Aktuelle Karten und Grafiken des Leibniz-Instituts für Länderkunde zeigen beim europaweiten Vergleich der nichtehelichen Geburten große regionale Unterschiede
Der Anteil der unehelich geborenen Kinder an allen Geburten ist in den letzten Jahren fast überall in Europa gewachsen. Die Entwicklung verläuft indes alles andere als einheitlich: Während in Skandinavien und den Beneluxstaaten weniger als die Hälfte der Kinder in klassischen Familien geboren werden, liegen die Nichtehelichenquoten in Teilen Polens und in Griechenland trotz Zuwachs immer noch unter zehn Prozent. Das und mehr geht aus den Karten und Grafiken hervor, die das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) jetzt in seinem Online-Nationalatlas (http://aktuell.nationalatlas.de) veröffentlicht hat.
Wie die Europakarte des IfL zeigt, sind die regionalen Unterschiede der Nichtehelichenquote bei Neugeborenen nirgendwo so groß wie in Deutschland: Im Osten ist der im europäischen Vergleich hohe Anteil von 1997 bis 2007 nochmals deutlich angestiegen; im Westen werden wesentlich weniger Kinder in Beziehungen ohne Trauschein geboren, die Nichtehelichenquote ist hier in den vergangenen Jahren sogar unterdurchschnittlich gewachsen.
Als Ursachen für den Anstieg der Nichtehelichenquote sieht der IfL-Wissenschaftler Tim Leibert den gesellschaftlichen Wertewandel, besonders in Fragen der Sexualmoral, die Individualisierung und Säkularisierung sowie die Emanzipation der Frau. In Deutschland sei die Akzeptanz unverheirateter Familien im Osten höher als im Westen. „Die Unterschiede sind aber nicht so ausgeprägt wie bei der Nichtehelichenquote“, so Leibert. Nach seinen Erkenntnissen haben nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kind in Ost- und Südosteuropa das schlechteste Ansehen.
Leibert weist darauf hin, dass es ein Irrtum ist, wenn nichteheliche Geburten mit ungewollten Schwangerschaften und allein erziehenden Müttern in Verbindung gebracht würden. „Viele uneheliche Kinder sind heute gewollt und geplant“, stellt der Geograph und Bevölkerungsexperte richtig. Anders als in früheren Zeiten sei für viele Paare eine Schwangerschaft zudem kein triftiger Heiratsgrund mehr.
Leibert hat bei seinen Untersuchungen außerdem herausgefunden, dass nichteheliche Geburten als traditionelles Merkmal von Urbanität mehr zu einer Erscheinung der ländlich-peripheren Räume geworden sind. Vor allem in Belgien, Frankreich und Skandinavien zeichneten sich die Hauptstadtregionen durch unterdurchschnittliche Nichtehelichenquoten und schwächere Zuwächse aus. In London geht der Anteil unehelich geborener Kinder sogar zurück. Leibert führt das überraschende Phänomen auf ethnische Faktoren zurück: In der Metropole leben überdurchschnittlich viele Muslime und Hindus, bei denen die Nichtehelichenquote aus religiösen und kulturellen Gründen besonders niedrig ist.
Der vollständige Artikel ist nachzulesen unter http://aktuell.nationalatlas.de. Alle Karten und Diagramme sind dort online verfügbar und stehen zusätzlich als PDF-Dokumente zum Herunterladen bereit. Auf Wunsch können die Materialien in Druckqualität zur Verfügung gestellt werden. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Volker Bode, Leibniz-Institut für Länderkunde, Tel. +49 341 600 55-143, v_bode@ifl-leipzig.de.
In der Online-Zeitschrift Nationalatlas aktuell veröffentlicht das Leibniz-Institut für Länderkunde regelmäßig Beiträge zu Ereignissen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Umwelt. Im Mittelpunkt stehen eigene Karten und Grafiken sowie von Experten geschriebene Begleittexte. Jüngere Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt für Jugendliche und mit der steigenden Zahl ausländischer Gewerbeanmeldungen.
http://aktuell.nationalatlas.de
http://www.ifl-leipzig.de
Nichteheliche Geburten in Europa
Karte: IfL 2010
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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