Die Große Kerbameise ist das Insekt des Jahres 2011 für Deutschland Österreich und die Schweiz. Heute um 14 Uhr stellte das Kuratorium in einer Pressekonferenz im Berliner Naturkundemuseum das 7 bis 8 mm große staatenbildende Insekt vor. Mit der Wahl dieser Ameise will das Kuratorium Insekt des Jahres auf eine besonders geschützte Art aufmerksam machen, die gefährdet ist und deren Ameisenhaufen nicht gestört werden dürfen.
(Berlin) Die Große Kerbameise tritt nie einzeln auf und ist alleine auch gar nicht überlebensfähig. Wie alle Ameisen bildet sie Staaten, die in ihrem Falle riesig sind und mehrere hunderttausend Individuen umfassen. Die Große Kerbameise (lateinisch wissenschaftlich Formica exsecta) und alle anderen Waldameisen stechen nicht; sie haben keine Stachel. Feinde werden mit den kräftigen, gezähnten Mundwerkzeugen gebissen. Dann wird aus einer Giftblase am Hinterleib Ameisensäure in die Wunde gespritzt. Das wirkt wie ein Stich.
Kopf und Hinterleib der Großen Kerbameise sind braun schwarz gefärbt. Die für Ameisen so typische Taille ist auffallend rot und durch das stielartige erste Segment des Hinterleibs besonders lang. Hier befindet sich eine aufrechte Schuppe, die eingekerbt ist, daher der Name der Ameise. Aber auch der Kopf hat hinten eine Delle, an dem die Kerbameise gut zu erkennen ist. Man sieht in der Regel die flügellosen Arbeiterinnen. Die männlichen Tiere leben sehr kurz und haben ausschließlich die Aufgabe, die Königinnen auf einem Hochzeitsflug zu befruchten, was nur einmal in deren Leben passiert. Fliegen die Königinnen nicht zum Nest zurück, sondern gründen einen neuen Staat, so ziehen sie in Nester weniger aggressiver Ameisenarten ein und versklaven sie. Die fremden Arbeiterinnen ziehen die erste Brut auf.
Königinnen können zwanzig Jahre alt werden. Deren spezieller Duft markiert alle Mitglieder eines Ameisenstaates und hält ihn zusammen. Mit Geruchstoffen werden auch die Ameisenwege markiert, sodass der Weg zum Bau oder zur Nahrungsquelle leichter zu finden ist. Ameisen betasten sich, wenn sie aufeinanderstoßen und riechen dann, ob sie zum gleichen Staat gehören. Mit tausenden Sinneszellen auf den Fühlern riechen, schmecken und fühlen die Ameisen und messen die Temperatur sowie den Kohlendioxidgehalt der Luft.
Den Winter verbringt die Große Kerbameise in ihrem Bau, der tief in die Erde reicht und oberirdisch meistens aus einem Haufen von Grashalmen besteht. Bei anderen Ameisen besteht er aus Baumnadeln. Er kann eine Höhe von 1,5 m erreichen. Die Brut wird nur in den Sommermonaten aufgezogen. Dabei werden die Puppen und die madenförmigen Larven, die keine Beine und Augen haben, in Kammern mit der richtigen Temperatur gebracht, je nach Wetter und Sonneneinstrahlung. Die großen, gelblich weißen Puppen werden fälschlicherweise häufig als Ameiseneier bezeichnet. Die Eier selbst sind sehr klein, aber mit bloßem Auge noch zu sehen. Sie werden aber meistens in Paketen zusammengeklebt.
Die Nahrung aller Waldameisen ist zum großen Teil der Honigtau von Blattläusen; Honigtau ist deren zuckerhaltiger Kot. Außerdem fressen sie Aas, sowie Insekten, entweder tote oder Raupen, die leicht zu überwältigen sind.
Waldameisen kennt jeder, leider häufig nur dem Namen nach. Auf ihre faszinierende Lebensweise soll mit der Wahl zum Insekt des Jahres 2011 hingewiesen werden. Das Kuratorium Insekt des Jahres hat ganz logisch gewählt: 2010 war der Ameisenlöwe das Insekt des Jahres, 2011 ist es seine Beute, eine Ameise. Die Große Kerbameise ist stellvertretend für alle Waldameisen ausgewählt worden.
Text Dr. Wohlert Wohlers
Pressesprecher des Kuratorium „Insekt des Jahres“
c/o Julius Kühn-Institut, Braunschweig
Tel. 0531/ 299 33 96
Bitte geben sie bei den Bildern den Fotografen: Dieter Bretz an. Die Bilder dürfen nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Insekt des Jahres genutzt werden.
Hinweis: Weitere Fotos in Druckqualität zum Herunterladen sowie die Liste aller bisherigen Insekten des Jahres finden Sie unter
www.jki.bund.de > Presse > Insekt des Jahres
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Arbeiterinnen werden 7-8 mm groß
Foto: Dieter Bretz
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Ein junger Ameisenhaufen der Kerbameise
Foto: Dieter Bretz
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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