Einem internationalen Team von Astrophysikern ist es erstmals gelungen, sehr hochenergetische Gammastrahlung von einem nahegelegenen aktiven Galaxienkern, der Radiogalaxie Centaurus A, nachzuweisen. Die schwache Strahlung wurde von den H.E.S.S.-Teleskopen in Namibia entdeckt, einem der empfindlichsten Instrumente der Hochenergieastrophysik. (The Astrophysical Journal Letters 695, L40-L44, 2009)
Aktive Galaxien sind die energiereichsten Objekte im Universum; in ihrem Zentrum wird ein supermassives schwarzes Loch vermutet. In dessen Umgebung werden geladene Teilchen (Elektronen und Protonen) auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, die dann in Form gewaltiger Teilchenströme, sogenannter Jets, in entgegengesetzte Richtungen herausschießen. Centaurus A im Sternbild Zentaur ist eine der hellsten Galaxien an unserem Nachthimmel und zugleich die nächstgelegene Radiogalaxie mit einem aktiven Kern. Diese Nähe ermöglicht einzigartige Studien des aktiven Galaxienkerns und seiner Umgebung. Centaurus A nimmt am Himmel eine Fläche ein, die mehr als 100 Mal so groß ist wie der Vollmond - allerdings leuchtet diese ausgedehnte Struktur nur im Radiobereich, während mit dem bloßen Auge nur die Galaxie selbst sichtbar ist.
Die Teleskope des High Energy Stereoscopic System (H.E.S.S.) in Namibia haben nun zum ersten Mal hochenergetische Gammastrahlung von Centaurus A beobachtet. H.E.S.S. besteht aus vier identischen Teleskopen mit einem Spiegeldurchmesser von 13 m und wird von einer internationalen Kooperation unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg betrieben. Ultraschnelle Kameras registrieren die schwachen blauen Lichtblitze, die ausgesandt werden, wenn Gammaquanten in der Erdatmosphäre absorbiert werden und Kaskaden von subatomaren Teilchen, sogenannte Teilchenschauer, erzeugen.
Die von Centaurus A nachgewiesene hochenergetische Gammastrahlung ist so schwach, dass mehr als 100 Stunden Beobachtungszeit notwendig waren, um ein Bild zu erhalten. Die Strahlung kommt aus Richtung des Zentrums der Galaxie und den inneren Regionen der Jets. Mit den bisherigen Daten lässt sich die genaue Herkunft der Strahlung aber noch nicht ermitteln. Diese Gammastrahlung ist eine Billion Mal energiereicher als sichtbares Licht und entsteht vermutlich, wenn die in der Umgebung eines schwarzen Lochs extrem beschleunigten Teilchen anschließend mit Strahlungsfeldern oder der umgebenden Materie reagieren.
Die Entdeckung hochenergetischer Gammastrahlung von Centaurus A wirft die Frage auf, ob die Emission von Gammastrahlung vielleicht eine grundlegende Eigenschaft aller aktiven Galaxienkerne ist. Um diese Frage zu beantworten, sind weitere Beobachtungen von Centaurus A und anderer aktiver Galaxienkerne notwendig. Sollte das der Fall sein, könnten zukünftige Instrumente mit höherer Empfindlichkeit weitaus mehr Quellen entdecken als bisher angenommen und so zur Aufklärung der zugrunde liegenden Prozesse beitragen.
Ein großes Teleskop mit 30 m Spiegeldurchmesser zur Erweiterung von H.E.S.S. ist schon im Aufbau und soll 2010 die Beobachtungen aufnehmen. Für die weitere Zukunft ist außerdem das europäische Projekt Cherenkov Telescope Array (CTA) geplant. Dabei handelt es sich um ein Observatorium für hochenergetische Gammastrahlung, das aus etwa 100 Teleskopen besteht und eine zehn Mal höhere Empfindlichkeit im Vergleich zu bestehenden Instrumenten erreicht.
Kontakt:
Dr. Martin Raue
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel.: +49-6221-516-470
E-Mail: martin.raue@mpi-hd.pg.de
Prof. Dr. Werner Hofmann
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel.: +49-6221-516-330
E-Mail: Werner.Hofmann@mpi-hd.mpg.de
Prof. Dr. Felix Aharonian
Institute for Advanced Studies, Dublin, Irland
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel.: +49-6221-516-485
E-Mail: Felix.Aharonian@mpi-hd.mpg.de
http://www.iop.org/EJ/abstract/1538-4357/695/1/L40 Originalveröffentlichung
http://arxiv.org/abs/0903.1582 Preprint Server
http://www.mpi-hd.mpg.de/hfm/HESS/ H.E.S.S. Experiment Homepage
http://www.eso.org/gallery/v/ESOPIA/Galaxies/phot-03a-09-fullres.tif.html Details zum Bild, höhere Auflösung
http://www.mpifr-bonn.mpg.de/public/pr/pic-cena-dt.html MPIfR, Bonn, Pressemitteilung zum Bild
Multiwellenlängen-Aufnahme von Centaurus A im optischen, Submillimeter- und Röntgenbereich (ohne hoc ...
ESO/WFI (optisch); MPIfR/ESO/APEX/A.Weiss et al. (submillimeter); NASA/CXC/CfA/R.Kraft et al. (Röntgen)
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Multiwellenlängen-Aufnahme von Centaurus A im optischen, Submillimeter- und Röntgenbereich (ohne hoc ...
ESO/WFI (optisch); MPIfR/ESO/APEX/A.Weiss et al. (submillimeter); NASA/CXC/CfA/R.Kraft et al. (Röntgen)
None
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).