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04.08.2010 19:00

Forscherteam mit Wissenschaftlern der Universität Göttingen entschlüsselt Schwamm-Genom

Dr. Bernd Ebeling Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

    Einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern ist es gelungen, die Genomsequenz eines Hornkieselschwamms teilweise zu entschlüsseln. Dabei fanden die Forscher heraus, dass das Genom von Amphimedon queenslandica, der im australischen Great Barrier Reef lebt, eine erstaunliche Ähnlichkeit zum Genom komplexerer Tiere einschließlich Säugetieren aufweist. Die Ergebnisse ihrer Forschung haben die Wissenschaftler nun in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

    Pressemitteilung Nr. 160/2010

    Sperrfrist: Mittwoch, 4. August 2010, 19 Uhr

    Vom Schwamm zum Säuger: Auf der Suche nach gemeinsamen Vorfahren
    Forscherteam mit Wissenschaftlern der Universität Göttingen entschlüsselt Schwamm-Genom

    (pug) Einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern ist es gelungen, die Genomsequenz eines Hornkieselschwamms teilweise zu entschlüsseln. Dabei fanden die Forscher heraus, dass das Genom von Amphimedon queenslandica, der im australischen Great Barrier Reef lebt, eine erstaunliche Ähnlichkeit zum Genom komplexerer Tiere einschließlich Säugetieren aufweist. Die Ergebnisse ihrer Forschung haben die Wissenschaftler nun in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. An dem Projekt sind neben 31 anderen Wissenschaftlern auch Juniorprofessor Dr. Daniel Jackson und Prof. Dr. Mario Stanke von der Universität Göttingen beteiligt.

    Das Forscherteam kam zu überraschenden Erkenntnissen: Obwohl Schwämme primitiv aussehen und auf der untersten Entwicklungsstufe vielzelliger Lebewesen stehen, unterscheidet sich die Zusammensetzung ihres Erbguts nicht wesentlich von denen höher entwickelter Tiere. Die Wissenschaftler erhoffen sich nun durch das Studium von A. queenslandica tiefere Einsichten darüber, wie die Erbanlagen eines möglichen „universellen Vorfahren“ aller Tiere ausgesehen haben könnten – sozusagen an der Schnittstelle zwischen Schwamm und komplexeren Tieren mit echten Geweben.

    Das Sequenzieren des Genoms von A. queenslandica wurde den Forschern allerdings durch einige biologische Besonderheiten erschwert. Zum einen mussten sie eine ausreichende Menge reiner DNA gewinnen. Da Schwämme jedoch häufig aus einer Mischung aus Schwamm- und Bakterienzellen bestehen, haben die Wissenschaftler Embryonen und Larven des Hornkieselschwamms von einem erwachsenen Schwamm isoliert. Im nächsten Schritt wurden die Chromosomen, Molekülketten aus etwa 170 Millionen Nukleotiden, in kleinere Stücke zerbrochen, um sie sequenzieren zu können.

    In einem komplexen Verfahren hat Juniorprofessor Jackson vom Courant Forschungszentrum Geobiologie der Universität Göttingen nun eine sogenannte DNA-Bibliothek erstellt. Darin sind die Teile der DNA „archiviert“, die die Bauanleitung für Eiweiße des Schwamms enthalten. Diese Bibliothek ist relativ frei von sogenannter Junk-DNA, deren Funktion bisher unbekannt ist, und erhöht damit die Qualität der Genomsequenz. Prof. Stanke, bis Juni dieses Jahres am Institut für Mikrobiologie und Genetik der Universität Göttingen tätig, hat ein Computerprogramm entwickelt, das basierend auf einem mathematischen Modell gelernt hat, welche DNA-Abschnitte zu einem Gen gehören. Die so vorhergesagten Eiweißsequenzen wurden dann mit denen anderer Tiere verglichen. Dabei lässt eine signifikante Ähnlichkeit darauf schließen, dass das entsprechende Gen bereits in gemeinsamen Vorfahren einen Vorläufer hatte, von dem die heutigen Gene abstammen.

    Indem die Wissenschaftler das Genom von A. queenslandica mit denen anderer Tiere wie einem Wurm, einer Fruchtfliege oder einer Maus verglichen, konnten sie nachvollziehen, wie bestimmte Gene die Entwicklung eines Organismus kontrollieren, sich evolutionär verändert und entwickelt haben. Dabei fand das Forscherteam heraus, dass die „Kern-Bauanleitung“, die die Entwicklung eines komplexen Tieres steuert, auch im Genom eines Schwamms enthalten ist. Dazu zählen wichtige Kennzeichen von Mehrzelligkeit bei Tieren, wie regulierter Zellzyklus und Zellwachstum und der programmierte Zelltod. Viele dieser Gene, die mit dem Aufkommen von Komplexität bei Tieren in Verbindung gebracht werden, sind nach Ansicht der Forscher mit Krebs verknüpft – einer Krankheit gestörter Mehrzelligkeit.

    Originalveröffentlichung: Srivastava et al.: The Amphimedon queenslandica genome and the evolution of animal complexity. Nature. DOI: 10.1038/nature09201.

    Hinweis an die Redaktionen:
    Fotos von Prof. Dr. Mario Stanke und Juniorprofessor Dr. Daniel Jackson haben wir im Internet unter
    http://www.uni-goettingen.de/de/document/download/3d71d44dd32fe59ad2e55473ff08c2b9.jpg/stanke.jpg und
    http://www.uni-goettingen.de/de/document/download/d84a0b5b75c1417bdfaf887effe028a1.jpg/jackson.jpg zum Download bereit gestellt.

    Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Mario Stanke
    Universität Greifswald
    Institut für Mathematik und Informatik
    Walther-Rathenau-Straße 47, 17487 Greifswald
    Telefon (03834) 864842
    E-Mail: mstanke@gwdg.de
    Internet: http://gobics.de/mario


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-goettingen.de


    Bilder

    Prof. Dr. Mario Stanke
    Prof. Dr. Mario Stanke
    Foto: Uni Göttingen
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    Juniorprofessor Dr. Daniel Jackson
    Juniorprofessor Dr. Daniel Jackson
    Foto: Uni Göttingen
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Mario Stanke


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    Juniorprofessor Dr. Daniel Jackson


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