lichtquellen, wie Straßenbeleuchtung, Skybeamer, Flutlichtanlagen von Park- und Sportanlagen sowie die Beleuchtung von Hochhäusern, historischen Gebäuden, Gewerbe- und Industriegebieten. Dieses Phänomen entstand praktisch innerhalb weniger Jahrzehnte, gemessen an anderen Entwicklungen in unserer Landschaft also fast explosionsartig. Verbunden sind mit dem Einfluss von Kunstlicht Veränderungen des jahres- und tageszeitlich wechselnden Rhythmus von Hell- und Dunkelperioden. Daraus resultieren nachweisbare Auswirkungen insbesondere auf die biologische Vielfalt. Aber auch in bisher durch Fremdlicht relativ unbeeinflussten Landschaften sind zunehmende Auswirkungen für den Laien problemlos erkennbar. Die Lichtkegel über größeren Städten sind sehr auffällig. Die TV-Dokumentation ist am 20. Januar um 19.00 Uhr auf ARTE zu sehen.

    "Das BfN sieht in der zunehmenden Lichtverschmutzung in Natur und Landschaft ein Problem. Es handelt sich dabei um ein komplexes Phänomen, das mit vielen anderen Faktoren zusammenwirkt. Die "Hinweise zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen" des Länderausschusses für Immissionsschutz (LAI) stellen ein wichtiges Arbeitsmittel dar, um schädliche Auswirkungen von Licht zu reduzieren", sagte BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. Die LAI-Empfehlung enthält Hinweise über die schädliche Einwirkung von Beleuchtungsanlagen auf Tiere und Maßnahmen zu ihrer Minderung, die auch generell einer allgemeinen Aufhellung des Nachthimmels entgegenwirken dürften:
    1. Vermeidung heller, weitreichender künstlicher Lichtquellen in der freien Landschaft,
    2. Lichtlenkung ausschließlich in die Bereiche, die künstlich beleuchtet werden müssen,
    3. Wahl von Lichtquellen mit für Insekten wirkungsarmem Spektrum,
    4. Verwendung von staubdichten Leuchten,
    5. Begrenzung der Betriebsdauer auf die notwendige Zeit.

    "Die Bundesregierung hat sich in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt von 2007 darauf verständigt, von Siedlung, Verkehr und Mobilität ausgehende Beeinträchtigungen zum Beispiel durch Lärm und Licht bezogen auf die Immissionen in 2005 weiter kontinuierlich zu reduzieren. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, dem nun bald Taten folgen sollten. Gerade die Kommunen können dabei in ihrem Wirkungsfeld Einfluss auf die Ausgestaltung von Beleuchtungen nehmen", so die BfN-Präsidentin.

    Die Lichtverschmutzung kann bestehende Ökosysteme beeinflussen, denn Licht spielt für die Natur die zentrale Rolle eines Zeitgebers einer biologischen Uhr. Der Lebenszyklus vieler Tier- und Insektenarten wird durch Lichteinwirkungen beeinflusst. Meist besteht eine Kopplung mit anderen Faktoren, wie Temperatur, Feuchtigkeit oder Nahrungsqualität. Zu den durch natürliche Lichteinwirkungen gesteuerten Reaktionen gehören zum Beispiel die Bereitschaft zum Vogelzug und der Winterschlaf vieler Säugetiere.
    Neben den Insekten sind aber auch andere Tiere, wie beispielsweise Reptilien, Amphibien, Vögel und Säugetiere betroffen. Im Herbst und Frühjahr ziehende Vögel werden insbesondere durch Kunstlicht irritiert. Sie werden von punktuellen Lichtquellen und von den Lichtglocken über großen Städten angezogen und sterben infolge des Anfluges auf z.B. Glasfassaden oder durch Erschöpfung, weil sie aus dem Lichtkegel nicht wieder herausfinden.
    Das BfN rät daher zu Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung von Lichtverschmutzungen. Dazu gehört zuerst der Grundsatz der Vermeidung, wie er beispielsweise der naturschutzrechtlichen Eingriffs-Ausgleichs-Regelung zugrunde liegt. In jedem Falle sollte bei neuen Anlagen mit hohem Kunstlichtanteil die Standortwahl an den Anfang aller Überlegungen gestellt werden. Auch die Möglichkeiten zur Verminderung des Kunstlichteinflusses sollten ausgeschöpft werden. Zu diesen technischen Vorkehrungen zählen unter anderem verträglichere Lampen- und Leuchtentypen, Abschirmungen sowie auch Zeitschaltuhren. An bestehenden Anlagen kann die sukzessive Umrüstung betrieben werden, was positive Beispiele der Stadtwerke Augsburg anschaulich zeigen. Da Kunstlicht auch das Landschaftsbild und das Landschaftserleben des Menschen nachweisbar beeinflusst, sollte zukünftig auch "ästhetisch", beispielsweise durch licht-beruhigte Zonen, vorgesorgt werden. Hierfür sollten das Naturschutzinstrument Landschaftsplanung sowie geeignete Regelungen des Raumordnungs- und Bauplanungsrechts herangezogen werden.
    "Es ist wichtig, den Einfluss von Kunstlicht auch einer breiten Öffentlichkeit stärker bewusst zu machen und weiterhin auf allen relevanten Ebenen des gesellschaftlichen Handelns für sinnvolle Strategien und Maßnahmen zu dessen Verminderung zu sorgen", bemerkt Frau Professor Dr. Jessel abschließend.

    Weiterführende Informationen:
    BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT: Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Vom Bundeskabinett am 07. November 2007 beschlossen. www.bmu.de
    BÖTTCHER, MARITA (BEARB.): Auswirkungen von Fremdlicht auf die Fauna im Rahmen von Eingriffen in Natur und Landschaft. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 67. Bonn-Bad Godesberg.
    SCHWEIZERISCHES BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDWIRTSCHAFT: Empfehlungen zur Vermeidung von Lichtemissionen. www.bafu.admin.ch
    TIROLER LANDESUMWELTAMT UND WIENER UMWELTANWALTSCHAFT: Künstliche Lichtquellen - ein unterschätztes Naturschutzproblem. www.vorarlberg.at

    Hintergrund Lichtverschmutzung:
    Problematisch ist bei der Lichtverschmutzung hauptsächlich der große nach oben abgestrahlte oder reflektierte Anteil des Lichts. Einen bedeutenden Anteil hat wegen des langen Streuweges das horizontal emittierte Licht vor allem in gering oder nicht bebauten Gebieten. Dadurch ergeben sich die bekannten "Lichtglocken" über den Städten. Verantwortlich für dieses nach oben geleitete Licht sind vor allem ineffektiv konstruierte Beleuchtungsanlagen und Straßenlaternen, die ihr Licht zu einem Großteil nutzlos zu den Seiten und nach oben abstrahlen. Oftmals wirkt dies sogar kontraproduktiv, da diese Lichtquellen z. B. im Straßenverkehr blenden können. Verstärkt wird der Effekt der künstlichen Aufhellung durch in der Luft verteilte Staubpartikel, sog. Aerosole, die das nach oben abgestrahlte Licht reflektieren, brechen und streuen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Schule und Wissenschaft
    Deutsch


     

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