Erstmals in ihrer Geschichte hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit am heutigen Donnerstag, den 26. November 2009, den DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus vergeben.
Die Verleihung des Preises, der mit 5.000 Euro dotiert ist, erfolgte im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Fachgesellschaften, die vom 25. bis 28. November im ICC Berlin stattfindet und mit 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern inzwischen die größte Fachtagung für Psychiatrie und Psychotherapie in Europa ist. Mit dem DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus wurden in diesem Jahr das Berliner TV-Autorenteam Jan Tenhaven und Joachim Schmutz sowie die Kölner Hörfunkjournalistin Kristin Raabe ausgezeichnet.
Der preisgekrönte Beitrag des Autoren-Teams Jan Tenhaven und Joachim Schmutz, die als freie TV-Journalisten u.a. für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) sowie andere ARD-Rundfunkanstalten arbeiten, gilt dem Thema Traumatisierung durch Kriegsereignisse und deren lebensgeschichtliche Folgen. In dem Film "Der Krieg in mir. Das schlummernde Trauma", der am 3. März 2009 im MDR ausgestrahlt wurde, geht es exemplarisch um drei Menschen im Rentenalter, die als Kleinkinder den 2. Weltkrieg erlebten. Nachdem sie ihr ganzes Leben lang "funktioniert" haben, also eigene Kinder großzogen und ihrem Beruf nachgegangen sind, holt sie die Vergangenheit ein. Die furchtbaren Erlebnisse plagen sie auf unterschiedliche Weise. Doch diese Kriegskinder haben beschlossen, sich ihrem "schlummernden Trauma" zu stellen und psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Film erzählt die Geschichte der betroffenen Kriegskinder mit einem deutlichen Schwerpunkt auf den unterschiedlichen Therapie-Ansätzen, die heute zur Verfügung stehen. Denn in der breiten Öffentlichkeit setzt sich immer noch sehr langsam das Wissen durch, dass posttraumatische Belastungsstörungen auch noch Jahrzehnte nach dem traumatischen Ereignis auftreten und Menschen schwer belasten können. Und nicht zuletzt: Gerade für die Angehörigen der älteren Generation be-deutet der Gang zum Psychiater und Psychotherapeuten die Überwindung einer großen Hemmschwelle. Damit leistet dieser Film neben der Wissensvermittlung zudem einen wichtigen Beitrag, um der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wirksam entgegen zu treten
Der preiswürdige Beitrag von Kristin Raabe, Biologin und freie Wissenschaftsjournalistin, u.a. für die Sendungen "Forschung aktuell" bzw. "Wissenschaft im Brennpunkt" beim Deutschlandfunk sowie für "Leonardo" bei WDR 5, trägt den Titel "Das durchstoßene Herz - 20 Jahre nach Rammstein: Wie das Gehirn eine Katastrophe verarbeitet" und wurde am 17. August 2008 beim Deutschlandfunk gesendet. Die Jury hat sich u.a. auch deshalb für diesen Beitrag entschieden, weil hier die Erzählungen eines Rammstein-Überlebenden so gekonnt mit Geräuschen und Nachrichtenfetzen kombiniert wurde, dass beim Zuhörer innere Bilder der Katastrophe entstehen können. Dazu wurden die subjektiven Erfah-rungsberichte der Betroffenen in Bezug gesetzt mit aktuellen Forschungsergebnissen, die zum Zeit-punkt der Ausstrahlung zum Teil so aktuell waren, dass diese noch nicht einmal in der wissenschaftli-chen Literatur publiziert waren. Im diesem Teil des Features werden nicht nur neuronale Mechanismen, die einer posttraumatischen Belastungsstörung zugrunde liegen, dargestellt, sondern auch ganz allgemeine Informationen angeboten, wie das menschliche Gehirn lebensgeschichtliche Erfahrungen verarbeitet.
Mit dem Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus würdigen DGPPN und Stiftung für seelische Ge-sundheit engagierte Journalistinnen und Journalisten im Bereich Wissenschaftsberichterstattung der Print- bzw. Elektronikmedien für hervorragende Leistungen. Die Jury, zu der u.a. Dr. Harro Albrecht, Die Zeit (Hamburg) sowie Judith Baensch, RTL-aktuell (Köln), Joachim Müller-Jung, Frankfurter All-gemeine Zeitung (Frankfurt/Main), Jochen Niehaus, Focus (München) sowie Karsten Schwanke, ZDF, Abenteuer Wissen (Mainz), gehörten, hat die preiswürdigen Beiträge aus über 80 Einsendungen aus-gewählt. Voraussetzung für die Bewerbung, zu der auch ausdrücklich junge Autorinnen und Autoren aufgefordert waren, sollten Beiträge sein, die zur Popularisierung wissenschaftlicher Sachverhalte aus den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie sowie seelische Gesundheit beitragen. Gefördert wird der DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus von der Stiftung für seelische Gesundheit. Die Zielsetzung der Stiftung gilt der Förderung der seelischen Gesundheit der Bevölkerung und Weiter-entwicklung der Psychiatrie-Reform zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Stiftung ist Mitglied im Stifterverband der Deutschen Wissenschaft.
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Frank Schneider
Präsident DGPPN
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Tel.: 0241-80 89633
Fax: 0241-80 82401
E-Mail: fschneider@ukaachen.de
Dr. Thomas Nesseler
Hauptgeschäftsführer und Pressesprecher DGPPN
Reinhardtstraße 14
10117 Berlin
Tel.: 030-2404 772 0
Fax: 030-2404 772 29
t.nesseler@dgppn.de
Für alle Pressevertreter steht ab Mittwoch, den 25.11.2009, 13.30 Uhr ein Text- und Fotoservice zu allen Presseveranstaltungen zur Verfügung. Nutzen Sie die Möglichkeit zum Download:
http://www.dgppn.de/de_kongress2009_208.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Psychologie
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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